27
Mrz
2009

Frühlingsgefühle

Schon von weitem sah ich mein Söhnchen mit zu einem Schälchen geformten Händen durchs Dorf stiefeln. Sein 8jähriger Freund hatte mich, keuchend vom Dauerlauf durchs ganze Dorf, zu hause abgeholt damit "ich mal schauen komme".
Der Ort des "mal schauens" war der Schuleigene Tümpel. Dort war gerade ein Dreier-Grüppchen Frösche mit Ablaichen beschäftigt, wobei man sagen muss, dass zwei Frösche von diesem Dreierklumpen mehr tot als lebendig aussahen. Aber vielleicht ist ja Sex bei Fröschen so erschöpfend...?
Bis zum Tümpelchen schafften wir es aber erst mal gar nicht, da uns Wüstenfuchs-Söhnchen schon auf halber Strecke mit zwei ziemlich vollen Händen Froschlaich entgegen kam.
Froschlaich
Der Kleine hatte eine steile Treppe, eine lange Steigung und die Hälfte des gut einen Kilometer langen Wegs alleine und ohne ein Ei zu verlieren bewältigt.
Ich war auf jeden Fall mal froh, dass er nicht in den Tümpel gefallen war...
Also packte ich die beiden sehr stolzen Froschlaichbesitzer ins Auto. Den Laich im Wassereimer auf dem Rücksitz und zwei aufgeregte Froschpapas in spe daneben. Beim Teichlein angekommen füllten wir den Eimer erst mal mit etwas Wasser aus dem Teich, da Frösche kein Leitungswasser vertragen (so viel wusste ich noch von früher). Ja, und jetzt steht ein Kübel voller zukünftigen Fröschen bei uns im Garten. Soll ich das Platschbecken schon mal aufblase? Fliegen fangen? Irgendwelche Froschpapis oder -mamis daraussen?

25
Mrz
2009

Heisse Luft

Jeder kennt sie: die Floskeln, die Geräusche machen aber keinen Sinn.
"Wie geits?" "Es mues!" (es muss) "Ma hät ja ke Wäli" (man hat ja keine Wahl)
"Ma gseht sich!" (man sieht sich) Wobei ich zugeben muss, dass diese Redewendung in Bern oder auf den Dörfern tatsächlich Sinn macht. Man sieht sich tatsächlich hin und wieder einfach so. In München bin ich nie jemanden zufällig über den Weg gelaufen....und ich habe doch einen ganzen Haufen Leute gekannt.

Den besten Füllsel aber hat eindeutig meine Nachbarin. Sie mag so um die 65 sein, ehemalige Bauersfrau, sehr kräftig und rüstig. Werkelt immer ums Haus und ist recht umgänglich. Unterhaltungen allerdings sind sehr anstrengend. Alle paar Wörter flickt sie ihr äusserst seltsames Füllsel ein: "Der Ding isch und aus zamä" (das Ding ist und alles zusammen...??? Ja, ich weiss. Macht keinen Sinn, aber sie sagt das!). Wenn sie was erzählt hört sich das so an:
"Ja, da sind wir mit dem Frauenverein zum ersten Augustfeuer gegangen DerDingischundauszamä und haben einen Kaffee getrunken DerDingischundauszamä. Und dann sind wir noch am Brienzersee DerDingischundauszamä spazieren gegangen und am Abend mit dem Car wieder nach hause DerDingischundauszamä."
"Eigentlich", "vielleicht", "oder?" sind, zu oft wiederholt, ja schon eine Plage, aber dieses sperrige Nonsens-Wortungetüm raubt einem jede Konzentration dem Inhalt zu folgen. Ich bin immer damit beschäftigt, nicht grad heraus zu lachen.

24
Mrz
2009

Falsch verbunden

Ich tippe die Nummer meiner Schwester in die Tasten des Telefons.
Es tutet.
"Müller"
Meine Schwester heisst nicht Müller.
"Oh, da habe ich mich wohl verwählt! Welche Nummer habe ich denn gewählt?"
"Was weiss ich, welche Nummer Sie gewählt haben!" Klick. Besetztzeichen.
Verdattert starre ich den Telefonhörer an und kichernd lege ich ihn wieder auf die Gabel.

23
Mrz
2009

Schmarotzer

Da sass sie selbstzufrieden und lächelnd in meiner Küche und strahlte mit einem "Hier-bin-ich!"-Glorienschein. Ihr kleiner Sohn verwüstete gerade genüsslich den Schokoladen-Geburtstagskuchen, ihre bessere Hälfte löffelte begierig an einem anderen Stück. Im Trubel der Geburtstagsparty für den Wüstenfuchs-Sohn aus erster Beziehung, hatte mein Mitbewohner vergessen mich zu informieren, dass sie, nennen wir sie Pechmarie, einen kleinen Umzug mit Hilfe unseres Busses und der tatkräftigen Unterstützung von Wüstenfuchs-Mann zu bewerkstelligen gedachte. Mit einiger Selbstsicherheit fragte sie ein paar Tage zuvor, wann denn unser Bus ihr zur Verfügung stände. Wie? Was? Ja, wann man gedenke sie von Interlaken abzuholen und den Transport einer Bar zu bewerkstelligen? Hä? Mit einiger Mühe konnten wir erklären, dass es keinenfalls so sei, dass wir immer und jederzeit unsere Dienste und die unseres Busses gratis zur Verfügen stellen würden. Fahrdienste eingeschlossen. Aber ja, wenn wir den Weg vom Dorf nach Interlaken sowieso fahren würden, dann könne man auch eine Bar aufs Dach laden.
Im Durcheinander der Kindergeburtstagsparty erkannte Wüstenfuchs-Mann einen günstigen Zeitpunkt für ein solches Unternehmen. Und dann sass sie eben da, während wir noch knietief in Geschenkpapier wateten, und redete belangloses Zeug, versuchte mich in Mami-Talks zu verstricken und ich erstickte fast an unterdrücktem Aerger. Zwei Optionen sah ich vor meinem geistigen Auge. Nummer eins: ihr zu erklären, dass sie ihren Schmarotzer-Hintern aus meiner Küche hinwegbewegen sollte und dass wir keinenfalls so gute Freunde seien, dass wir sie aus Notlagen zu retten uns beflissen fühlten (unter die ein Bar-Transport ja wirklich fällt). Oder Nummer zwo: gute Miene zum bösen Spiel machen, einen Tee servieren, dem Sohnemann zu zu lächeln und ihr dabei nicht in die Augen zu sehen. Denn eine gute Lügnerin bin ich nicht.
Klar habe ich mich für Version Nummer zwei entschieden. Gut für den momentanen Frieden, aber schlecht für die längerfristige Seelenruhe. Denn sie wird es wieder tun, da sie nicht gemerkt hat, dass ihr Schmarotzertum auf Unwillen stösst. Wer schreit bekommt.

21
Mrz
2009

Wilder Westen

dieses Heim ist bewaffnet
Wildwest-Antwort auf Peer Steinbrücks Indianer-Rhetorik?

19
Mrz
2009

Vergewaltigung

Hier eine interessante Diskussion zum Thema: "Frauen, die vergewaltigt wurden sind selber schuld..."

Meine Kommentar dazu:"Ich komme aus der Selbstverteidigung und stelle Ihnen mal unsere Ueberlegungen vor:

Vergewaltigung hat nichts mit Sex zu tun, sondern allein mit Macht und Kontrolle. Sex ist nur ein Mittel der Macht. Unterstützt wird dieses Argument dadurch, dass Vergewaltigungen z.T. auch mit Gegenständen (Stock, Gewehr, Gurke) begangen werden und so nicht der unmittelbaren Triebbefriedigung dienen. Auch bei Missbrauch von Kindern stellt die Kontrolle/Macht ein wichtiges Element in der Gewaltanwendung dar.

Täter sind dem zu Folge Menschen mit einem ausgeprägtem Gespür für "Opfer", d.h. für Emotionen wie Verunsicherung, Angst und Panik (das sind nämlich die Gefühle, die sie bei ihren Opfern erzeugen wollen, nicht Liebe, wie es eigentlich für liebevollen Sex natürlich ist). In einer Studie mit Mehrfach-Tätern hat man anscheinend herausgefunden, dass diese allein am Hören von Schritten entscheiden konnten, ob derjenige ein "geeignetes Opfer" sei oder nicht.

Ergo ist die Minirock-Diskussion nur Ablenkung vom Thema. Im Minirock steckt ja immerhin eine Frau und die können eben selbstbewusster, unsicherer, verschüchteter sein oder nicht. Meist finden Vergewaltigungen ja nicht aus dem Hinterhalt statt, sondern durchlaufen eine Art "Testphase", in der der Täter sein Opfer auf mögliche Grenzüberschreitungen testet.

Bei jeder Art von Grenzüberschreitung oder Angriff (Vergewaltigung ist "nur" eine besonders krasse Form) ist entscheidend ob es einen "Plan B" gibt. Sprich: wer sich Gefahrensituationen schon vorher überlegt oder sogar durchgespielt hat, kann unter Stress auf eine minimale Form der "Erfahrung" zurückgreifen (Die meisten von uns werden unter Stress nicht besser, schon gar nicht ohne Plan oder Erfahrung). Gibt es einen solchen Plan B (z.B. Selbstverteidugungstraining) dann fällt das Selbstbewusstsein vielleicht nicht gerade beim ersten Angriff zusammen und es bleibt noch ein Milimeter Handlungsspielraum. Der Täter wird spüren, dass er hier nicht so leichtes Spiel hat.

Als Methoden der Angreiferabwehr in diesem Fall hat sich "bewährt": Sehr viel Lärm machen (diese Taten geschehen meistens im Verborgenen), paradoxe Antworten/Handlungen (Humor, Glaube...), Ablenkung und Flucht, die Telnr der Polizei auf einer Kurzwahltaste im Handy speichern um sie ohne zu denken abrufen zu können.

Zu Ihrem Bekannten und seinen "energetischen Schwingungen": Klar, hat er recht! Die Täter sind einfach gut darin Ansätze von Verunsicherung und Angst zu erkennen und die sind natürlich an der Körpersprache abzulesen....aber das kann jeder der nicht völlig blind ist.
Und Ihr sprachloser Aerger ist genau die Form von Lähmung, die die Opfer gegenüber Vergewaltigern empfinden (einfach massiver) und dieser Post mit der Bitte um Zu- und Wiederspruch ist Ihr Plan B. Auf dass sie nächstes Mal der verbalen Attacke widerstehen!
"

18
Mrz
2009

Bitterfotze II

Seit ich die Buchbesprechung gelesen habe, geht mir das Wort "Bitterfotze" nicht mehr aus dem Kopf. Es ist ziemlich krass, aber es trifft die Tatsachen genau. "Bitter" dadurch dass man sich zu viel zurücknehmen muss und nur ein Kinderleben führt. Die Süsse des Lebens geht verloren, wenn man nur noch dient. Und "Fotze" als die abfällige Bezeichnung für eine Frau. Rein auf ihr Geschlecht reduziert, zum gebrauchen. So fühlt man sich dann auch, wenn man wieder mal am rumbrüllen ist, weil einem alles zu viel wird: verächtlich angesehen, als dumme, hysterische Hausfrau, der die letzte Selbstachtung abhanden gekommen ist und die in aller Oeffentlichkeit ihre Hilflosigkeit zur allgemeinen Belustigung zur Schau stellt.
Bitterfotzig ist man, wenn man die Fragen seines Kindes zynisch kommentiert. Man ist es, wenn man kein Mitleid mehr mit dem kranken Ehemann empfindet, sondern nur noch denkt:"Der auch noch!". Die Bitterkeit hat einen erfasst, wenn man den Hund zusammenschreit, nur weil er spielen will. Und du merkst es, wenn dir völlig egal ist, ob die Sonne scheint oder nicht, du drinnen bist oder draussen, wenn dich keine Einladung von Freunden mehr interessiert und du das Gefühl hast deinen Körper nur noch durch pure Willenskraft am Versagen hinderst.
Wir Mütter in der Schweiz sind schon saudumm: jede hockt in ihrem Gärtchen/Häuschen/Zimmerchen und leidet alleine. Es ist tabu über die obengenannten Gefühle zu reden, da die anderen ja alle so perfekt sind. Aber vor wem sollten wir uns weniger schämen als vor anderen Müttern, die das genau gleiche erleben?
Schuld sind nicht wir. Unsere einzige Schuld ist, nicht zu erkennen, dass der Fehler nicht in unseren Köpfen liegt, sondern in einer Gesellschaft, die Kinderfeindlich ist und damit auch Mütterfeindlich.
Das ist zu krass? Nein, es ist zu wenig deutlich! Wenn dein Kind im Supermarkt schreit, erntest du böse und genervte Blicke, anstatt der völlig logischen Frage:"Was hat dein Kind? Kann ich dir helfen?"
Brauchst du 2/3 vom Gehsteig, weil du einen Kinderwagen und zwei Kinder bei dir hast, kommt ein alter Mann daher und stösst die Kinder auf die Seite, als wäre es sein Recht immer und zu jeder Zeit freie Passage zu haben. Dass er seine Dummheit nicht bemerkt ist klar, aber das auch sonst niemand von den Umstehenden sagt:"Hey, was erlauben Sie sich! Das geht nicht!" Fehlanzeige.
Du willst ins Restaurant mit deinem Herzallerliebsten und nimmst aus reinem Optimusmus deine Brut mit, dann wirst du mehr mit "in-Schach-und ruhig-halten" zu tun haben, als dein Essen zu geniessen.
Und das sind nur die kleinen Sachen. Mal ehrlich: wer möchte schon 7 Tage in der Woche à 10-12 Stunden Kinder betreuen? Und das gegen Kost und Logis? Ohne Anerkennung (Ah, du bist nur Hausfrau), ohne Rentenanspruch? Mit dem stark erhöhten Armutsrisiko, wenn die Trennung droht?
Ein Rezept habe ich keines, sonst würde ich es leben. Aber eines ist mir klar: Es sind verstaubte Annahmen, alte Ideen und Wertestrukturen in unseren Köpfen, die wir mangels Distanz gar nicht als solche erkennen, die uns an einer Veränderung hindern. Es ist immer noch so, dass Frauen auf ihren Beruf verzichten und sich der Kindererziehung widmen. Es ist nicht normal, dass beide den gleichen Anteil tragen. Es ist immer noch schwierig für Männer einen echten Teilzeitjob zu bekommen, speziell in den höheren Kadern (wo sie es sich leisten könnten). Vaterschaftsurlaub existiert so gut wie gar nicht. Es ist immer noch nicht allgemein übelich, dass grössere Unternehmen ihren ArbeitnehmerInnen Kinderkrippen und -gärten anbieten.
Die Schweizer Haltung zum Thema Kinder könnte man so zusammenfassen: Du hast Kinder? Selber Schuld!

15
Mrz
2009

Bitterfotze

Der Artikel Bitterfotze (doc, 36 KB) trifft unsere frühere Diskussion "Gründe für Kinder" sehr genau. Die schwedische Autorin Maria Sveland hat in ihrem Buch "Bitterfotze" das Thema der Verbitterung der Vollzeitmütter zum Thema gemacht. Ich hab es bis jetzt zwar noch nicht gelesen, aber die Tagi-Magi-Besprechung verspricht ein spannendes Buch.

Grosses Geld

Bei unserem Münchenbesuch haben wir es natürlich auch nicht versäumt etwas billiger Kleider einzukaufen. Hosen für 9,99 Euro und Kinderkleider für 7,- und 8,- Euro. Da kannst du in der Schweiz lange suchen, wenn du nicht gerade zum Kinder-Secondhand gehst. Die Qualität scheint auch noch recht gut zu sein.
Da frage ich mich schon, wie so was möglich ist. Da ja die meiste Billigware wohl in China/Osten gefertigt wird, werden auch andere Anbieter, die zwar nicht bessere aber etwas teurere Ware anbieten auch dort fertigen lassen. Und da ich weiter annehme, dass die chinesischen Näherinnen auch nicht mehr oder weniger bekommen, wenn dieselbe Hose beim einen Anbieter 10,- Euro kostet und beim anderen 30,- Franken, MUSS man ja fast beim billigeren kaufen, da ja nur der Händler mehr verdient. Oder anders gesagt: der Kunde zahlt die Differenz. Wie auch immer.
Als wir unsere 3 Hosen und einen kleineren Haufen Kinderkleider zur Kasse brachten, errechnete die halb eingeschlafene Verkäuferin einen Betrag von rund 40,-. Wüstenfuchs-Mann zückte einen 100,-Euroschein. Da erwachte unsere Zahlmeisterin und meinte lakonisch:"da muss ich meine Chefin holen..."
?
Die Chefin kam, checkte den 100er drei Mal auf seine Echtheit und händigte der Kassierin mehr Bargeld aus, damit sie rausgeben konnte. Ihr Kommentare:"Wissen Sie, es kommt nicht so häufig vor, dass jemand mit so grossem Geld bei uns zahlt."
Grosses Geld? Ich habe keins gesehen.
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Oh, die sind aber schön!
Sehr plastisch!
diefrogg - 6. Apr, 13:09
Rückkehr nach langer...
Hallo, meine treuen Leser! Da bin ich wieder nach langer...
Wüstenfuchs - 10. Mär, 17:24
Was heisst Alphorn auf...
...diese Frage habe ich mir anlässlich des Jodlerfests...
Wüstenfuchs - 19. Jun, 20:01
Das wird schon! Toi,...
Das wird schon! Toi, toi, toi!
Larne - 18. Jun, 18:05
Wahnsinn!
Ihr habt bekommt also auch ein neues solches Teil!...
diefrogg - 18. Jun, 13:42

Mein Lesestoff


Siri Hustvedt
Der Sommer ohne Männer

RSS Box

Verzeichnisse

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Blogs Technorati Profile Add to Technorati Favorites

kostenloser Counter

Web Counter-Modul

Free Text (4)

Gesehene Filme

Suche

 

Status

Online seit 6150 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 6. Apr, 13:09

Credits