21
Dez
2010

Gerüchte und Demokratie

Ob es sich um Hörensagen oder einfach um falsche Gerüchte handelt kann ich nicht sagen, aber heute ist mir bei einem Besuch auf dem Areal des Flughafens (oder sollte ich "häfchen" sagen) Bern-Belp folgende Geschichte zu Ohren gekommen.
Prinz Maha Vajiralongkorn, Kronprinz der thailändischen Monarchie, scheint zur Zeit in Bern zu weilen. Und obwohl ich noch nie von dem Prinzchen und seiner Monarchie gehört habe (oder wer wusste, dass Thailand den König mit der längsten Amtszeit hat?), scheint sich dieser Mensch wie ein König aufzuführen (obwohl das Warten auf die Uebernahme seiner Herrschaft schon ungefähr so lange dauert wie das des Prinzen Charles von England). Es scheint nicht zu reichen, dass der zukünftige Herrscher mit einem Privaten-Jumbojet und einem Hofstaat von vielleicht 70 Leuten angereist ist, anscheinend müssen täglich die Triebwerke dieses Flugriesen für zehn Minuten angelassen werden, um zu überprüfen, ob diese noch gehen. Getoppt wird diese an und für sich schon hirnrissige Aktion nur noch dadurch, dass das Ganze über Mittag ausgeführt muss, wenn laut Schweizer Gesetz eigentlich keine Lärmemissionen stattfinden sollten. Aber wie man hört scheint der Bundesrat persönlich die Beugung dieses Gesetzes verfügt haben. Sprich: Herr Prinz darf rumlärmen und Kerosin verbraten wie es ihm gefällt, während alle anderen privaten Flieger am Boden zu bleiben haben.
Da rührt sich mein zutiefst demokratisches Herz und protestiert. Ist es so, dass wir Schweizer uns selbst und freiwillig Gesetze geben, um unsere Umwelt zu schonen (Lärm- und Umweltschutz), um sie dann ganz undemokratisch dem ersten dahergelaufenen Prinzen zu opfern, damit der seine sinnfreien Marotten ausleben kann?
Da staune ich aber wirklich und ärgere mich über die Arschkriecherei (anders kann man das ja wohl nicht nennen), die durch Geld und vorgegebene Macht ausgelöst wird. Noch dazu von einer Macht, die sich auf Geburtenfolge und das Gesetz der Majestätsbeleidigung beruft und ihre Kritiker mundtot macht. Sollten demokratische Staaten nicht einfach die Könige und Prinzessinen dieser Welt ignorieren und sich an die gewählten Repräsentanten der jeweiligen Länder halten? In unserer heutigen Welt stellen solche mittelalterlichen Konstrukte wie Königreiche einen absoluten Anachronismus dar und sollten sofort abgeschafft werden. In einer Welt, in der Wikileaks-Journalisten verfolgt werden und Prinzen wie Machthaber behandelt werden stimmt definitv etwas nicht.

Vielleicht darf ich jetzt nie nach Thailand einreisen, weil ich HRH, den Prinzen, beleidigt und auf die Monarchie geschimpft habe. Vielleicht werde ich auch, bei einer Einreise nach Thailand, zu 15 Jahren Haft verurteilt und schreibe euch diesen Blog aus einer feucht-heissen Zelle in Bangkok weiter.....

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Wüstenfuchs

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Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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