Politik

14
Mrz
2011

Atomkraft Nein Danke!

Angesichts der Situation in Japan hat es mir in den letzten Tagen die Sprache verschlagen. Gegenüber Tsunamis und nuklearer Verseuchung werden die eigenen Befindlichkeiten und Wehwehchen doch schon sehr klein.
Die Essenz dieser Tragödie ist für mich, dass immer deutlicher wird, dass die Menschheit Energietechnisch auf ein Desaster zu steuert. Wenn man bedenkt, wieviele Atomkraftwerke es auf der ganzen Welt gibt und welch grossen Schaden die "wenigen" beschädigten Kraftwerke in Japan anrichten werden, dann ist es für mich absolut offensichtlich, dass Atomkraft keine Option ist und nie war.
Mittlerweile bin ich so weit, dass ich eine Rationierung der Energie (sei es Strom oder Oel) akzeptieren würde. Viel lieber hätte ich ab 22:00 Uhr keinen Strom oder nur ein bestimmtes Kontingent an Oel und im Winter halt einen Pulli mehr an, als das Risiko einer atomaren Verseuchung einzugehen.
Ich bin sicher, dass uns Menschen, wenn wir erst mal dazu gezwungen wären, schon ziemlich viel einfiele um Energie zu sparen.
Wie wäre es zum Beispiel nicht denkbar mit einer Kochkiste (man beachte woher der link kommt: www.hartz-4-empfaenger.de ...wenn man zum sparen gezwungen wird, dann fällt einem schon was ein...) oder einem Solarofen zu kochen? Sicher wäre es gewöhnungsbedürftig, aber warum nicht?

Bei uns im Dorf kommen vier Bäche die Hänge hinuntergestürzt. Jedes Mal wenn ich ihre je nach Jahreszeit unterschiedlichen Wassermassen betrachte, juckt es mich in den Fingern ein Kleinstkraftwerk zu bauen und diese Energie, die ungenützt in die Tiefe stürzt, zu nützen. Leider ist es im Moment sehr aussichtslos so ein Projekt zu wagen. Wir haben schon mal die ersten vorsichtigen Vorstösse in diese Richtung gemacht und sofort von offizieller Seite gehört, dass so etwas früher noch eher möglich gewesen sei, jetzt aber schon im Ansatz unterbunden würde. Warum? Das konnte uns keiner der Beamten erklären.
Wenn ihr in den link schaut, dann seht ihr, dass die Verfasser das Projekt vor allem für Entwicklungsländer konzipiert haben. Aber muss man unbedint Afrikaner sein, damit man sich über so einen Ansatz Gedanken machen darf? In meinen Augen wären solche Wasser-Kleinstkraftwerke in bergigen Regionen ideal um Gemeinden zu versorgen. Die Energie würde vor Ort produziert werden und die Abhängigkeit vom Weltmarkt wäre minimiert.
Standortabhängig wären natürlich auch Kleinstkraftwerke für andere Energieformen denkbar (Solar, Wind, Grundwasserwärmepumpen, etc....).
Aber wie schon am Anfang erwähnt, werden wir uns solchen Möglichkeiten wohl erst zuwenden, wenn wir uns gezwungen sehen.

13
Feb
2011

Sieg des ungesunden Menschenverstandes

Ein Schweizer Mythos hat die heutige Abstimmung leider überlebt: die Armeewaffen stehen weiterhin in den Schweizer Schlafzimmerschränken und kommen nicht, wie es die Abstimmungsvorlage vorschlug, ins Zeughaus. Mit nur etwas mehr als 56% (bei einer Stimmbeteiligung von 51%!) bestanden die Schweizer Stimmbürgern auf eine sinnlose Tradition.
Ich als Schiesslaie kann mir allerdings kein Szenario ausdenken, in dem Waffen im Haus eine sinnvolle Antwort wären. Würde die Schweiz angegriffen (von wem??) würde dieser äusserst hypothetische Gegener wohl kaum zu Fuss über die Alpen marschieren, damit ihm dann bewaffnete Schweizer Wehrmänner (so der korrekte Ausdruck hierzulande) ein paar Schüsse in den Pelz brennen könnten.
Vielmehr fallen mir Szenarien ein, in denen Kinder, Schiessgeräte und "komm wir schauen mal, obs funktioniert" vorkommen...

Auch haben wir uns im Kanton Bern für den Neubau eines AKWs entschieden, da uns genügend Angst gemacht wurde, wir könnten nicht genügend Strom für uns selber erzeugen. Wenn ein bergiges Land, wie die Schweiz, mit viel Wasser und Know-how beim Umweltschutz es nicht fertig bringt eine andere Lösung als Atomkraft zu finden, dann weiss ich wirklich nicht mehr weiter.

Für mich entspricht es dem gesunden Menschenverstand, dass Armeewaffen nicht in Privathaushalte gehören und Atomkraftwerke keine erneuerbare Energie sind, aber offensichtlich teilt nur eine Minderheit in diesem Land diese Meinung. Als demokratisch gesinnter Mensch muss ich das wohl akzeptieren und/oder in die Politik einsteigen.

5
Mrz
2010

Es geht auch so!

"Es geht auch so!" ist der Titel einer homepage, die sich dem Thema ausserfamiliäre Kinderbetreuung widmet. Idee ist es, durch die homepage eine Plattform zu bieten, auf der sich Eltern finden können, die entweder "nur" Betreuung für ihre Kinder suchen oder andererseits bereit sind ein "Tandem" mit einer anderen Familie einzugehen. Das heisst: die Kinder werden manchmal von der einen Familie betreut und manchmal von der anderen. So werden die Kinder im Idealfall "Geschwister auf Zeit". Alle Angebote auf dieser Seite sind kostenlos und richten sich nur an Anbieter kostenloser oder auf Gegenleistung beruhender Betreuung. Ich finde diese Idee genial und bedauere, dass ich dieses Angebot nicht schon früher entdeckt habe, denn schliesslich wurde das Internetportal schon vor eineinhalb Jahren gegründet. Genau der Moment, in dem mir die Decke am meisten auf den Kopf gefallen ist.....
Zwar liegt in der Schweiz bezüglich dem Thema "Kinderbetreuung" noch einiges im Argen - z.B. das fehlen von 120'000 Betreuungsplätzen Schweizweit, die dadurch gegebene Unvereinbarkeit von Arbeit und Betreuung bei Frauen - Aber es tut sich auch einiges: 40 Mio. wurden zwischen 2003 bis 2008 bereitgestellt um neue Plätze zu schaffen (doc). 17'000 neue Plätze wurden damit auch möglich, allerdings ist ein Grossteil der Gelder nicht ausgelöst worden, was darauf hinweisst, dass der Gesinnungsumschwung erst einen Bruchteil der Mütter/Väter erreicht hat. Der Verein "Tagesschule Schweiz" setzt sich mit staatlicher Unterstützung dafür ein, dass Tagesstrukturen (Betreuung nach dem Unterricht) für die Volksschule üblich werden. Auch hier kann man beobachten, dass die Einsicht , dass sogenannte "Fremdbetreuung" für das Kind keine Plage ist, sondern interessant, abwechslungsreich und chancenreich ist. Bei uns im Dorf wurde eine Umfrage gestartet, welche Eltern welches Betreuungsangebot brauchen könnten. Ergebnis der Umfrage war: nicht einmal 10 Eltern würden das Angebot nutzen! Entweder ist die Welt noch so in Ordnung, dass einerseits ein Lohn reicht um die Familie zu ernähren oder den Frauen ist noch nicht klar geworden, dass auch für sie Chancen in einem familienexternen Betreuungsangebot liegen würden. Nach meinen Gespräch mit "Mit-Müttern" im Dorf tendiere ich zu zweiter Einschätzung.
Zu erwähnen bleibt noch das Buch "Schule mit Zukunft" von Jaqueline Fehr, in dem sich die SP-Nationalrätin nicht nur mit der Schule, sondern mit der Bildung und Betreuung gesamthaft befasst. Was Frau Fehr in ihrem Buch aufzeigt, ist für mich tatsächlich die Schule der Zukunft.
Auf lokaler Ebene gab es seit 1994 erstmals ein Mütterzentrum (Bern), dass ein niederschwelliges Angebot an Mütter und Väter richtet und die Solidarität und Selbstorganisation zwischen den Erziehenden fördert, die die Lücke im staatliche Betreuungsangebot überbrücken müssen.
Leider wird es wahrscheinlich noch Jahrzehnte dauern bis sich daraus auch Aenderungen im Alltag ergeben werden. Aber immerhin kann man schon Anfänge einer interessanten Richtung erkennen.

4
Nov
2009

9/11 und 9.11.

Wo bist du dann gewesen?
Sonst ist es ja schwer diese Frage präzise für irgendeinen beliebigen Tag im eignen Leben zu beantworten. Aber für die beiden Daten 9/11/01 und 9.11.89 kann ich das ganz genau sagen.
Am 9.11.89 sass ich hoch über den Wolken irgendwo über dem Atlantik in einem Passagierflugzeug, das auf dem Weg in die USA war. Während in Berlin "Schabowskis Zettel" kursierte, wurde an Bord das Abendessen serviert. Und während mein Tag sich ins Unendliche auszudehnen begann, sank die Sonne über Deutschland und erste Ostberliner Bürger machten sich auf den Weg zu den noch geschlossenen Grenzübergängen. Als der Kinofilm lief und die Storen an den Bordfenstern geschlossen wurden, wanderte ein einsames Päärchen über eine Brück von Ost- nach Westberlin. Als um 04.00 nachts der erste Ostberliner auf der Mauer erschien, sass ich im unbequemen Schlaf der Economie-Class. Bei meiner Landung in den USA war eine neue Aera in Deutschland angebrochen: die Mauer war gefallen!

Am 11.09.01 stand ich seit dem Morgen an den Betten der Bewohner des Altenheims, in dem ich arbeitete. Am frühen Nachmittag endete meine Schicht. Zu hause angekommen schnappte ich mir ein Buch. Erst das Klingeln des Telefons holte mich in die Realität zurück. Am Apparat war eine Freundin meiner damaligen WG-Mitbewohnerin F., die fragte, was mit E., dem Freund von F., sei. Ich merkte, dass man von mir erwartete zu wissen, warum diese Frage gestellt wurde, aber mir war schleierhaft wie ich über E. Bescheid wissen sollte, der doch in N.Y. im WorldTradeCenter arbeitete...? Was es damit auf sich hatte, fand ich heraus, als ich Anraten dieser Freundin den Fernseher einschaltete.

Obwohl ich ein "Zeitzeuge" beider historischen Ereignisse bin, habe ich das Gefühl beide "verpasst" zu haben. Bei Erstem bedauere ich das ein wenig, denn die Festagsstimmung beim Fall der Berliner Mauer hätte ich tatsächlich gerne miterlebt. Beim Zweiten bin ich natürlich froh nicht dabei gewesen zu sein und auch nicht wie F. durch den Tod eines nahen Menschen betroffen gewesen zu sein.

Wo wart ihr an diesen Daten?

8
Sep
2009

Abstimmung 27.09.09 HarmoS

Im Kanton Bern wird am 27.09.09 über HarmoS abgestimmt. HarmoS hat zum Ziel die Regelschule zwischen den Kantonen zu harmonisieren....würden die einen sagen (zum Beispiel die EDK = Erziehungsdirektoren-Konferenz). Die anderen würden sagen, dass sei der vorgeschobene Grund und in Wahrheit ginge es um anderes (zum Beispiel das Nein-zu-HarmoS-Komitee)

Am meisten sticht ins Auge, dass die beiden Kindergartenjahre nach der Harmonisierung so schnell mal im vorbeigehen zur Schulzeit hinzugeschlagen werden. Oder anders gesagt: die Schule beginnt schon mit 4 Jahren!
Da frage ich mich, was diese beiden Kindergartenjahre, wo von wohlgemerkt bisher nur das zweite obligatorisch ist, denn mit der Schule zu tun haben? Wenn es angeblich um die Harmonisierung von Lehrplänen etc geht, dann kann man den Kindergarten doch aussen vor lassen, oder nicht? Wenn es allerdings darum geht, die Kinder schon früher auf Leistung zu trimmen, dann ist dies das richtige Konzept.
Wenn es draum ginge Frauen den Eintritt oder das Verbleiben im Arbeitsleben zu erleichtern (wie die Befürworter behaupten), dann wäre ein erweitertes, freiwilliges Kinderkrippen-Angebot die richtige Antwort und nicht die frühere Schulpflicht.
Wenn es um Eigenverantwortung der Eltern gegenüber ihrem Kind ginge, dann wäre das erste der beiden Kindergartenjahre auch weiterhin fakultativ. Anscheinend ist es aber so, dass während einer 6jährigen Uebergangsfrist ein Gesuch an die Schulleitung gestellt werden kann, damit das Kind vom ersten Jahr befreit wird. Danach scheint das nicht mehr möglich zu sein. Als Elternteil möchte ich einmal überhaupt entscheiden können, ob mein Kind reif ist und zum anderen möchte ich das selber entscheiden und nicht von der Schulleitung entschieden "bekommen".
Für mich ist klar, dass man bei dieser Vorlage nur "Nein" stimmen kann, selbst wenn mein Kind davon nicht mehr betroffen ist.

18
Mai
2009

Abstimmungsausgang....

Tja, was soll man dazu sagen?

Die biometrischen Pässe wurden mit 0.1% mehr "angenommen". Also 49,9% Nein (947'632 Stimmen) zu 50.1% Ja (953'136) oder anders ausgedrückt 5504 Stimmen "mehr" für die Vorlage. Kann man mit so einer "Mehrheit" überhaupt Politik machen?!
Mein Vorschlag für die nächste Abstimmung wäre: wollen wir weiterhin abstimmen oder lassen wir es lieber gleich bleiben, da wir uns ja sowieso immer nach den Vorgaben der EU / Schengen richten?
Ich fasse es nicht, dass 50% der Schweizer Stimmbürger bereit sind freiwillig ihre Privatsphäre aufzugeben! Ich werde es mit dem Kommentator auf www.nzz.ch halten, der vorschlägt zwar den neuen Chip-Pass zu nehmen, ihn aber dann in die Micro-Welle zu legen und so den Chip zu zerstören. Gute Idee in meinen Augen.

Und die Komplementäre Medizin ist mit 67.0% recht deutlich angenommen worden. Schade, dass die Ueberprüfbarkeit und Wirksamkeit von Methoden kein Kriterium mehr ist. Hier noch die Daten und Zahlen zu dieser Vorlage.

Nachtrag vom 20.05.09:
Das Schlimmste an der ganzen Abstimmung ist, dass sie mit einer "Beteiligung" von nicht mal 40% statt fand.... Oder anders gesagt: gerade mal 20% der Stimmbevölkerung haben festgelegt, dass der biometrische Pass kommt.
Sind wir Schweizer Stimmbürger eigentlich wahnsinnig? Wir können zu vielen politischen Entscheidungen etwas sagen (ganz im Gegensatz zu anderen Ländern) und wir tun es nicht! Was interessiert uns eigentlich? Konsum? Eigenes Wohlbefinden? Die Kinder?.... wird schon so sein.

11
Mai
2009

Abstimmung vom 17.5.09 Teil II

Die zweite Vorlage betrifft die biometrischen Pässe.
Da die Schweiz dem Schengen-Abkommen angehört ist sie vertraglich verpflichtet bis 2010 die biometrischen Pässe einzuführen. Führt sie sie nicht ein, dann stellt das eine Verletzung des Schengen/Dublin-Abkommens dar. Danach hätte die Schweiz eine Frist von 90 Tagen, in denen sie zu einer Einigung mit den Schengen-Staaten gelangen muss. Wenn das nicht gelingt, dann folgt der Ausschluss (gemäss meiner Recherchen).
In dieser Abstimmung geht es allerdings nicht nur um die biometrischen Pässe (d.h. Pässe mit einem genormten Foto und zwei Fingerabdrücken, die auf einem Chip auf der Karte gespeichert sind), sondern auch darum, dass die Daten auf den Chips nicht nur dort "gelagert" werden sollen, sondern auch noch zusätzlich zentral gespeichert werden sollen. Dieser zweite Teil wird aber nicht ausdrücklich vom Schengen-Abkommen verlangt und es gibt anscheinend nur wenige EU-Staaten, die das so handhaben. Freiwillig! Die Schweiz schiesst mit diesem Ansinnen weit übers Ziel hinaus. Ziel wäre es eigentlich nur fälschungssichere Ausweise und IDs zu haben, von überwachungsstaatsmässiger Datenspeicherung ist eigentlich nirgendswo die Rede. Ausser in dieser Abstimmungsvorlage.

Meine Ueberlegungen sind folgende:
- Wieviele Pässe und IDs werden jährlich gefälscht oder erschlichen? 40% aller Pässe? 20%? Das bezweifle ich. Wahrscheinlich ist das ein verschwindend kleiner Teil. Warum also sollen ALLE Fingerabdrücke elektronisch hinterlegen, wenn dieses Problem nur einen winzigen Teil betrifft?
- Wer in die USA reisen will und einen biometrischen Pass braucht, sollte einfach die Möglichkeit haben, diesen wie bisher zu beantragen. Nicht ALLE sollten gezwungen werden diesen machen zu müssen.
- Zentral gespeicherte Daten beschwören bei mir sofort Bilder von "brave new world" herauf. Selbst wenn beteuert wird, dass diese Daten nicht zur Fahndung und Ermittlung verwendet werden, tue ich mich schwer das zu glauben. Mir wäre es lieber, wenn der Staat erst gar nicht im Besitz dieser Daten wäre.
- Um die Daten auf dem Chip mit denen der Person vergleiche zu können (also z.B. bei Kontrollen), müssen die Daten aus dem Chip mittels eines Lesegerätes ausgelesen werden. Wenn sie ausgelesen werden, gehen sie in den Arbeitsspeicher dieses Lesegeräts. Und dann? Wie kann man sicher sein, dass sie von dort auch wieder verschwinden? Gar nicht! Also wäre es mir lieber, wenn sie erst gar nicht in das Gerät hinein kämen (einfach ausgedrückt).
Für mich: Klares Nein!

Und hier noch die Ja- und Nein-Sager:
Ja-Sager: Bundesrat und Parlament, CVP

Nein-Sager
: SP, SVP / JSVP, SD, Grüne

PS: Neuigkeiten im Hausbau-blog!

Abstimmung vom 17.5.09 Teil I

Wieder mal dürfen wir was zur aktuellen Politik sagen. Die Themen der Abstimmung an diesem Wochenende sind beide sehr interessant:

1. Soll in Zukunft die Komplementär Medizin mehr berücksichtigt werden und ausdrücklich in der Verfassung verankert werden?

2. Biometrische Pässe in der Schweiz: Ja oder Nein?

Meinen Standpunkt zur komplementären Medizin kennt ihr ja. Als gewesene Heilpraktikerin bin ich sowieso mal skeptisch, da ich nicht behaupten kann mit der alternativen Medizin ein "Aha!-Erlebnis" gehabt zu haben. Mit Kopfschmerztabletten hingegen schon....

Die Geschichte: 2005 wurde eine Expertenkommission von Gesundheitsminister Pascal Couchepin beauftragt die Wirksamkeit von 5 Methoden (die anthroposophische Medizin, die traditionelle chinesische Medizin, die klassische Homöopathie, die Neuraltherapie und Pflanzenheilkunde) zu überprüfen. Anscheinend wurden im Schlussbericht 3 der 5 Methoden als nachweisbar wirksam empfohlen. Wundersamerweise gelangte dieses Exemplar des Schlussberichts nicht an die Oeffentlichkeit, sondern eine andere Version, in der alle 5 Methoden abgelehnt wurden. Der Gesundheitsminister und sein Departement bestreiten den Vorgang, andere behaupten anderes.... Folge jedenfalls war, dass Couchepin die 5 Methoden aus der Grundversicherung kippte und damit ziemliche Wellen der Empörung hervorrief. Dann folgte die volksinitiative "Ja zu komplementär Medizin", der Gegenvorschlag des Bundesrates, der Rückzug der Initiative und nun die Abstimmung über den Gegenvorschlag. Konkret soll in der Verfassung der Passus Art. 118a (neu) eingefügt werden. Im Worlaut: "Bund und Kantone sorgen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die Berücksichtigung der Komplementärmedizin". Was genau das bedeutet, soll im Anschluss an einen positiven Entscheid des Volkes definiert werden.
Würde die Initiative angenommen, dann würden die genannten Methoden wieder in die Grundversicherung aufgenommen werden und die Leistungen in diesem Bereich von den Kassen gezahlt, insofern sie von praktizierenden Medizinern ausgerichtet werden. Von nicht-ärtzliche TherapeutInnen würde man eidg. Diplome fordern (die wären noch zu definieren) und dann würde man auch deren Leistungen bezahlen. Anderen alternativen Methoden sind in den Zusatzversicherungen enthalten (allerdings unterschiedlich nach Kassen).
Die Gegner betonen, dass mehr Methoden in der Grundversicherung auch mehr Kosten bedeuten würde und das der wissenschaftliche Nachweis der Wirksamkeit bei einigen Methoden noch ausstände. Ausserdem kritisieren sie, dass mit einer Erwähnung der Alternativen Medizin in der Verfassung, diese einen Vorteil gegenüber der Schulmedizin habe, die dort nicht ausdrücklich erwähnt wird.
Die Befürworter führen ins Feld, dass sehr viele Menschen sich in der Schweiz der alternativen Medizin zuwenden und somit ein grosses Interesse bestände dieser Medizin einen verfassungsrechtlichen Rahmen zu geben.

Ich stimme den Befürwortern zu, dass es ein grosses Interesse der Schweizer an der Erfahrungsmedizin gibt und sie deshalb Berücksichtigung finden sollte. Aber dass sie deswegen gerade in der Verfassung verankert werden soll, halte ich für übertrieben. Auch schon weil die Medizin dort nicht erwähnt ist. Den Gegnern stimme ich zu, dass mehr Methoden wahrscheinlich auch mehr Leistungen bedeuten, obwohl die alternativen Leistungen meistens billiger sind. Aber oft werden diese erst in Anspruch genommen, nachdem das ganze Arsenal der Schulmedizin durchprobiert wurde. Und es ist ja auch logisch, wenn es mehr Praktizierende gibt, dann gibts mehr die verdienen wollen und damit mehr Kosten. Ich weiss nicht, ob das eine Milchmädchenrechnung ist, aber meine Erfahrungen in diesem Bereich sagt mir, dass die meisten Leute, die alternative Methoden anwenden, die anderen noch lange nicht sein lassen.
Tja und die Sache mit dem wissenschaftlichen Nachweis.... da könnte man Bücher drüber schreiben (was ja auch schon zur Genüge getan wurde). Ich tendiere dazu zu meinen, dass bei einige der Methoden die Wirksamkeit aus viel gutem Willen, sich Zeit nehmen und zuhören und einer guten Portion Glaube und einem Klecks Mystik besteht. Aber das ist meine Meinung.

Hier noch die Ja- und Nein-Sager bei der Komplementär Medizin:
Ja-Sager: Bundesrat und Parlament,SP, SD, Grüne

Nein-Sager
: CVP, SVP / JSVP

23
Apr
2009

Seltsame Assoziationen

Schaut euch mal den an:

Sutter Fritz

Wüsste man anhand des Wahlplakates nicht, dass es um die Statthalter-Wahlen in Interlaken ginge, dann würde ich vermuten es handle sich hier bei um ein Fahndungsplakat.
Ich kenne den Suter Fritz nicht persönlich, einzig seine homepage habe ich gesehen. Wenn ich aber sein Gesicht so sehe, dann habe ich sehr seltsame Assoziationen. Sie reichen von Musketier bis hin zu fieser Edelmann. Also nichts, was mich Mitte Mai dazu bringen wird ihm meine Stimme zu geben. Vielleicht ist er ein ganz Netter, der nur einen dämlichen Berater hatte, der ihm für diesen Tag einen Haarschnitt und einen Anzug verpasst hat. Das er den sonst nie trägt, sieht man auf den ersten Blick.
Warum ich euch das erzähle: weil Politik so stattfindet. Man sieht, man assoziert und man meint ohne eine politische Meinung zu haben.
Nachdem ich auf seiner homepage herumgeschnuppert habe, wird mir klar, dass er einen persönlichen Kampf gegen den jetztigen Amtsinhaber Walter Dietrich führt. Also: Provinzklüngel. Wahrscheinlich ist der seit 21 Jahren im Amt verweilende Dietrich auch keine neutrale Stelle mehr, aber einer der nur "gegen" einen antritt, ist wahrscheinlich auch nicht die interessanteste Wahl. Wahrscheinlich wäre es am besten, leere Wahlzettel einzuwerfen.

20
Apr
2009

Armee: ja oder nein?

Der 9jährige Halbfuchs und das 4jährige Füchschen befragten mich heute während einer Autofahrt über die Armee. Da ich noch nie eine Kaserne von innen gesehen habe und der Papa Fuchs nicht anwesend war, musste ich die Fragen wohl oder übel aus meinem Fundus "Hörensagen" beantworten. Und da Kinder dazu neigen interessante Fragen zu stellen, da sie erst wenige Vorurteile besitzen (die ja meistens von uns stammen), kam ich dazu darüber nachzudenken, ob ich denn immer noch gegen eine Schweizer Armee bin. Bei der "Schweiz ohne Armee"-Abstimmung vor so vielen Jahren, war mir meine Antwort ohne zögern klar: ja, klar!
Heute viel mir aber auf, dass ich mich mit meinen Handlungen und meinen Ueberlegungen in einer Situation der Unlogik befinde.
Seit vielen Jahren schon trainiere ich Selbstverteidigung und nehme für mich als Privatperson das Recht in Anspruch mich bei einem Angriff zu schützen. Zwar nur bis zu dem Punkt, dass sie Gefahr gebannt und der Konflikt deeskaliert ist, aber dennoch: Selbstverteidigung. Wenn ich das für mich in Anspruch nehme, dann muss ich das wohl auch jedem anderen zugestehen, somit auch jeder Gruppe...und schwuppdiwupp sind wir schon bei Nationen. Die Schweizer Armee ist eine Verteidigungsarmee. Was also spricht dagegen?
Ich lehne Krieg / Gewalt als politisches Mittel ab, da daraus nur noch mehr Gewalt erwächst, wie ich mich in Ländern wie Liberia, Sierra Leone oder der Elfenbeinküste mit eigenen Augen überzeugen konnte. Aber diese Art von Krieg hat auch nichts mit Verteidiung zu tun, sondern ist ganz klarer Angriff.
Bin ich jetzt also für die Armee, oder was?

Nachtrag: habe da gerade im Mamablog einen Eintrag zu just diesem Thema gefunden. Hier gehts lang.
In unserem Kinderzimmer hats auch ein Waffenarsenal. Und die Schlussfolgerung der Kinder nach meiner Befragung über die Armee war übrigens, dass sie nicht vorhaben dieser Institution beizutreten....obwohl man ballern kann. Versteht das einer? Ich nicht!
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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diefrogg - 18. Jun, 13:42

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