22
Sep
2010

Schlange stehen auf Israelische weise..

Lieber Reisefuchs,
hier kommt also endlich mein angekündigter Beitrag.

Erstmal muss man verschiedene Warteschlangen voneinander unterscheiden:
Warteschlange bei der Post/bei Behörden
Warteschlange im Supermarkt
Warteschlange beim Bus
Warteschlange beim Arzt

Wahrscheinlich gibt es noch mehr Kategorien aber das sind diejenigen die mir spontan einfallen und mit denen ich schon meine Erfahrungen sammeln "durfte".

Eine Sache haben all diese Warteschlangen gemeinsam: man benötigt gute Ellbogen!
aber lass mich mal mit der harmlosen Post/bei Behörden Warteschlange anfangen.
Post und Behörden haben meistens einen Automaten oder ähnliches (so wie hier auf "meiner" Postfiliale "Nummerzettelautomat") wo man eine Nummer zieht und dann wartet bis man drannkomt. Es empfielt sich allerdings wachsam zu warten weil ganz sicher früher oder später Jemand kommt der sich im Recht glaubt doch kurz nur "schnell" was ganz "kleines" zu fragen nur um dann eine halbe Stunde den Schalter zu besetzen. Sobald man sieht das man an der Reihe ist schleunigstens zum Schalter gehen weil SEHR schnell die nächste Nummer aufgefordert wird zu kommen.
Regeln für Post/Behörden Warteschlange: Wachsam sein, Schnell sein, sämtliche "hundeblicke" und ich-muss-schon-seit-ner-halben-stunde-im-kranken-haus-sein- Geschichten Ignorieren und NIEMANDEN vorlassen. (womöglich wird einem sonnst von anderen Mitwartenden vorgeworfen man hätte der Person seinen eigenen Platz angeboten und man kann sich eine neue Nummer holen und von forne anfangen mit dem Warten)

Warteschlange im Supermarkt
Die Israelische Supermarkt Warteschlange unterscheidet sich schon dadurch von der Schweizerischen das man fast aufeinander draufsteht. Man macht nur ein einziges mal den Fehler soweit hinter der Nächsten Person zu stehen das die eigene Nase nicht in den Hals des Vordermannes sticht. Warum? Eh man sich versieht wird sich Jemand dazwischen drängen (mit vorliebe Jemand der gerade einen Wocheneinkauf für eine 7 köpfige Familie vorgenommen hat)Jeder versuch die Person wieder loszuwerden scheitert meist kläglich.
Da die Kassiererin irgendwie nicht damit leben kann das ein Kunde ein Sonderangebot verpassen könnte dauert das Warten an der Kasse meistens wirklich lange. (erst werden dem Kunden alle verpassten Aktionen vor Augen geführt und danach werden sie auch noch davon überzeugt das sie nicht ohne die zweite Milch zum halben Preis leben können) Viele Leute stellen sich daher schon mal in die Schlange, Parkieren ihren Wagen da und pendeln zwischen Schlange und Laden hin und her. Es gibt dazu nur eins zu beachten: Steht man schon in der Schlange und will noch was holen muss man immer dem Vordermann bescheid geben das man nur schnell was holt. Wer auch immer hinter einem ist, steht grundsätzlich unter Verdacht nur darauf zu warten einem den Platz streitig zu machen. Wer vor einem Steht hat ja eh schon den beseren Platz als man selbst und ist damit vertrauenswürdig.
Regeln für Supermarkt Schlange: Keine Berührungsängste, viel Geduld und nicht nicht JEDEN vorlassen der vorgibt nur 3 Artikel zu haben (manche zaubern dann doch noch 10 und mehr Sachen aus verschiedensten Taschen)

Warteschlange beim Bus
bei der Warteschlange vom Bus muss man wirklich vorallem eins haben: Ellbogen. Es wird in keinster Weise berücksichtig wer zuerst da war und ähnliches. Wer zuerst die Tür erreicht steigt auch zuerst ein. Man muss sich Aktiv in der Schlange mit nach vorne drängeln sonnst landet man eh man sich versieht am Ende der Schlange.
Regel: Keine Hemmungen haben. Wacker mitdrängeln und sich nicht so leicht wegschubsen lassen.

Warteschlange beim Arzt
falls Du dich jetzt wunderst was es denn beim Arzt für eine Warteschlange geben könnte... :
Man kriegt eine genaue Uhrzeit für seinen Arzttermin aber man muss nicht davon ausgehen das man die einzigste Person ist die um die Zeit beim selben Arzt einen Termin hat. Ausserdem ist es nicht so das Jemand kommt um die Patienten auf zu rufen. An der Tür zum Sprechzimmer hängt meistens ein Zettel auf dem Alle Patienten mit Nummern versehen vermerkt sind. Man geht also als erstes und Findet raus was für eine Nummer man hat.
Anscheinend scheint es eine geheime Regel zu geben die Besagt das man sich auf keinen Fall so hinsetzen darf das eine Reihenfolge der Wartenden ersichtlich sein könnte. Als neuankömmling fragt man also wer der Letzte in der Reihe ist. Bei jeder Anfrage muss man damit rechnen das eine Grundsatz Diskussion ausbricht was denen denn eingefallen ist Person A vor Person B einzutragen wo doch Person B so viel schlimmer leider als Person A usw. Ausserdem kommen dann immer wieder Personen hinzu die als "Notfall" dazwischen geschoben wurden und denen gesagt wurde sie sollen einfach mal hingehen und warten. Diese Personen kommen also "Nummernlos" daher. Da nun aber JEDER in dieser Schlange sich als der Kränkste und als der am dringensten Behandlungsbedürftigste empfindet ist man nur wiederwillig dazu bereit eine "Nummerlose" Person irgendwo in der Warteschlange einzuplatzieren. Das Warten wird also von einer Dauerdiskussion wer wegen was vor wem drann kommt begleitet und man versucht krampfhaft nicht aus den Augen zu verlieren wer genau vor einem drann kommt. Man darf sich auf keinen Fall in Sicherheit wiegen und Denken das auch nur irgendwer sich danach an das ganze halten wird. Sobald die Tür aufgeht stürmt die Hälfte der Wartenden zetter und mordio schreiend zur tür und versucht doch noch schnell vorher drann zu kommen. Es gibt auch die ganz Dreisten die direkt zum Lift heraus schnell in die Geöffnete Tür schlüpfen bevor überhautp Jemand die Chance hatte zu reagieren. Man kann auch davon ausgehen wenn der Moment endlich gekommen ist das man drann kommen sollte das man von mehreren Personen angesprochen wird die nur "schnell" eine Unterschrift aufs Rezept brauchen, was abgeben müssen, eine "Klitzekleine" Frage haben, oder schon gestern drann gewesen wären aber dann durch eine unerwartete beerdigung oder ähnliches aufgehlaten wurden und jetzt selber im sterben liegen. Dazu kann ich nur sagen: Nicht mit der Wimpder Zucken und allen eine Abfuhr erteilen.
Regel für die Warteschlange beim Arzt:
Jedem der einem einen Vortrag darüber hält das er schon halb im Sterben liegt zur Antwort geben das man auch nicht wegen dem gratis Wasser aus dem Spender hergekommen ist. Nie aus den Augen verlieren wer vor einem drann kommt. Wenn man an der Reihe ist direkt neben der Tür "Sprungbereit" warten. Ab und zu Erbarmen haben und einen "Nummernlosen" Patienten reinlassen. Aber wirklich nur ab und zu!

Und da komm ich wieder zu meinem Lieblingsschlusswort: Du siehst nichts ist hier langweilig ;-)
bis bald
liebe Grüsse
Lili

Hund und Maus

Da ich noch schnell für die Ferien die Ueberfahrt mit der Fähre buchen muss, binde ich Felix, unseren Mischlingshund, an der kurzen Leine vor dem Reisebüro an. Durch das grosse Schaufenster kann ich ihn von innen gut beobachten: erst liegt er da und schnüffelt gelangweilt am Plakatständer hinter dem er liegt. Dann steht er wieder auf, wenn was auf der anderen Strassenseite passiert.....eben wie ein Hund, den die Welt interessiert. Interessant wird die Sache erst, als eine Passantin sich von hinten nähert. Anstatt, wie erwartet, einfach am Hund vorbei zu laufen, macht sie einen kleinen Umweg um den Plakatständer herum und zieht den Hund am Schwanz. Da dieser das Manöver nicht bemerkt hat, springt er total erschreckt mit allen Vieren gleichzeitig in die Luft. Das Ganze hat eine gewisse Komik, aber niemand lacht. Die Frau läuft weiter als wäre nichts gewesen und ich lasse vor lauter Verwunderung eine Lücke im Gespräch mit der Reiseberaterin und merke wie mir der Unterkiefer runterklappt. Was war das? Eine spezielle Art des Humors? Angst vor Hunden und die Gelegenheit es irgendeinem heimzuzahlen? Aber zum Glück muss man ja nicht alles verstehen!
Nach dem Reisebüro gehen Felix und ich weiter durch Interlaken. Dann klingelt mein Handy und ich stelle mich zum telefonieren dicht an eine Hausmauer und nehme den Hund an der ganz kurzen Leine neben meine Füsse. Als zwei alte Damen vorbei laufen, schnuppert mein Begleiter in ihre Richtung: böser Blick von den Frauen in meine Richtung. Warum ist mir nicht so ganz klar, denn nebenbei bin ich ja noch am Telefon. Aber auch das muss ich ja nicht verstehen....
Und noch bevor ich mein Gespräch beenden kann, bemerke ich, wie ein Mann mich und den Hund fotografiert. Auch hier lasse ich wohl vor Staunen eine Lücke im Gespräch, denn plötzlich höre ich vom anderen Ende her: "Wüstenfuchs? Bist du in Ohnmacht gefallen?" Das dann doch nicht, aber verwundert bin ich schon. Eigentlich hätte ich es gerne, wenn man mich fragt, bevor man mich ablichtet. Und überhaupt: was gibts denn da zu fotografieren? Weder bin ich besonders hübsch, hatte keinen schrillen Hut an, noch wächst Felix einen zweiter Kopf auf dem Rücken. Wir sind einfach nur eine Frau mit einem Hund und dem Telefon am Ohr. Aus welchem Land kam denn dieser Tourist, in dem es so was nicht gibt?

Und hier noch das Foto des Tages. Auch von jemandem, der die Welt wahrscheinlich nicht mehr verstanden hat:
Falle mit Hausmaus
Eine Hausmaus aus unserem Keller, die leider einen alten Gleitschirm als Nest benutzen wollte. Jetzt wurde sie zwangsumgesiedelt und muss von nun an ihr Glück in einer Scheune finden.

18
Sep
2010

Etappenziel II

Und wieder mal ist es mir in den letzten Tagen gelungen knappe zwei Stunden für eine Tour zu nutzen, die ich schon lange mal machen wollte. Vor kurzem habe ich Brunnihütte erklommen, vorgestern konnte ich den Teil, der zwischen dem Dorf und dem Einstieg zur Hüttenroute liegt, endlich mal zu Fuss laufen.
Unteres Horn Wanderwegweiser
Jetzt fehlt mir bis zum Morgenberghorn sozusagen nur noch der Gipfelteil.
Auf dem Weg kamen wir an der Baustelle für den geplanten Hängebrückenweg vorbei, an der ein Helikopter mit Materialflügen beschäftigt war.
Helikopter bei Arbeitseinsatz
Auf dem halben Weg nach oben bieten sich immer wieder schöne Aussichtspunkte. Hier sieht man Interlaken und den Harder im Hintergrund.
Interlaken und der Harder

Auf diesem Spaziergang hatte ich genügend Zeit über die bevorstehenden Ferien nachzudenken. Eigentlich bin ich eine leidenschaftlich Reisende. Am liebsten ist mir wild, unzugänglich, anstrengend und abenteuerlich. Und ich meine damit nicht Mallorca oder die Malediven, sondern Wüstendurchquerungen, Bergbesteigungen und Co. Allerdings hat sich die Wahrnehmung was abenteuerlich, wild und anstrengend ist, seit ich Teil einer Familie bin, deutlich geändert. Anstrengend ist für mich seit neustem eine Ueberfahrt mit der Fähre von Italien nach Sardinien, weil ich 6 Stunden ein genervtes Kind bei Laune halten muss. Abenteuerlich erscheint mir seit kurzem einen dreibeinigen Hund im Kinderwagen durch den Sand zu bugsieren und wild finde ich zu meinem Erstaunen die Hunde heimlich vom Deck in die Kabine zu schmuggeln, wo sie eigentlich nicht hin dürfen. Da wundert es keinen, dass ich schon jetzt erschöpft aufstöhne, wenn ich an die kommenden Ferien denke. Familienferien sind.....ja was eigentlich? Für mich als Kind waren sie super, aber als Elternteil bedeuten sie nur am Rande Entspannung. Ansonsten ist es Familienmanagement für Fortgeschrittene mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad (Campen!). Leider gibts am Ende keine Sieger oder Belohnungen, sondern nur die Gewissheit, dass die Kinder wieder in die Schule / Kindergarten gehen werden und dann die eigentliche Erhohlung beginnt..... Warum also nicht zu hause bleiben? Weil ich trotz allem gerne reise, weil ich meinem Kind die Welt zeigen will und weil ein Tapetenwechsel trotz allem gut tut.

15
Sep
2010

Verschaerfte Isolationshaft

Halloechen lieber Wuestenfuchs,
tja da dachte ich doch es waere ein grund zum jammern zu hause eingesperrt zu sein mit einem "mumpser" und nirgends hin gehen zu koennen usw. wenig ahnung hatte ich was alles noch folgen wuerde. Die letzten Tage muesste ich fast in mehreren Beitraegen verarbeiten... ;-)
Die Mumps schien erstmal normal zu verlaufen. Nach einer Woche hatte der Mumpser kein Fieber mehr und auch die Schwellung am Hals hatte deutlich abgenommen. Wie vorausgesehen fast puenktlich zu den Feiertagen (wir haben hier Neujahr gefeiert) Ich hatte gerade noch einen halben Tag zeit zum einkaufen. Gut hab ich gedacht das gibt ihm noch 3 tage zeit sich endgueltig auszukurieren bevor er wieder zum Kindergarten geht. Er hatte wieder Appetit und wir sind auch wieder zum Spielplatz gegangen. Die Schwellung ging zurueck aber nie ganz weg. Deswegen dachte ich das es wohl besser waere am ersten Kindergarten schnell beim Arzt vorbei zu sehen damit er eine Bestaetigung schreibt das mein Sohn nicht mehr Krank ist und wieder zum Kindergrten gehen kann.
(zum Schlangen stehen ala Israeli muss ich einen extra beitrag machen das sprengt sonnst hier den Ramen ;-) )
Der Arzt kuckte sich also den Hals meines Sohnes an und meinte sofort: Das mit dem Kindergarten kannst Du direkt vergessen der hat kein Mumps das ist ein Abszess am Hals. Ich ueberweise euch gleich ins Krankenhaus.
So kam es also das wir anstatt in den Kindergarten ins Krankenhaus gegangen sind. Da wurde der Hals untersucht und dann kurz spaeter schon per Spritze unmengen von Eiter enfternt. Die anfaengliche Hoffnung das wir nach einer Nacht wieder nach Hause gehen koennen wurde leider sehr schnell zerstoert dafuer hat sich die gestrige Angst das er sogar noch operiert werden muesste auch nicht bewahrheitet. So sitzen wir nun also seit Sonntag hier im Krankenhaus fest und kommen mit etwas glueck morgen oder uebermorgen dann endlich wieder nach Hause.
Liebe gruesse
Lili
p.s. wenn Du dich wunderst wie ich schreibe... die haben hier ein Pc Zimmer und sogar Internet :-)

Schon wieder ein erstes Mal

An diesem Tag bin ich zum ersten mal Töffli gefahren und jetzt soll ich das hier fahren:
Motorrad vom Fuchs
Na, so ein richtig grosses Motorrad ist das ja noch nicht, aber für mich schon ein Monster! Meine Zweiraderfahrung belief sich bisher auf Fahrräder und eben dieses eine Mal Moped fahren, aber heute hat sich mein liebster Ehemann Zeit genommen, um mich in die Geheimnisse des motorisierten Zweiradfahrens einzuweisen. Erst Mal gings unter grossen Geschrei (meinerseits) und Gelächter (seinerseits) über Feld-und Waldwege, um, wie mein hinterlister Mann mir mit einem verschmitzten Lächeln sagte, zu zeigen was das Ding kann. Naja, was soll ich sagen: es kann ganz schön was und mein Herz ist mir bei der ersten Bodenwelle in die Hose und bei der zweiten aus dem Hosenbein raus gerutscht.
Als es dann so weit war, dass ich an Hebel, Knöpfe und Pedale durfte, habe ich unter grossem Gejammer mal die Strasse hinter unserem Haus im ersten Gang zurückgelegt. Immer in der Erwartung eines fürchterlichen Todes.
Aber am Ende der Uebungshalbenstunde muss ich zugeben, dass es wirklich lustig ist. Ich werde mir wohl einen Lehrfahrausweis und einen Helm zulegen und das Dorf unsicher machen....

10
Sep
2010

Jungfrau-Marathon

Jetzt kommt der Witz des Jahres, oder zumindest dieses Blogs: morgen findet in Interlaken der Jungfrau-Marathon statt und wie üblich am Tag davor - also heute - die Mini-Rennen für die Kinder. Tja, und was soll ich euch sagen: Füchschen hat am Mini-Run in der Kategorie unter 6jährige teilgenommen und fands mega gut!.....In Anbetracht meines letzten Beitrags scheint das jetzt etwas überraschend, aber da kann man mal sehen wie flexibel Eltern mit ihren Ueberzeugungen sein müssen/können. Ich gebe mich geschlagen und überlasse meinen Sohn der Kokurrenz... ;-)
Ach ja, Füchschen fands toll, weil er wie alle anderen eine Medaille bekommen hat und jetzt überzeugt ist, seine erste "Goldmedallie" in den Händen zu halten. Da werden Grundsteine gelegt!

7
Sep
2010

Konkurrenzkampf

Gestern am Sporttag der Schule und des Kindergartens habe ich mich ernsthaft zu fragen begonne, wozu Wettkämpfe eigentlich gut sein sollen.
Für 5jährige Kinder ist verlieren eine schlimme Sache, da in diesem Alter alle Situationen emotional interpretiert werden. Sprich: der kleine Kai ist langsamer als sein Freund beim Wettrennen. Und weil er das schon im letzten Drittel des Rennens erkennt, fängt er schon auf dem Weg ins Ziel an zu weinen. Füchschen ist knapp nicht so schnell wie sein "Gegner" (der eigentlich sein Freund ist!), ist aber immer noch der Zweitschnellste von allen. Aber dieser zweite Platz hat schon einen bitteren Geschmack von Versagen und auch er muss sich auf die Lippe beissen, obwohl er toll gerannt ist.
Da frage ich mich doch, was das soll. Denn auch nach dem 10ten Wettkampf werden 5jährige "Sieg" oder "Niederlage"(beginnend mit dem 2ten Platz...) emotional auslegen. Da gibt es kein Training. Zur Abstraktion, dass das jetzt nicht so wichtig ist, sind sie erst mit ungefähr 8-10 Jahren fähig. Ist das Ziel jetzt dem einen Kind, das das Beste ist ein Wohlgefühl zu verschaffen und dem Rest so ein Gefühl von nicht-ganz-genügen oder ist es nicht eigentlich die Idee, den Kindern Freude an der Bewegung und am Sport zu vermitteln?
Ich selber erinnere mich mit 13 oder 14 Jahren (also schon längst fähig zur Abstraktion) in Judowettkämpfen von akuter Sinnlosigkeit befallen worden zu sein, weil ich meine "Gegnerin" "besiegen" sollte. Gekämpft habe ich gerne, weil ich Freude an dieser Art der Bewegung hatte, aber gewinnen war mir absolut wurscht. Gefreut habe ich mich, wenn mir im spielerischen Kampf ein perfekter Wurf gelang. Aber es war nicht das Gefühl von "den Gegener erledigt zu haben", sondern das Gefühl Kontrolle über komplizierte Bewegungen zu haben, das mir Befriedigung verschafft hat.
Mir ist klar, dass da nicht alle gleich ticken, aber bei kleinen Kindern finde ich Wettkämpfe absolut unnötig, vor allem, wenn der Kleinste der 5jährigen gute 1,5 Köpfe kleiner ist als Füchschen und sein schneller Freund. Das ist dann noch nicht mal gerecht.
Ein paar Väter, mit denen ich geredet habe, waren der Meinung, man müsse die Kinder halt schon früh auf den Konkurrenzkampf "da draussen" vorbereiten und verlieren müsse gelernt werden. Vielleicht hätte ich dem bis vor kurzem noch unbedacht zugestimmt, aber jetzt kommen mir doch Zweifel über die Rechtmässigkeit dieser Behauptung. Konkurrenz ist ein Teil unserer Kultur, den wir unhinterfragt hinnehmen, aber es scheint ja durchaus Kulturen zu geben, die Konkurrenz nicht kennen (laut Jean Liedloff die Yequana-Indianer).
Ich bin dafür Durchhalten zu erlernen und gegen das eigene Aufgeben-wollen anzukämpfen, aber gegen andere.... Besser würde mir erscheinen MIT anderen als gegen sie. Im Karate gibt es eine Uebung, die man in einer grösseren Gruppe macht und die auch nur dann wirklich gut funktioniert: alle stehen in sehr breitem Stand mit leicht gebeugten Knien (so als würde man gerade aufs Klo absitzen wollen). Am Anfang erscheint diese Uebung als sehr einfach, aber spätestens nach einer Minute ist man überzeugt es keine 10 Sek. mehr auszuhalten. Aber dank der Gruppe, die ebenfalls versucht durchzuhalten, hält man selber es viel länger aus, als man jemals gedacht hat. So eine Art der Konkurrenz MIT anderen schwebt mir vor. Da habe ich selber viel gelernt. Beim verlieren eines Wettrennens eigentlich nie sehr viel....ausser wie ich meine Tränen runterschlucke.

5
Sep
2010

Isolationshaft

Lieber Wüstenfuchs,
meine Situation mit der Kinderbetreuung hat sich ja seit meinem Umzug hier her um Welten verbessert. Die Kinder werden so liebevoll und toll betreut das man sie wirklich ganz ohne schlechtes gewissen abgeben kann. Eines ist sich allerdings gleich geblieben:

Alleinerziehende Mutter + Krankes Kind= Isolationshaft

Genau pünktlich als die Ferien nach einem Monat vorbei waren wachte mein Sohn am letzen Dienstag mit einem unfassbar dicken Hals auf. Diagnose war mir auch ohne Arzt sofort klar: Mumps.
Da Sohn des gehens schon fast nicht mehr mächtig war mit dem Taxi zum Arzt. Dort wurde meine naive Hoffnung sofort vernichtet das es da irgendetwas geben würde was den Krankheitsverlauf beschläunigen könnte. Auf dem Weg nach Hause wohlwissend das ich tagelang nicht mehr aus dem Haus kommen werde noch kurz eingekauft.
Da man mit Mumps ja ziemlich Probleme beim Kauen hat hab ich reichlich Joghurt, Früchtemus und unmengen an Gemüsen für Suppe eingekauft.
Zu Hause das Kind ins Bett gelegt und mich in der Küche daran gemacht unsere Lieblingssupe zu kochen.(Rezept dazu steht unten)
Irgendwann unter dem ganzen Gestöhne über die Schmerzen vernahm ich ein kleines "ich hab hunger".
Dann in der Küche:
"Mami!!!! WARUM hast du SUPPE gekocht? DU weisst doch das ich fast nicht schlucken kann!!"
Unter schimpfen darüber was ich mir bloss gedacht habe schnappt er sich bei seinem Bruder eine Handvoll Croutons (wirklich steinhart wenn die nicht in der Suppe waren) und mampft die frisch fröhlich vor meinen ungläubigen Augen auf.
Am nächsten Tag wagte ich mich dann an seinen heiss geliebten Kartoffelstock. Und zwar nicht grünen sondern Orangen.(Rezept dazu unten) Da er den so unglaublich gerne mag hat er doch glatt vergessen zu meckern.
Seit letzten Dienstag also lebe ich hier abgesehen von kleinen 5 minuten Spaziergängen (der Grosse im Kinderwagen und der Kleine zu fuss) zusammen mit meinen zwei Jungs in Isolationshaft. Und irgendwie scheint einfach kein Ende in sicht... der Hals sieht immer noch spektakulär dick aus. Und die Krönung an der Geschichte? Ab Mittwoch ist der Kindergarten zwecks jüdischer Neujahrsfeier dann schon wieder geschlossen.

Kürbis/Apfel curry Suppe:
Weiss garnicht so ganz genau wo das Rezept herkommt. Hat sich irgendwie aus verschiedenen Rezepten in unserer Familie so zusammen gefunden. Die Mengenangaben sind sehr übern Daumen gepeilt.

1 kleiner Hokkaido Kürbis (mit Schale, ohne Kerne) gewürfelt
oder einen grossen " Kürbisschnitz" aus dem Supermarkt.
1 Zwiebel fein gehackt
1 Apfel geschält/entkernt und in Stücke geschnitten.
Currypulver
nach beileben Butter oder Rapsöl zum anschwitzen (ich nehm immer Butter)
Bouillon
etwas Zitronensaft
Rahm.
Butter Schmelzen und Curry pulver dazu geben. Kurz darauf Zwiebel zugeben. Anschwitzen. Danach den Kürbis und Apfel dazu geben. Immer mal wieder rühren. (nur anschwitzen nicht anrbraten) Nach ein paar Minuten so viel Wasser zugeben das alles knapp mit Wasser bedeckt ist.Der Wassermenge entsprechend Bouillon zugeben. Zudecken und alles köcheln lassen bis es weich ist. Etwas Zitronensaft zugeben. Wenn der Kürbis schön weich ist mit Pürierstab oder ähnlichem pürieren. Ganz am ende vor dem Servieren mit Rahm verfeinern.

und hier noch mein "geheimes" Kartoffelstock rezept ;-)
das Rezept gibt es in der "Luxus" und in der "normal" ausführung.
für 3-4 Personen (je nachdem wie gross der Kinderanteil ist ;-))
600g Kartoffeln
200g Süsskartoffeln
2-3 dl Milch
30g Butter für die "normale" Variante
und 15g Butter und 2 El Selection Trüffelöl von Migros
etwas Salz und Muskat zum abschmecken.

7dl Wasser mit ca. 1Tl Salz zum Kochen bringen. Kartoffeln und Süsskartoffeln schälen und in gleichmässige Stücke schneiden und in das kochende Wasser geben. 20-25 Minuten Kochen lassen. Wasser abgiessen. Kartofflen in der Pfanne lassen. Restliche feuchtigkeit verdampfen lassen. Mit einem Kartoffelstampfer Kartoffeln/Süsskartoffeln gut stampfen. Danach Milch, Butter,Trüffelöl und Muskat zugeben. Nochmals gut stampfen. Herdplatte nochmals einschalten und Kartoffelstock entweder mit normalem Schwingbesen oder für Optimales Resultat mit elektrischem Schwingbesen (hab da so einen aufsatz für meinen Pürierstab) schlagen bis der Kartoffelstock heiss und luftig ist.
Grüsse aus der Isohaft
Lili

4
Sep
2010

Etappenziel

Gestern habe ich es geschafft, mir selber ein besonderes Geschenk zu machen: ich bin endlich zur Brunniütte, die etwa 1050m über dem Dorf liegt, aufzusteigen. Von dort aus könnte man bis aufs Morgenberghorn (2249m) steigen und gestern wäre auch der ideale Tag dafür gewesen, aber da die Kindergartenzeit nur bis kapp 12.00 geht, fehlte es mir an eben dieser. Aber es endlich nach über 7 Jahren im Dorf bis zu dieser Hütte geschafft zu haben, ist für mich schon eine deutliches Zeichen, wieder über mehr "eigene" Zeit zu verfügen. Ich habe sozusagen mein "Basislager" vorgeschoben.
Brunnialphuette
Die Brunnihütte vom Aufstieg aus gesehen. Rechts auf dem Hügelchen ist dann das nächste Bild entstanden:
Brunnialp Aussicht auf Niesen
So gut wie mein Gipfelkaffee hat mir schon lange kein Kaffee mehr geschmeckt!
Und tja....im Oberland warten noch viel mehr Gipfel, die erklommen werden wollen...

2
Sep
2010

Hilfssheriff

Der Kindergarten ist aus und weil ich gerade mit dem Auto auf dem Weg durchs Dorf bin, lade ich Füchschen ein...und seinen Freund Roni,...und seinen Freund Didi... und seinen Freund Urs... Als endlich alle Kinder sitzen sage ich zu ihnen:"...erzählt euren Mamis ja nicht, dass ich euch ohne Kindersitz 200m durchs Dorf kutschiert habe, die bekommen Nervenzusammenbrüche..." Die Kinder schauen mich fragend an, aber dass diese Einschätzung nicht so falsch war, werden sie in 1 Minute live miterleben.
Nach 200 Metern halte ich vor dem ersten Tor und wie es der Teufel so will steht meine Lieblingsmama gerade vor der Türe. Als ich ihr Söhnchen auslade, fragt sie mich auch prompt:"Wieso machst du so was?" Mit "sowas" ist das Verbrechen Kinder-ohne-Sitz-200-Meter-durchs-Dorf-kutschieren gemeint. Und sie setzt noch eins nach: "Wenn was passiert, zahlst du!" Ich sage: "Na klar! Da hast du vollkommen recht!" und schaue dass ich Land gewinne, sonst hätte ich ihr vermutlich den Autoschlüssel ins rechte Auge gebohrt.
Klar hat sie recht....rein rechtlich! Aber hey: wie kann ein Kopf derart quadratisch sein, dass man fünf nicht auch mal grad sein lassen kann? Ich stelle mir das Leben von Lieblingsmama enorm anstrengend vor. Oder sollte ich sie von jetzt an Hilfssheriff nennen?
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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