14
Jan
2011

100 Jahre

Gestern durfte ich bei einem Geburtstagsfest dabei sein, wie ich es wahrscheinlich nicht mehr (oder nicht mehr so schnell) erleben werde. Frau Widmer wurde gestern 100 Jahre alt! Die Dame ist immer noch rüstig, lebt selbständig und ist bis vor kurzem noch Auto gefahren! (Der Führerschein wurde ihr nur weggenommen, weil sie die Polizei unangeschnallt erwischt hat und sie sich daraufhin einer medizinischen Ueberprüfung stellen musste. Der Arzt bescheinigte ihr zwar die Fahrtüchtigkeit, die Behörden nahmen ihr den Schein aber dennoch weg....)
Frau Widmer ist eine kleine, nur wenig gebeugte Person, die von einem inneren Lächeln erfüllt ist, wie man es nur selten trifft. Was mir an ihr am meisten auffällt, ist ihre Dankbarkeit für Kleinigkeiten (zum Beispiel, dass das belegte Brötchen, das sie ass, ihr extrem gut schmeckte) und ihre schelmische Art.
Wenn jemand so alt ist, dann steht der Tod förmlich im Zimmer, auch wenn Frau Widmer nicht nach ihm fragt. Zwar steht bei jeder Begegnung mit jedem Menschen eigentlich immer die Frage im Raum, ob man sie je wiedersehen wird, aber mit 100 ist die begrenzte Lebensspanne deutlich spürbar. Sie selber geht damit übrigens sehr locker und offen um. Sie ermunterte uns, dass wir, "wenn sie dann gestorben ist", fröhlich auf sie zu trinken!
In einem etwas ruhigeren Moment, nahm mich Frau Widmer mit beiden Händen an den Schultern und meinte:"Da bin ich aber froh, dass sie heute kommen konnten. Ich wäre sehr traurig gewesen, wenn ich Sie verpasst hätte." und später fügte sie noch hinzu:"Ich habe mich so gefreut Sie kennengelernt zu haben." Da gibt es nicht viel zu antworten, als dass es für mich eben so ist. Ihre Direktheit und Herzlichkeit hat mich sehr berührt.
Wenn ich wählen könnte, dann möchte ich ebenso alt und genau so wie Frau Widmer sein!

11
Jan
2011

Verdient er eine zweite Chance?

Soll ich meinem Arbeitskollegen sagen er sei ein Idiot und ihn auf unbestimmte Zeit schneiden, weil er sich mit gegenüber unmöglich benommen hat oder gebe ich ihm noch Mal eine Chance? Ignoriere ich das lästige Geschwätz eines Kollegen und versuche ihm "durch die Blume" klar zu machen, dass weniger mehr ist?
Ueber solche Feinheiten macht sich Füchschen noch keine Gedanken. Er sagt schlicht: "Johannes ist doof!" Kein Problem solange nicht die Geburtstagseinladung zu Füchschens 6ten Geburtstag ansteht. Die Kindergartengruppe hat Dorfgrösse, sprich 8 Kinder sind der "grosse Chindsch" (Gruppe der grossen Kinder). Und natürlich fällt bei so einem Grüppchen auf, wenn alle eingeladen werden ausser Johannes. Da ich erwachsen und vorausschauend bin, rate ich Füchschen sich zu überlegen, ob er Johannes nicht doch einladen und ihm eine zweite Chance geben will. Füchschen stimmt zu, obwohl er Johannes wirklich nicht gerne hat und der ihn viel ärgert. Meine Ueberlegung ist, dass ein zurückgewiesenes Kind sich nur noch ekliger verhält und in Anbetracht der Tatsache, dass die beiden sicher noch 8 Jahre gemeinsamen Kindergarten- und Schulebesuch vor sich haben, lohnt sich ein erneuter Versuch.
Also begleite ich Füchschen in den KiGa, damit er die Einladungen verteilen kann. Auf dem Weg dorthin berät er sich mit seinem besten Freund, der den Johannes natürlich auch nicht mag, und beide beschliessen ad hoc ihn nun doch nicht einzuladen.
Und es kommt, wie es kommen muss: vor allen Kinderaugen bekommt Johannes als einziger keine Einladung und ist natürlich enttäuscht.
Man kann keinem der Kinder Enttäuschung, Ablehnung und Streit ersparen, aber meiner Meinung nach kommt es darauf an, was man in solchen Schlüsselsituationen für Werte vertritt. Selbst wenn der eigene Ableger einen anderen Weg wählt. Für mich ist es wichtig und richtig jedem Menschen eine zweite, dritte und vierte Chance zu geben und nicht in Groll und Beleidigt-sein zu verharren. Füchschen hat sich für die geradlinigere Methoden entschieden: er zeigt seine Abneigung offen. Ehrlichkeit finde ich auch nicht schlecht. Mal sehen, was dabei rauskommt.

6
Jan
2011

Virtuell contra real

Lang ists her, dass ich geschrieben habe, aber im Moment habe ich ganz einfach nicht allzu viel zu sagen. Auch muss ich zugeben, dass die virtuelle Realität mich zur Zeit etwas müde macht. Ich habe nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen festgestellt, dass wir zwar prima vernetzt sind (blogs, facebook und andere communities), uns im realen Leben aber die Zeit fehlt, Freunde zu treffen. Jedes Mal wenn ich mit jemanden abmachen möchte, dann endet das mit einer Flut von SMS oder Mails, die hin und her geschickt werden müssen, damit ein Termin gefunden ist. Und dieser Termin ist dann meistens in so weiter Ferne, dass man von alltagstauglicher Freundschaft schon nicht mehr sprechen kann. Im Moment ziehe ich es vor, meine Zeit, die mir übrig bleibt, realen Kontakte zu widmen. Ich werde sicher schreiben, aber eben so sicher seltener.

27
Dez
2010

Die Taegliche verwirrung

Halloechen lieber Wuestenfuchs,
bei uns geht es im gegensatz zu euch ganz alltaeglich und Feiertaglos zu. Chanukah haben wir schon anfang Dezember gefeiert.
Jetzt ist es dann bald ein Jahr seit ich hier her gekommen bin. Losgezogen bin ich ja mit der Idee mal fuer ein Jahr zu schauen und dann weiter zu sehen. Aber uns gefaellt es so gut hier das wir erstmal nicht wieder weg wollen.
Ja bald ein Jahr und immer noch gibt es da diese verwirrung zwischen den "Israelischen" Tagen und der "Normalen" Tagen. Ganz besonders gewoehnungsbeduerftig ist es die Arbeitswoche am Sonntag anzufangen. Offt denke ich dann am Dienstag das es schon Mittwoch ist oder am Montag das es dienstag ist usw. Auf hebraeisch allerdings ist das schwer zu verwechseln. Da heissen die Tage ganz einfach: erster Tag zweiter Tag dritter Tag vierter Tag fuenfter Tag sechster Tag und Shabbat. (yom rishon יום רישון yom sheni יום שני yom shlischi yom revyi yom chamischi shabbat)
Wenn ich mich also hier mit Jemandem verabrede dann speicher ich das lieber in Hebraeischen Tagen ab um dann auch wirklich am richtigen tag da zu sein.
gruss aus dem gelobten Land
Lili
p.S. mein sohn hat vor paar Tagen ploeztlich ausgearufen: Duhu Mamiiiiiiiiiiiiiiiii jetzt hab ich den Wuestenfuchs schon soooooooooooooooooooooooooooooo lange nicht mehr gesehen das ich schon garnicht mehr weiss ob die eigentlich ein Kind hatte? ;-)

21
Dez
2010

Gerüchte und Demokratie

Ob es sich um Hörensagen oder einfach um falsche Gerüchte handelt kann ich nicht sagen, aber heute ist mir bei einem Besuch auf dem Areal des Flughafens (oder sollte ich "häfchen" sagen) Bern-Belp folgende Geschichte zu Ohren gekommen.
Prinz Maha Vajiralongkorn, Kronprinz der thailändischen Monarchie, scheint zur Zeit in Bern zu weilen. Und obwohl ich noch nie von dem Prinzchen und seiner Monarchie gehört habe (oder wer wusste, dass Thailand den König mit der längsten Amtszeit hat?), scheint sich dieser Mensch wie ein König aufzuführen (obwohl das Warten auf die Uebernahme seiner Herrschaft schon ungefähr so lange dauert wie das des Prinzen Charles von England). Es scheint nicht zu reichen, dass der zukünftige Herrscher mit einem Privaten-Jumbojet und einem Hofstaat von vielleicht 70 Leuten angereist ist, anscheinend müssen täglich die Triebwerke dieses Flugriesen für zehn Minuten angelassen werden, um zu überprüfen, ob diese noch gehen. Getoppt wird diese an und für sich schon hirnrissige Aktion nur noch dadurch, dass das Ganze über Mittag ausgeführt muss, wenn laut Schweizer Gesetz eigentlich keine Lärmemissionen stattfinden sollten. Aber wie man hört scheint der Bundesrat persönlich die Beugung dieses Gesetzes verfügt haben. Sprich: Herr Prinz darf rumlärmen und Kerosin verbraten wie es ihm gefällt, während alle anderen privaten Flieger am Boden zu bleiben haben.
Da rührt sich mein zutiefst demokratisches Herz und protestiert. Ist es so, dass wir Schweizer uns selbst und freiwillig Gesetze geben, um unsere Umwelt zu schonen (Lärm- und Umweltschutz), um sie dann ganz undemokratisch dem ersten dahergelaufenen Prinzen zu opfern, damit der seine sinnfreien Marotten ausleben kann?
Da staune ich aber wirklich und ärgere mich über die Arschkriecherei (anders kann man das ja wohl nicht nennen), die durch Geld und vorgegebene Macht ausgelöst wird. Noch dazu von einer Macht, die sich auf Geburtenfolge und das Gesetz der Majestätsbeleidigung beruft und ihre Kritiker mundtot macht. Sollten demokratische Staaten nicht einfach die Könige und Prinzessinen dieser Welt ignorieren und sich an die gewählten Repräsentanten der jeweiligen Länder halten? In unserer heutigen Welt stellen solche mittelalterlichen Konstrukte wie Königreiche einen absoluten Anachronismus dar und sollten sofort abgeschafft werden. In einer Welt, in der Wikileaks-Journalisten verfolgt werden und Prinzen wie Machthaber behandelt werden stimmt definitv etwas nicht.

Vielleicht darf ich jetzt nie nach Thailand einreisen, weil ich HRH, den Prinzen, beleidigt und auf die Monarchie geschimpft habe. Vielleicht werde ich auch, bei einer Einreise nach Thailand, zu 15 Jahren Haft verurteilt und schreibe euch diesen Blog aus einer feucht-heissen Zelle in Bangkok weiter.....

17
Dez
2010

Hundeerziehung

Frau Frogg hat mich inspieriert mit ihrem Beitrag und ein Buch, das ich vor kurzem gelesen habe. Es ist das erste Buch vom bekannten"Dogwhisperer" Cesar Millan.
Cesar Millan entwickelt daran (nach ziemlich vielen nebensächlichen Geschichten und reichlich namedropping) eine sehr einfache Theorie, die mir einleuchtet.
Ausgehend von seinem wölfischen Vorfahren unterstellt Millan den Haushund einen stark ausgebildeten Bewegungsdrang. (Anscheinend bewegen sich Wolfsrudel bis zu 10 Stunden am Tag auf der Suche nach Futter. Wie übrigens auch der Urmensch, mit dem uns genetisch noch fast alles verbindet.) Der Wolf wie der Hund sind in ihrem Körperbau auf ständiges Laufen ausgerichtet, also können Hunde nicht nur viel und lange Laufen, sondern sie MUESSEN es auch.
Dem normalen Haus- und Gartenhund allerdings wird in vielen Fällen kaum ein halbes Stündchen Auslauf gewährt. Was tut also der unterbeschäftigte und im Laufe der Zeit auch frustriere Haushund? Er stellt sich an die Türe und verkläfft alles, was sich schneller als eine Schnecke bewegt. Wenn er an der Leine mit Herrchen Gassi geht, gibt er Gas und verbellt ebenfalls alles, das ihm begegnet. Und im dümmsten Fall reisst er sich Herrschaft im Haus unter die Krallen.
Natürlich werden Hunde in unseren Breiten nicht aus Böswill so behandelt. Nein, im Gegenteil: überbordende Liebe macht aus dem Arbeitstier ein frustrierten Arbeitslosen mit rosa Halsband und Wintermäntelchen. Wenn man in die Tierbedarfsläden schaut, dann kann man deutlich erkennen, dass Hundebesitzer bzw. Tierhalter im allgemeinen, nur das Beste für ihre tierischen Mitbewohner wollen. Leider begehen sie dabei den gleichen Fehler wie bei sich selber: statt viel Bewegung wird mit Diätfutter herumexperimentiert und statt der Ursache des Frusts auf die Spur zu kommen, wird halt noch ein Strasshalsband gekauft.
Millan also postuliert, dass Hunde vor allem anderen Bewegung brauchen, danach Disziplin (und damit ist nichts anderes als ein mittleres bis kleines Repertoire an Codes zwischen Hund und Herrchen gemeint. Allerdings solchen, die das Herrchen dem Hund beigebracht hat und nicht andersrum...) und dann Liebe und Zuwendung.
Also habe ich mal bei mir geschaut, wie ich denn mit meinem Fido dastehe und musste zugeben, dass auch bei mir der Spaziergang zu kurz ausfiel. Seit ungefähr drei Wochen schleppe nun ich meinen begeisterten Hund eineinhalb Stunden durch die Gegend und siehe da: das Gekläff an der Türe hat sich auf ein Minimum reduziert, wenn jemand zu Besuch kommt wird ihm nicht mehr das Gesicht poliert und Fido ist ganz allgemein entspannter.
Ausserdem versuche ich auf dem Spaziergang mehr mit ihm zu arbeiten, sprich Fuss-laufen, Leinentraining, Warten-und-Kommen, etc. Dadurch ist der Spaziergang streckenweise viel anstrengender geworden, da ich mich mehr konzentrieren muss und nicht mehr einfach meinen Gedanken nachhängen kann. Aber ich denke, dass sich der Aufwand lohnt.
Ein Satz von Millan ist mir besonders im Kopf geblieben. Sinngemäss sagt er, dass, wenn wir schon ein freiheitsliebendes Tier in unseren vier Wänden einsperren wollen, um unser Leben mit ihm zu bereichern, dann sollten wir im Minimum dafür sorgen, dass es kein frustrierendes Leben führen muss.

13
Dez
2010

Silbermedallie

Heute darf ich euch stolz meine virtuelle "Silbermedallie" vom Novemberschreiben präsentieren:

Silbermedallie

50000 Wörter war die Goldmedallie wert, 25000 die silberne. Der Wert ist, wie fast immer bei solcherlei Ehrungen, ideeller Art. Und ich bin sehr zufrieden es geschafft zu haben. Für den Dezember habe ich mir übrigens das gleiche Ziel gesetzt.

PS: im Baublog gibt es mal wieder eine klitzekleine Neuigkeit.

11
Dez
2010

Modediktat

In der Schweiz nennt man sie "Zöttelichappe" also Zottelkappe. Gemeint sind die Lapplandmützen mit den geflochtenen Wollzöpfen an beiden Seiten. Füchschen endeckte in der "Landi" (CH-Bezeichnung für den Laden der Landwirtschaftlichen Genossenschaft, in dem man alles vom Melkeimer bis zum Christbaumschmuck findet) eine graue Zöttelichappe und war sofort hin und weg. Unbedingt wollte er so eine. Für ihn sahen die Dinger wie Wikingerhelme aus und so einen musste er haben.
Natürlich habe ich mich erweichen lassen und dem Spross so eine gekauft. Ueberglücklich ist das Kind am Abend mit der Mütze auf dem Kopf ins Bett geschlüpft und als er am Morgen zu mir ins Bett gekrochen kam, war die Mütze mit im Handgepäck.
Ungewöhnlich schnell frühstückte er am Morgen, zog sich an und konnte es kaum erwarten mit seiner neunen Errungenschaft in den Kindergarten zu kommen.
Am Mittag kam er völlig geknickt und mit der Mütze in der Hand zur Tür hinein. Die grossen Kinder hatten ihn gehänselt und gesagt er habe eine "Mädchenmütze" auf dem Kopf. Schlimmeres als irgendetwas als "Mädchen"-irgendwas zu bezeichnen gibt es für einen bald 6jährigen wohl kaum.
Mir oblag es dann natürlich ihm zu sagen, dass er supercool mit der Kappe aussähe und das man anziehen kann, was einem selber gefällt und man sich nicht nach der Meinung von anderen richten müsse. Füchschen verstand und seitdem liegt die hübsche Kappe traurig in der Ecke.
Aber ehrlich gesagt ist das auch für einen Erwachsenen (wenn er nicht gerade am pubertieren ist und provozieren will) schwer auf den eigenen Geschmack zu bestehen. Aber das sind wohl erst die Anfänge von eigenem Modegeschmack und Modediktat.

Und hier noch zwei Bilder aus der letzten Woche, als Füchschen die Skisaison eröffnet hat.
Wintersport Aeschi Niesen
Kind an Schlepplift Aeschi
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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