Gesundheit!

14
Jan
2011

100 Jahre

Gestern durfte ich bei einem Geburtstagsfest dabei sein, wie ich es wahrscheinlich nicht mehr (oder nicht mehr so schnell) erleben werde. Frau Widmer wurde gestern 100 Jahre alt! Die Dame ist immer noch rüstig, lebt selbständig und ist bis vor kurzem noch Auto gefahren! (Der Führerschein wurde ihr nur weggenommen, weil sie die Polizei unangeschnallt erwischt hat und sie sich daraufhin einer medizinischen Ueberprüfung stellen musste. Der Arzt bescheinigte ihr zwar die Fahrtüchtigkeit, die Behörden nahmen ihr den Schein aber dennoch weg....)
Frau Widmer ist eine kleine, nur wenig gebeugte Person, die von einem inneren Lächeln erfüllt ist, wie man es nur selten trifft. Was mir an ihr am meisten auffällt, ist ihre Dankbarkeit für Kleinigkeiten (zum Beispiel, dass das belegte Brötchen, das sie ass, ihr extrem gut schmeckte) und ihre schelmische Art.
Wenn jemand so alt ist, dann steht der Tod förmlich im Zimmer, auch wenn Frau Widmer nicht nach ihm fragt. Zwar steht bei jeder Begegnung mit jedem Menschen eigentlich immer die Frage im Raum, ob man sie je wiedersehen wird, aber mit 100 ist die begrenzte Lebensspanne deutlich spürbar. Sie selber geht damit übrigens sehr locker und offen um. Sie ermunterte uns, dass wir, "wenn sie dann gestorben ist", fröhlich auf sie zu trinken!
In einem etwas ruhigeren Moment, nahm mich Frau Widmer mit beiden Händen an den Schultern und meinte:"Da bin ich aber froh, dass sie heute kommen konnten. Ich wäre sehr traurig gewesen, wenn ich Sie verpasst hätte." und später fügte sie noch hinzu:"Ich habe mich so gefreut Sie kennengelernt zu haben." Da gibt es nicht viel zu antworten, als dass es für mich eben so ist. Ihre Direktheit und Herzlichkeit hat mich sehr berührt.
Wenn ich wählen könnte, dann möchte ich ebenso alt und genau so wie Frau Widmer sein!

3
Dez
2010

Gefangen im eigenen Körper

Gerade habe ich das Buch "Taucherglocke und Schmetterlinge" zu Ende gelesen. In diesem Buch erzählt der 43jährige Journalist Jean-Dominique Bauby wie er die Welt nach einem Hirnschlag und dem Erwachen ins Locked-In-Syndrome erlebt. Seiner sämtlichen Sinne beraubt und vollständig gelähmt, diktiert er mittels Lidschlag des linken Auges sein Buch.
Der Autor verstarb kurz vor der Veröffentlichung seines Buches und hat den Erfolg, den es hatte, und der Film, der später daraus gemacht wurde, nicht mehr mitbekommen.
Dieses kleine Filmchen zeigt den Autor und lässt einen ermessen, wie furchtbar seine Lage war.

Heute habe ich mir überlegt, was ich in derselben Situation wollen würde. Da ich gelesen habe, dass das Locked-in-Syndrom (LIS) "nur" ein Uebergangsstadium sei, würde ich grundsätzlich weiterleben wollen. Wäre es wie bei Bauby die Endstation (in der er fast eineinhalb Jahre gefangen war), dann würde ich der Reanimation und Lebenserhaltung den Tod vorziehen und darum bitten die Beatmung abzustellen.
Wäre ich gefangen in meinem Körper, dann würde ich hoffen, die Technik sei so weit, mir einen Zugang zum "www" zu ermöglichen. Wenn man sowieso nur Geist und fast kein Körper mehr ist, dann ist das Netz meiner Meinung nach der beste Ort, um sich darin aufzuhalten.
Aber Gerüche und Berührung kann die virtuelle Realität natürlich nicht ersetzten. Und so würde ich mir wünschen, dass meine Umgebung mir die Welt an den Rollstuhl bringen würde: Orangenschalen, Tannenzweige, Muscheln, die noch leicht nach Meer riechen, den Geruch von neuen Autoreifen (!), frische Brezeln (auch wenn ich sie nicht essen könnte) und vieles mehr.
Ausserdem würde ich mir bergeweise Hörbücher und DVDs wünschen. Ich würde mir wünschen nicht mit einem Fernseher und der sich ständig wiederholenden Werbung gefoltert zu werden. Wenn Fernsehen, dann müsste es ohne Werbung sein, da sonst die akute Gefahr der Gehirnerweichung drohen könnte.
Wenn mein Geschmackssinn in Ordnung wäre, dann würde ich mir wünschen zumindest Geschmack von den verschiedendsten Speisen auf den Lippen und der Zunge zu schmecken, auch wenn es unmöglich wäre davon etwas herunterzuschlucken.
Und vielleicht wäre das der Moment, die alten Briefe aus meiner blauen Kiste zu holen und sie mir vorlesen zu lassen. wenn die Zukunft schon verschlossen ist, dann hat man ja immer noch die Vergangenheit.
Aber vielleicht wäre auch alles ganz anders und jeder Hinweis auf den Rest der Welt, der einfach weitermacht als wäre nichts geschehen, wäre eine Qual. Dann wäre es vielleicht gescheiter mir einen Meditationsmeister ans Bett zu wünschen und in Techniken der "Entselbstung" eingewiesen zu werden.
Wer weiss, was man in solchen Extremsituationen empfinden würde. Bleibt einem nur zu hoffen, dass man niemals in solch eine Situation gerät.

19
Nov
2010

Zählen

Zwei Zählwerke laufen in den letzten Tagen bei mir auf Hochtouren. Seit einer Woche habe ich entdeckt, dass mein Handy einen Schrittezähler hat. Fitnessziel seien 10000 Schritte gibt mir das Telefönchen vor. Na gut, habe ich mir gedacht. Das wollen wir doch mal sehen. Ich führe ein ziemlich aktives Leben, rennen ständig von A nach B und mit dem Hund in die Hügel hinter dem Dorf. Das wäre doch gelacht, dachte ich. Jetzt laufe ich und laufe ich tagtäglich mein Pensum ab und staune. Von wegen einfach! Normalerweise komme ich auf einen Durchschnitt von 6000 Schritten. Also weit entfernt von meinem Fitnessziel. Ein normaler Hundespaziergang ist zwischen 2000-3000 Schritte lang, im Haushalt verbrauche ich ca. 2000 Schritte....und ich dachte, ich laufe mindestens 20000 Schritte! Schätzen von ungewohnten Grössen ist wirklich schwer.

Das andere Zählwerk ist der Worte-Counter meines Computers. Es ist November und ich beteilige mich, wie angekündigt, am Novemberschreiben der schreibszene.ch. Mein Ziel ist es 25000 Worte im November zu schreiben. Mit rund 12000 momentan bin ich etwas hinter meinem Ziel her. Aber immerhin: 12000 Wörter oder rund 60 Seiten mehr hat meine Geschichte schon bekommen. Das ist übrigens auch meine Ausrede, warum ich seit einer Woche nicht gepostet habe....

29
Jun
2010

Abwarten!

Oh Mann! Hab ich mich gerade aufgeregt! Hätte am liebsten den Telefonhörer irgendwo hin geschmissen...
Aber der Reihe nach. Seit über einem Monat doktere ich jetzt schon an meinen beknackten Halsschmerzen rum. Nach 3 allgemeinmedizinischen Versuchen (sprich Antibiotika) und Null- Wirkung, wurde ich zum HNO-Menschen überwiesen. Der wiederum schob mir eine Glasfaser-Optik die Nase runter und begutachtete meinen Rachen von dort aus, um dann festzustellen, dass "das zwei mal nix" sei (seine Worte). Komisch: zweimal Nix tut schon seit 5 Wochen weh! Trotzdem nahm er einen Abstrich und meinte: abwarten!
Ich habe abgewartet und Schmerzmittel gefressen und gehofft heute mal einen Hinweis für eine Lösung zu bekommen. Aber wie das mit Hoffnungen so ist: sie werden oft enttäuscht.
Der Abstrich ergab nichts (was ja gut ist) und....nichts weiter eben. Auf mein Nachfragen, was denn jetzt passiere, da ich immer noch ziemlich Schmerzen habe, reagierte die Praxishilfe pikiert mit "ach, dazu hat der Herr Doktor nichts gesagt...ich geh mal fragen" Nachfragen ergab: abwarten und in 10 Tagen zeigen! Na, vielen Dank. Halsschmerzen kann ich auch ganz alleine haben, da muss ich nicht zwischendruch einen Doktor zum Kaffeeklatschen haben. Ich sagte Aufwiedersehen und nahm keinen Termin.
Was mich am meisten ärgert ist nicht, dass es kein Ergebnis gab, sondern dass mir das Gefühl gegeben wurde, dass ich eine überdrehte Frau sei, die sich was einbildet. Wenn da im Labor nichts ist, dann ist da nichts! Jetzt haben Sie sich nicht so!

18
Jun
2010

Bakterien-Farm

Schon seit einem Monat plagt mich eine Halsentzündung. Und wieder hat mir der liebe Onkel Doktor (und seine zwei Vertreter) ein Antibiotika nach dem anderen verschrieben. Anscheindend habe ich eine vorliebe für resistente Keime. Aber das wundert mich auch nicht. Beim letzten mal aus ich so einen netten Keim im Nagelbett eingefangen hatte ging es ein halbes Jahr, drei klein Ops und ungefähr 4 verschiedene Antibiotikas bis man sich dazu aufraffen konnte mal einen Abstrich zu testen, um herauszufinden um welchen Keim es sich handelte. Gemacht hat der Arzt den Abstrich nur auf mein Beharren. Und wie sich herausstellte waren es zwei verschiedene relativ resistente Keime. Mit der "Therapie" ein Antibiotika nach dem anderen auszuprobieren erreichte er nur, dass der eine Keim reduziert wurde und der andere fröhlich weiterwachsen konnte. Beim nächsten Mittel war es umgekehrt. Fazit: diese ganze Behandlung hat "geholfen" immer "bessere" Keime heranzuzüchten.... Das gleiche beobachte ich jetzt: erst nach dem dritten Antibiotika macht er einen Abstrich. Mir ist nicht ganz klar, ob er mich als Zuchtstation für spezielle Baktierien anwerben will? Jedenfalls fühle ich mich in solchen Situationen immer ein wenig verunsichert, und das obwohl ich doch über etwas medizinisches Wissen verfüge. Ich erwarte immer, dass der Arzt schon weiss, was er macht, da er ja immerhin viel mehr weiss als ich. Und aus Höflichkeit fange ich nicht mit ihm an zu diskutieren, ob seine Behandlung angepasst sei oder nicht. Aber offensichtlich ist das wie bei Handwerkern: wenn man nicht dabei ist und auf die Finger schaut, ist das Ergebnis Glückssache....

Hier noch ein Bild, das ich vor kurzem fertig gestellt habe:
Haiti-Januar-2010
Acryl auf Leindwand
Basis war ein Foto von den Erdbeben in Haiti im Januar 2010. Gemalt ist es mit Acryl auf Leinwand.

8
Mrz
2010

Einen Zahn zugelegt

Kaum sind die 40 überschritten, scheint der Alterungsprozess einen "Zahn" zuzulegen: nach der Brille im letzten Jahr, wurde mir heute eine Zahnschiene überreicht
Zahnschiene für Knirscher
Dieses Ding soll mich daran hindern im Schlaf mit den Zähnen zu knirschen. Anscheinend tue ich das schon seit 40 Jahren zwar unbemerkt aber erfolgreich. So erfolgreich, dass mir letztes Jahr ein restaurierter Zahn unter der Wucht meiner tektonisch anmutenden Knirschereien zerbrach.
Ich fühle mich in frühere Zeiten zurückversetzt, als ich eine Nacht-Zahnspange tragen musste. Insofern hat die Schiene etwas Gutes: immer wenn ich sie in den Mund stecke, fühle ich mich gleich wie 12!

30
Dez
2009

M.A.M.A.

Im Handbuch für den "Multifunktionalen Arbeitsroboter mit menschlichem Antlitz" kurz MAmA genannt steht folgende Beschreibung:
1. der MAmA ist nie krank
2. der MAmA wird mit 3 Armen geliefert.
3. auf Befehle reagiert der MAma sofort und unmittelbar
4. eigene Bedürfnisse kennt der MAmA nicht.

Interessanter als diese etwas langweilige Beschreibung allerdings ist das Kleingedruckte:
zu 1. falls der MAmA doch mal Schäden oder Schwächen wie eine Grippe aufweisen sollte, liegt es wahrscheinlich daran, dass sie ein Billigmodell erworben haben. Es werden keine Reklamationen oder Schadenersatzansprüche anerkannt.
zu 2. Hat Ihr Modell Widererwarten keine 3 Arme, liegt das daran, dass Sie ein sogenanntes "Montagsmodell" erworben haben. Auch hier erkennen wir keine Schadenersatzansprüche an.
zu 3. sollte der MAmA nicht sofort reagieren, brüllen Sie einfach lauter.
zu 4. Sollten sich Ansätze für eigene Bedürfnisse zeigen, dann erhöhen Sie einfach die Befehlsdichte und der MAmA wird keine Zeit finden zum nachdenken (wozu er im übrigen auch nicht konzipiert ist).

Oder anders gesagt: gestern Abend erlaubte ich mir krank zu sein...
Wenn Mütter krank werden gibt es zwei Möglichkeiten: entweder finden sie keine Gelegenheit sich hinzulegen und verschieben das Zusammenbrechen einfach auf eine passende Uhrzeit (vorzugsweise zwischen 02.00 und 05.00 nachts) oder aber die Nachwuchs "pflegt" die kranke Mama.
Füchschen wählte gestern die zweite Variante.
Da lag ich also in Füchschens Bett, um ihm wenigstens beim Spielen zusehen zu können und so was wie Anwesenheit zu mimen. Füchschen spürte angesichts der mit glasigen Augen vor sich hin leidenden Mama all seine Liebe und begann das zu tun, von dem er überzeugt war, dass es mich innert Sekunden wieder gesund machen würde. Als erstes stopfte er sämtliche Plüschtiere, die er finden konnte unter meine Decke. Denn:"Plüschtierli helfen!" Dann breitete er sämtliche Tücher, die seine Spielkiste hergab, über mir aus. Anschliessend holte er eine weitere Bettdecke aus dem Schlafzimmer und bedeckte mich damit. Oben drauf packte er, da er grad schon dran war, noch ein riesiges Schaumstoffkissen. Spätestens ab diesem Moment musste ich so kichern, dass er begeistert ins Wohnzimmer lief und rief:"Papa, komm schnell und schau dir mal an, wie sich die Mama krank lacht!!!" Dann holte er ein Glas Wasser aus der Küche und fragte:"Willst du was trinken?" und als ich verneinte, meinte er nur:"Jetzt trink was!" Also trank ich was. Abschliessend meinte er:"Gell, jetzt hab ich ganz viel für dich gemacht!"
Allerdings! Heute habe ich beschlossen nicht mehr krank zu sein, denn die Pflege durch meinen Sohn halte wahrscheinlich keine zwei Tage durch.

23
Dez
2009

Pseudokrupp

Wüstenfüchsen leidet (sehr selten) unter Pseudokrupp. Dabei entzündet sich der Kehlkopf unterhalb der Stimmritze. Zuerst klingt seine Stimme gequetscht und heiser, später dann fängt das Gewebe an anzuschwellen und lässt den armen Kleinen beim Einatmen wie einen schlecht geölten Schlossgeist klingen.
So wars auch heute Nacht, zusätzlich mit Schüttelfrost garniert. Erfahrungsgemäss helfen in diesem Fall fiebersenkende Mittel und der Gang ins Bad. Gemeinsam mit Füchschen setzte ich mich ins heisse Badewasser und liess ihn den Dampf einatmen und sich im heissen Wasser vom Schüttelfrost erholen. Laut medizinischen Tests bringt die Geschichte mit dem Wasserdampf rein gar nichts, aber der entspannende Effekt lösst die Enge im Hals.
Da sass ich also mit einem keuchenden Kind morgens um 5 in der Badewanne und schmiedete Notfallpläne in meinem Kopf. Wenn die Enge im Hals so zunimmt, dass Atemnot entsteht, bleibt nicht mehr allzu viel Zeit um zu reagieren. Ich sah mich schon nackt, mit Wüstenfüchschen unter dem Arm, nach dem Notfall telefonierend, in Richtung Dorfarzt rennend. Da aber das hilfreichste für ein Kind in dieser Lage eine ruhige Mutter ist, liess ich mir nach aussen hin nichts anmerken und spürte nur wie sich mein Herz zusammenkrampfte bei dem Gedanken meinem Kind eigenhändig einen Luftröhrenschnitt verpassen zu müssen. Ich hätte es gemacht.

20
Dez
2009

Die Schweinegrippe ist da!

Na, endlich! Ich hatte ja schon fast nicht mehr daran geglaubt... Nein, ich will hier nicht zynisch wirken, aber da sie für den späten September angesagt war und jetzt erst mit 3 Monaten Verspätung und viel milder als angedroht daherkommt, fing nicht nur ich an jeglicher Prognose zu zweifeln.
Jedenfalls sind ab morgen der Kindergarten und die Schule geschlossen. Weihnachtsfeier abgesagt.
Damit dass auch in jeden Haushalt mit Kinder vordringt, gibt es für jede Klasse und für die Kindergartengruppe eine sogenannte Telefonkette. Die Kindergärtnerin ruft zwei Familien der insgesamt 16 Familien an und teilt ihnen die Nachricht mit. Jeder von den beiden ruft eine Familie an bis alle 16 informiert sind. Die letzten beiden rufen wieder die Kindergärtnerin an, damit diese weiss, dass die Kette auf beiden Seiten funktioniert hat.
Ich stelle mir die Informationsvermittlung in diesen Ketten so vor.
Papa 1 zu Mama 2:"Der Kindergarten wird wegen Schweinegrippe geschlossen. Ein Lehrer hat die Grippe und zwei haben Verdacht darauf.
Mama 2 zu Mama 3:"Kindergarten und Schule geschlossen, drei Lehrer an Schweinegrippe erkrankt."
Mama 3 zu Papa 4:"Kindergarten und Schule öffnen erst im Frühjahr wieder, ein Lehrer in Lebensgefahr, zwei schwer erkrankt."
.....
und am Ende heisst es dann:"Der Schweinegarten ist wegen Kindergrippe geschlossen. Der Lehrer, das Schwein, ist tot...."

11
Dez
2009

Mediale Sitzung

Weil ich sie kenne, habe ich zugesagt an einer Metamorphose-Sitzung das "Opfer" zu sein. Ueblicherweise werden bei einer Metamorphose-Sitzung die Füsse im Sinne der Reflexzonentherapie behandelt. Man geht davon aus, dass vorgeburtliche Blockaden sich in den Zonen des Fusses wiederspiegeln und durch die Reflexzonenbehandlung gelöst werden, was eine Verbesserung des allgemeinen Zustands bewirken soll.
Meine Meinung bezüglich dieser paramedizinischen Behandlungen habe ich an anderer Stelle schon dargelegt. Da ich selber ausgebildete Heilpraktikerin bin, kann ich wohl mit Fug und Recht behaupten, mich mit diesen Themen auseindergesetzt zu haben. Da ich seit meiner Ausbildung nicht praktiziere oder das Gelernte in irgendeiner Form anwende, kann man grosszügig daraus schliessen, dass mich diese Form der "Medizin" nicht überzeugt hat. Zusätzlich ist mir die Paramedizinische Szene mit ihrem Heilsanspruch und ihrer vorherrschenden Betulichkeit gehörig auf den Geist gegangen.
Dass ich dennoch zu dieser Metamorphose-Sitzung gegangen bin hängt mit meiner Beziehung zur Praktizierenden zusammen und natürlich mit einer gewissen Neugier.
Was meine Bekannte in ihrer Sitzung praktiziert hat rein gar nichts mit Metamorphose zu tun, sondern könnte besser als Besuch bei einem Medium bezeichnet werden. Aber lest selber!
Ich nehme also auf dem Behandlungstisch Platz. Meine Füsse entblösst, gut zugedeckt, von sanfter Musik und Kerzenduft umweht, warte ich der Dinge, die da kommen sollen.
Meine Bekannte berührt meine Füsse, schliesst die Augen und atmet ein paar Mal hörbar ein und aus. Dann erzählt sie mir von meinen Schutzengeln, die hinter mir und in Dreiergruppen rechts und links von mir Aufstellung genommen haben. Sie strahlen sehr hell und ich sei gut beschützt.
Nach einer Weile taucht zu meiner rechten Seite meine verstorbene Mutter, ihr Vater und ihre Mutter auf und teilen mir durch mein Medium mit, dass sie mich wohlwollend beobachten und glücklich sind über meine Entwicklung. Meine Mutter lässt mitteilen, dass sie die Zunehmende Aehnlichkeit zwischen ihr und mir sehr glücklich mache und dass sie mir die Seele meines Kindes geschickt habe.
Mein Medium teilt mir dies in einer sehr entspannten, alltäglichen Sprache mit ohne grosses Brimborium. Manchmal schweigt sie mit geschlossenen Augen, um kurz darauf Szenen, die vor ihrem geistigen Auge erscheinen zu kommentieren, wie man eine Szene auf dem Spielplatz kommentieren würde.
Ich darf Fragen stellen und kann im übrigen wie normal auf Aussagen und Kommentare reagieren. Der einzuge Unterschied zu einem "normalen" Gespräch ist, dass mein Gegenüber manchmal meine Füsse berührt und die Augen geschlossen hält.
Ich frage, ob die Sache mit dem Malen nur ein Hirngespinst meinerseits sei, oder ob sich ein Weiterverfolgen des Weges lohnen könnte. Meine Schutzengel teilen mir durch den Mund meines Medium mit, dass ich "ein Genie in Farben" sei und das die Kurse, die ich im Moment besuchte gar nicht notwendig seien. Meine Bekannte sieht mich grosse, sehr farbige Gemälde malen und sie kommentiert, dass ich einfach zu wenig Platz habe. Das stimmt natürlich und jeder der mich kennt weiss, dass mein Zeichentisch in einem Eckchen steht, das wahrhaftig keine 2mx3m-Bilder zulässt.
Die Sitzung dauert eine gute Stunde und endet als ich keine Fragen mehr (und kalte Füsse) habe.
Was bleibt ist ein gutes Gefühl, weil sich jemand eine Stunde nur um mich gekümmert hat, ein Zweifel, was die Lichterscheinungen und den Kontakt zu meiner Mutter betrifft und die Frage was ich mit dem Ganzen anfangen soll.
Was meine Bekannte betrifft, glaube ich ihr, dass sie das sieht, was sie erzählt, wobei für mich klar ist, dass sie einfach über eine sehr gute intuitive Menschenkenntnis verfügt und deswegen keineswegs übersinnlich veranlagt sein muss, um zu "prophezeien", was auch immer sie prophezeit.
Der Erfolg gibt ihr recht. Sie verdient immerhin ein Teil ihres Lebensunterhalts damit, ohne auch nur einen Pfennig für Werbung auszugeben. All ihre Kunden gewinnt sie über Mund-zu-Mund-Propaganda, was aber vielleicht nichts anderes bedeutet, als dass es viel Einsamkeit und ein grosses Bedürfnis nach Zuwendung gibt.
Vielleicht lässt sich das Ganze ja mit reiner Psychologie erklären, aber auch ich bin nicht ganz frei von der Hoffnung es könne geistige Führung und etwas Mystik auf dieser Welt geben.
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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Der Sommer ohne Männer

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