das Leben oder so

23
Mai
2011

Ein Hoch auf die Alleinerziehenden

Am Tag 8 meines Strohwitwendaseins möchte ich vor allen Alleinerziehenden ehrerbietig den Hut ziehen. Allein zu erziehen ist Knochenarbeit. Zwar ändert sich nicht wirklich viel, da auch mein Miterziehender viel arbeitet und zum Teil sehr spät nach hause kommt, das heisst, dass ich auch sonst gewohnt bin durch den Tag das Kinder-Trouble-Haushalts-Shooting zu übernehmen. Aber der entscheidende Unterschied ist eben, dass am Abend ein anderer erwachsener Mensch auf der Bildfläche erscheint, dem man einen Teil der Last auf die Schultern legen kann.
Wäre ich alleinerziehend, dann müsste ich mich definitv besser organisieren, was die psychologische Betreuung von meiner armen Mutterseele betrifft. Sprich: ich müsste planen mehr erwachsene Menschen zu sehen, um nicht wahnsinnig zu werden.
Am Morgen des heutigen Tages spürte ich schon eine gewisse Abnutzung des Gefühls "Jupi, sturmfreie Bude!". Alles kam mir extrem mühsam und sinnlos vor und Herkules schien im Gegensatz zu mir einen Schoggi-Job zu haben.
Am Nachmittag verspürte Füchschen dann den dringenden Wunsch seine Angel ans Ufer des Thunersees zu tragen und endlich mal hier seine Köder zu baden.
Eingedenk der Tatsache, dass ich noch nie geangelt habe und Füchschens letzte Versuche auch schon ein halbes Jahr zurückliegen, haben wir uns gar nicht schlecht geschlagen.

Angeln erster Versuch

Jedenfalls wurde niemand verletzt, einzig die Angelschnur befand sich nach dem ersten Auswurfversuch in einem etwas verwirrten Zustand, dem ich aber, geleitet durch meine heute zutiefst positive Einstellung, mit einem kühnen Schnitt ein Ende bereitete.
Auch der zweite Versuch mit neuer Schnur endete wie der erste und ich war geneigt den Tag zu verfluchen, an dem Füchschens Erzeuger sich auf den Weg nach Kanada gemacht hatte. Erst beim täglichen Gespräch über den Atlantik hinweg, klärte mein goldschürfender Ehemann mich über meinen Denkfehler auf. Morgen probieren wir's nochmal.
Nach dem erfolglosen Angelversuch verlegte Füchschen und sein Freund sich aufs Baden im doch noch sehr kalten See. Sie schwammen mit ihren Brettern auf Floss hinaus und genossen den warmen Abend genau so wie ich.

Abendstimmung am Thunersee

Der Genuss allerdings fand ein jähes Ende, als Füchschen meinte in den Untiefen unter der Plattform einen Hecht gigantischen Ausmasses gesichtet zu haben. Nach dem die beiden Jungen alle Varianten eines möglichen Hechtangriffs durchgespielt hatten, waren sie so weit, sich nicht mehr ins Wasser zu trauen. Erst sagte ich "Achwas!" und "was soll der schon von euch wollen. Der hat sicher schon grössere Würmer gesehen", dann "Jetzt kommt aber rüber, es wird langsam kühl." bis ich schlussendlich zu "verdammt nochmal macht nicht so ein Theater und kommt rüber" übergehen musste. Am Ende half nur noch "rüberkommen! SOFORT!" und die dringende Androhung ich werde sie alleine auf dem Floss übernachten lassen. Sie sprangen auf ihr Boards, paddelten wie die Wilden und berührten das Wasser kaum. In diesem Moment habe ich den Phantasiehecht auch beinahe gesehen.
Der Abend endete friedlich mit Sonnenuntergang, Lagerfeuer und Cervelat im Garten. Das hat mich dann doch ein wenig mit meinem Strohwitwendasein versöhnt..... aber nur bis morgen früh. Dann wirds, verdammt nochmal Zeit, dass mein Miterziehungsberechtigter wieder auftaucht!

3
Apr
2011

Sommeranfang

Heute wurde am Thunersee der Sommer offiziell eröffnet:
Kinder am Thunersee

Obwohl das Wetter ja ein leides Thema für einen Blog ist, muss ich doch mal darauf zu sprechen kommen. Jedes Frühjahr, wenn es endlich so warm ist, dass man zum ersten Mal im T-Shirt und nackten Füssen herumlaufen kann, ist es mir, als würde eine Last von meinen Schultern fallen. Als hätte ich die ganze kalte Jahreszeit lang nicht gemerkt, dass ich den Kopf eingezogen und die Hoffnung aufgegeben hatte, das aus meinem Garten wieder eine grüne Oase werden könnte.
Aber gestern und heute habe ich zum ersten Mal wieder dieses lockere Lebensgefühl gehabt. Ich schnippselte ein wenig in meinem Garten herum und hörte dabei die Kinder barfuss und in kurzen Hosen durch die Gassen krakelen. Den Winter muss ich mir immer schön reden, aber den Sommer bzw. seinen Anfang kann ich einfach geniessen.

6
Mrz
2011

Der begehbare Schrank

Der Kollege führt uns durch sein Haus, das schon die Zustandsänderung von der 2-dimensionalen Planskizze zum Rohbau hinter sich gebracht hat (ein wenig Neid spüre ich als zukünftige Bauherrin da schon). Rohe Wände, die noch Feuchtigkeit atmen, aber man ahnt schon, trotz der Höhlenatmosphäre, was wohin kommt. Da das Wohnzimmer, dort die Küche und das dunkle Loch neben dem Eingang muss das WC sein. Dann führt er uns in den ersten Stock: dort das Schlafzimmer des Paares, hier ihr Büro. Und für was ist das dritte Zimmer? Ist da doch noch ein Kind geplant? Nein, wehrt er lachend ab, das sei der begehbare Schrank der Hausherrin.

Begehbarer Schrank? Ist das nicht diese Szene, in der Carrie Bradshaw aus der US-Serie "Sex and the City" eine Türe öffnet und dann im überdimensionierten Kleiderschrank steht, der ihr von "Big" spendiert wurde (obwohl sie sich den ja sicher auch selber leisten könnte)? Sprich zehn verspiegelte, geschickt beleuchtete Schränke für 1000 Kleider und Hosen und Regale für circa 200 Paar Schuhe? In New York City in ther Upper Class sehe ich das ja noch ein, denn zu einem begehbaren Schrank gehören obligatorisch viele Kleider, aber hier im Berner Oberland?

Mal ehrlich: wenn ich so einen Schrank hätte, dann würde das folgendermassen enden. Ich öffne ganz Carrie mässig die Türe und als erstes fällt mir ein schlecht gestapelter Gleitschirm entgegen. Auf der rechten Seite spiegeln sich hundertfach die Modellflieger des Liebsten und weiterhinten erkenne ich gerade noch ein lange gesuchtes Velo des Kleinen. Und irgendwo, links hinten, komme ich nach erheblichen Schwierigkeiten zu meinen Kleidern, die vielleicht ein Hundertstel des zur Verfügung stehenden Platzes einnehmen.

Dieser Mythos "begehbarer Kleiderschrank" begegnet mir in diesem Haus nicht zum ersten Mal. Selbst meine Schwiegermutter schwärmt von so etwas. Ist es das Einkaufsfeeling, das entsteht, wenn man vor Reihen wohlsortierter teuerer Kleider steht, das die Frauen antörnt (wie mein allerliebster Ehemann vermutet)? Einfach reingehen, aussuchen und anziehen....OHNE bezahlen! Dass man das schon irgendwann getan hat, kann man im Namen des Wohlfühlgefühls ja unter den teueren Teppich des "Ankleidezimmers" kehren!

Zu Grossmutters und Mutters Zeiten hiess diese Räumlichkeit noch "Bügelzimmer" und hatte wahrscheinlich den gleichen Zweck: in diesem Raum war alles verstaut, was sonst keinen Platz hatte. Das Bügelbrett eben so wie die Winterklamotten, die den Schrank im Schlafzimmer verstopften. "Begehbarer Schrank", "Ankleidezimmer", "Bügelzimmer" sind für mich einfach Euphemismen für die gute alte "Rumpelkammer". Aber es klingt halt einfach besser, wenn er fragt:"Schaahaatz, wo ist denn XY (setzten Sie hier ein, was auch immer ihr männlicher Mitbewohner zu suchen gewohnt ist)?" und sie durch die ganze Wohnung plärrt:"Schau doch mal in der Ankleide/begehbaren Schrank/Bügelzimmer!", als wenn sie "Rumpelkammer" schreien würde. Der Rumpelkammer hängt so etwas spinnfädiges, staubiges an. Der begehbare Schrank kann da schon mit eindeutig mehr Glamour aufwarten.

Also nennen wir die Rumpelkammer zukünftig eben "begehbarer Schrank" und geniessen das kleine Glück sich den Luxus, der in diesem Wort da mitschwingt, leisten zu können.

PS: "Bügelzimmer". Gab es da nicht eine Szene in eben jenem Schrank, in der Big und Carrie Bradshaw einem allseits bekannten Hobby frönten? Dem Bügeln?!

PPS: der Bau geht voran.

18
Feb
2011

Die Verschwörung des Lebensmittelriesen

Verschwörungstheoretiker scheinen jede Gelegenheit zu nutzen, die sich ihnen bietet. Das neueste Beispiel, auf das ich gestossen bin ist ein Mensch, der sich "Chief Jamal" nennt und dem Schweizer Megadiscounter vorwirft eine Verschwörung mit der Pharmaindustrie eingegangen zu sein.
Worum es geht? Seit gut zwei Wochen werden im Discounter pillenförmige ca. 2cm lange sogenannte "Kullerkapseln" bei jedem Einkauf an die Kunden abgegeben. Diese Kullerkapseln kann man sammeln und natürlich auch damit spielen. Warum Lebensmitteldiscounter solche Aktionen machen sind jedem eingermassen normalen Erwachsenen klar: über die Kinder sollen die Kunden und ganz speziell die Kundinnen an die Marke gebunden werden.
Der erst 22jährige "Chief Jamal" konstruiert daraus eine Verschwörung, die zum Ziel habe, Kinder schon frühzeitig an Pillen zu gewöhnen. Hier ist der link.
Auch wenn diese Theorie natürlich Blödsinn ist, kann man solche Aktionen auf jeden Fall hinterfragen. Mit dem Auftauchen von Aldi und Lidl auf dem hart umkämpften Lebensmittelmarkt zieht auch die Schweizer Hausmarke alle Register und scheut nicht davor zurück viel Rohstoff und Produktionsenergie in diese Kampagne zu stecken. Vom Abfallberg am Ende der Kampagne wollen wir mal gar nicht reden.
Mir kommen Mütter, die, wie im Film, über die Amoralität und die Umweltunverträglichkeit der Kullerdinger lamentieren, während Klein-Lena mit eben jenen Kullerpillen spielt, recht bigott vor. Wenn sie dagegen sind, sollen sie doch ihren Kindern die Dinger nicht geben und ihnen erklären, warum sie das machen. Ausserdem wird jeder Kunde an der Kasse gefragt, ob er das Give-away haben möchte. Nehmen muss es keiner!

PS: Füchschen sammelt die Dinger natürlich auch und selbstverständlich werden die Teile in vier Wochen unbeachtet rumliegen....

6
Jan
2011

Virtuell contra real

Lang ists her, dass ich geschrieben habe, aber im Moment habe ich ganz einfach nicht allzu viel zu sagen. Auch muss ich zugeben, dass die virtuelle Realität mich zur Zeit etwas müde macht. Ich habe nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen festgestellt, dass wir zwar prima vernetzt sind (blogs, facebook und andere communities), uns im realen Leben aber die Zeit fehlt, Freunde zu treffen. Jedes Mal wenn ich mit jemanden abmachen möchte, dann endet das mit einer Flut von SMS oder Mails, die hin und her geschickt werden müssen, damit ein Termin gefunden ist. Und dieser Termin ist dann meistens in so weiter Ferne, dass man von alltagstauglicher Freundschaft schon nicht mehr sprechen kann. Im Moment ziehe ich es vor, meine Zeit, die mir übrig bleibt, realen Kontakte zu widmen. Ich werde sicher schreiben, aber eben so sicher seltener.

21
Okt
2010

Von der Seitenlinie

Füchschen fragt oft, wann er denn endlich 6 werde und damit in seinen Augen ein richtig „Grosser“. Als Kinder sind wir so: jede neue Etappe wird mit leuchtenden Augen kaum erwartet. Und ich bin sicher, dass es nur wenige Kinder gibt, die sich schreiend und heulend an der Kindergärtnerin festklammern und nichts von der Schule wissen wollen. Ich jedenfalls konnte es kaum erwarten vom Kindergarten in die Schule, von der Grundschule ins Gymnasium und von der Schulbank in die grosse weite Welt zu kommen. Als naiver, logischer, zwanzigjähriger Mensch erwartet man, dass das immer so weiter geht, aber jetzt, mit 40 muss ich feststellen, dass das keinesfalls so ist. Irgendwann auf dem Weg zwischen 29 und 40 hat diese Begeisterung für die nächste Etappe aufgehört. Oder habt ihr jemanden in eurem Umfeld gefunden, der mit echter Begeisterung 30, geschweige denn 40, geworden ist? Jemanden, der laut juchzend ins „mittlere Lebensalter“ gehüpft ist und überall stolz verkündet hätte, er sei jetzt ein „ganz Grosser“? Wenn ich mich in meinem Umfeld umsehe, dann erscheinen mir die Neu-Vierziger eher wie Spieler, die schreiend und zappelnd vom Spielfeld der Jugend getragen werden müssen. Und wenn man sie dann endlich an der Seitenlinie, sozusagen der Demarkationslinie des mittleren Alters, abgesetzt hat, dann hängen sie sehnsüchtig an der Bande und versuchen sich rufend und gestikulierend ins Spiel der Jugend einzumischen. Mich selber nehme ich davon nicht aus.
Aber ehrlich gesagt: es gibt doch nichts peinlicheres, als eine grotesk geschminkte Sechzigjährige, die jungen Männern hinterher blinzelt oder den dicken fetten Gutbetuchten mit einer jungen Grazie am Arm, von der sowieso jeder annimmt sie liebe sein Portemonnaie mehr als seine inneren Werte. Und das sind nur die deutlichen Beispiele von Menschen, die ihren Platz in der biologischen Lebensetappe verweigern.
Was ich sagen möchte: wäre es nicht einfacher sich mit Neugier, wenn schon nicht mit Begeisterung, dem neuen Lebensabschnitt zu zuwenden? Bisher hatte doch jeder neue Schritt auch neue Erfahrungen bereitgehalten. Und wer weiss, vielleicht ist es ja auch ganz angenehm nicht mehr in der Konkurrenz um Schönheit und Sex mitmischen zu müssen. Oder kürzer gesagt: ein Hoch auf das Wohlstandsränzlein und die erste Falte! Wir haben sie uns verdient!

15
Sep
2010

Schon wieder ein erstes Mal

An diesem Tag bin ich zum ersten mal Töffli gefahren und jetzt soll ich das hier fahren:
Motorrad vom Fuchs
Na, so ein richtig grosses Motorrad ist das ja noch nicht, aber für mich schon ein Monster! Meine Zweiraderfahrung belief sich bisher auf Fahrräder und eben dieses eine Mal Moped fahren, aber heute hat sich mein liebster Ehemann Zeit genommen, um mich in die Geheimnisse des motorisierten Zweiradfahrens einzuweisen. Erst Mal gings unter grossen Geschrei (meinerseits) und Gelächter (seinerseits) über Feld-und Waldwege, um, wie mein hinterlister Mann mir mit einem verschmitzten Lächeln sagte, zu zeigen was das Ding kann. Naja, was soll ich sagen: es kann ganz schön was und mein Herz ist mir bei der ersten Bodenwelle in die Hose und bei der zweiten aus dem Hosenbein raus gerutscht.
Als es dann so weit war, dass ich an Hebel, Knöpfe und Pedale durfte, habe ich unter grossem Gejammer mal die Strasse hinter unserem Haus im ersten Gang zurückgelegt. Immer in der Erwartung eines fürchterlichen Todes.
Aber am Ende der Uebungshalbenstunde muss ich zugeben, dass es wirklich lustig ist. Ich werde mir wohl einen Lehrfahrausweis und einen Helm zulegen und das Dorf unsicher machen....

16
Jul
2010

Nabelpiercing

Wann wird es Zeit das Nabelpiercing zu entfernen?
Ich sag euch wann! Dann, wenn es aussieht als hätte jemand seinen Ehering zwischen zwei pralle Hinterbacken eingeklemmt. Oder deutlicher: Wenn das Piercing zwischen den Fettrollen verschwindet. Dann sieht es nämlich nur noch lächerlich aus. Nicht das Dicke keinen Körperschmuck tragen sollten, aber vielleicht an geschickter gewählter Stelle. Vielleicht die Augenbraue, da wird es sicher nie in Wülsten verschwinden oder intim, da ist es sicher ausserhalb der Oeffentlichkeit.
Ein Kollege führte sein auf solche Art "halbverschüttetes" Piercing vor kurzem im Strandbad spazieren. Hätte ich den Mut bessen, dann ich ihn darauf angesprochen, aber leider fehlte mir jener. Ueberhaupt lassen sich bei den momentanen Temperaturen einige aus der Form gekommene Körperverzierungen bewundern: Tatoos, die einst Heldenbrüste zierten, werden jetzt von Hängebusen verbeult, Oberarm-Tribals schlackern mit dem lockeren Bindegewebe und Arschbacken-Schmetterlinge haben einseitig längere Flügel bekommen. Eigentlich finde ich Tatoos noch schön, aber leider ist die Leinwand nicht so haltbar wie die Farbe unter der Haut.
Da plädiere ich doch eher für ein Piercing, weil man es im Not(ver)fall einfach entfernen kann (wenn man es findet).

PS: hier noch mein link des Tages: Stellarium ist ein Planetarium für den Home-Computer. Echt genial! Der Himmel über deinem Haus in Echtzeit mit Beschriftung der Sternzeichen und Zoom-in-Funktion.
Und stellt euch vor: neben dem Sternbild "Schwan" gibt es doch tatsächlich ein Sternbild "Füchschen"!

13
Jul
2010

Wellengang

Der Himmel verdunkelt sich, Windböen biegen die Bäume und schmeissen den Fahnenständer des Dorf"lädeli"s um. Wir rennen in Badehosen zum See, um das Schauspiel nicht zu verpassen. Und wir werden auch nicht enttäuscht: grosse Wellen brechen sich spritzend am Steg, das Wasser ist lehmig-braun und aufgewühlt und weiter draussen sieht man sogar Gischt von den Wellenkämmen fliegen. Füchschen, sein Bruder und der beste Freund rennen johlend auf den Steg und bejubeln jede Welle, die es mit ein paar Spritzern bis zu ihnen schafft. Während ich dieses Bild betrachte, läuft gleichzeitig in meinem Kopf ein schon etwas stockfleckiger Film ab. Ich, als Kind, und meine Schwester stehen am Meeresufer irgendwo in Kroatien und bejubeln ebenfalls jede Welle, die sich mit Getöse an den Steinen bricht. Mein Vater wagt sich ganz weit vor und wird vom nächsten Brecher nass gespritzt. Wir lachen laut, aber im Lärm der sich brechenden Wellen ist davon nicht viel zu hören. Ich bin begeistert von dieser "Naturgewalt" und wünsche mir, dass der Sturm ewig anhält.
Dann werde ich aus meiner nostalgischen Betrachtung gerissen. Ein Mann kommt gestikulierend auf mich zu und ruft etwas, aber da es auch hier sehr laut ist, muss ich ihm ein paar Schritte entgegengehen. Dann kann ich hören, was er sagt:"Nehmen Sie die Kinder da weg! Das ist sehr gefährlich!" Ich rufe:"Finden Sie?" und da ich mich nicht dazu anschicke seinem Befehl Folge zu leisten, geht er wild entschlossen auf den Steg und befiehlt in barschem Ton die Kinder zurück. Sie gehorchen und kommen folgsam zu mir. Ich sage zu ihnen, dass die Wellen sich hier an der Kaimauer sowieso noch besser brechen und sie halt von hier aus zuschauen sollen. Als sich die Kinder wieder ganz nah an die aufspritzende Gischt stellen, schüttelt unser "Retter" den Kopf und brüllt:"Das ist auch viel zu gefährlich! Wenn da was passiert, dann sind Sie verantwortlich!" Vorwurfsvoll fuchtelt sein Zeigefinger in meine Richtung. Ich nicke und bestätige ihm, dass es genau so ist: ich habe die Verantwortung. Da hat er die Schnauze endgültig voll von mir, zeigt mir den Vogel und macht auf dem Absatz kehrt.
Ich bin ein wenig erstaunt zu was für einem Drama manche Menschen fähig sind. Gefährlich wäre für mich, wenn 2-3 Meter hohe Wellen den Steg überspülen würden und die Kinder mitgerissen werden könnten. Aber ein toller Sturm und ein paar kräftige Platscher Thunersee-Wasser sind in meinen Augen eigentlich nur ziemlich "cool". Sollen Kinder Wind und Wetter nur noch vom Fernsehsessel aus kennenlernen? Und dann ist da noch die Frage, warum man immer gerade unhöflich werden muss, wenn ein anderer nicht die eigene Meinung teilt. Aber ich halte unserem "Retter" mal zu Gute, dass seine Intervention in echter Sorge um das Wohl der Kinder seine Ursache hat. Ich allerdings mache mir dann langsam Sorgen um das geistige Wohl von manchen Menschen, die schlechtes Wetter auch für "schlecht" halten.

28
Jun
2010

Jägersmann und Bauer

Schon lange mal wollte ich dieses nette Plakat fotografieren. Dieses Wochenende hatte ich endlich die Gelegenheit dort anzuhalten, wo es jeden Sommer aufgehängt wird.
Plakat zum Schutz der Rehkitze
Super! denkt man. Und an Umweltschützer, Pro-Natura, Pro-Rehkitz oder was weiss ich welche Organisation so ein Plakat aufhängen könnten. Aber weit gefehlt! Die Wahrheit kommt erst ans Licht, wenn man das Unkraut entfernt und man nochmal liest:
Die ganze Wahrheit
Ueber den Sarkasmus dieses Plakats - oder besser die ungewollte Komik - müsste ich fast lachen, wenn die Aussage nicht so grausam wäre: Liebe Landwirte hackt die süssen Rehkitze nicht mit euren Mähmaschinen auseinander, sondern lasst sie leben, damit wir sie dann bei Gelegenheit abknallen können.....

Und überhaupt: wieviele Landwirte und wieviele Jäger kann es wohl in einem Tal wie dem Frutigtal geben? Sicher nicht mehr als an einem Stammtisch Platz haben. Warum also Plakate? Den Deal könnten sie doch gut bei einem Bier und einem Rehpfeffer abmachen....
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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Ihr habt bekommt also auch ein neues solches Teil!...
diefrogg - 18. Jun, 13:42

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Siri Hustvedt
Der Sommer ohne Männer

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