Familie

28
Mai
2011

Butterflymoments

Warm ists und rund um uns surrt und summte es. Immer wieder spüre ich leichte Berührungen an der nackten Haut und wenn ich den Kopf in den Nacken lege, dann sehe ich Dutzende von bunten Schmetterlingen um mich herum schweben. Nein, nach Belize bin ich nicht gereist, aber die getreue Nachbildung des Reservats "Shipstern" im Papiliorama in Kerzers haben wir wieder mal besucht. Mit jedem Besuch wird die neue Anlage schöner. Die Vegetation in und um die Gebäude wächst, der Spielplatz wurde erweitert und das Papiliorama hat, was alle Familienorientierten Unternehmen anbieten sollten: einen Platz für Hunde, die auf die Familie warten müssen. Was ich bei unseren Ausflügen rund um den Bodensee vermisst habe, hat das, doch eher kleine Papiliorama, geschafft. Find ich super!

Und hier noch ein paar Bilder von den Kreaturen, die die Anlage beherbergt:
riesen-Schmetterling
Papiliorama Kerzers
Papiliorama Kerzers
Papiliorama Kerzers
Papiliorama Kerzers

27
Mai
2011

Machen Kinder glücklich?

Das war die Frage einer SF-DRS Diskussionsrunde mit Nicole Althaus, der Begründerin des Mamablogs und Chefredakteurin der Zeitschrift "Eltern" und zwei weiteren Teilnehmern. Der Audiobeitrag ist hier zu hören.

Machen Kinder glücklich?
Diese Frage ist durchaus berechtigt und vielleicht falsch. Berechtigt ist die Frage, da die Frage nach dem Glück sicher die Leitfrage unserer Zeit ist. Und falsch ist sie vielleicht, weil in meinen Augen das eigene Glück auch nur in den eigenen Händen liegen kann. Oder andersrum ausgedrückt: glücklich machen kann dich keiner ausser du selbst. Also lautet die logische Antwort:
Nein, Kinder machen nicht glücklich, weil das nämlich gar nicht das "Ziel" vom Kinder-haben ist.

Ich würde sogar noch weitergehen und sogar sagen, dass Kinder ganz oft unglücklich machen, weil sie einen durch ihre blosse Existenz in vielem einschränken, die Beziehung zum Partner belasten und wahnsinnig viel Geld kosten, dass man auch erst Mal verdienen muss.
Aber die Suche nach dem Glück ist interessanterweise oft kein Weg durch ein Land aus Milch und Honig, sondern hat vor allem mit probieren, scheitern und lernen zu tun.
Kinder können alles mögliche in deinem Leben sein. Die Definition liegt bei dir selber. Für mich sind sie einerseits eine gute Uebung in Bescheidenheit und Selbstlosigkeit bis zu einem gewissen Grad. In meinem Leben bilden sie auch den Widerstand, den es braucht um herauszufinden, was wichtig ist und was nicht. Wenn die Zeit knapp und die eigenen Energiereserven immer am Anschlag sind, dann findet man schnell heraus, was so wichtig ist, dass man es in der verbleibenden wenigen Zeit ohne Kinder tun möchte.
Erziehen ist, wenn man gerade mittendrin steckt, nicht wirklich eine Sache des Glücks. Immer den Sheriff spielen, die Regeln aufstellen und druchsetzen etc. sind nicht wirklich etwas, das Spass macht. Aber ich kann mir vorstellen, dass man in der Rückschau, wenn die Kinder schon keine mehr sind, man durchaus sagen kann, dass diese Zeit mit ihnen eine glückliche war, weil sie intensiv war.
Glück hat für mich genau mit dieser Empfindung von Intensivität zu tun, wenn man sich ganz in etwas hineingibt.
Glück hat für mich auch etwas mit Liebe zu tun, die man gibt und die zu einem zurückkommt. Und wenn die Beziehung zu deinen Kind nicht vollkommen verkorkst ist, dann sind es ja auch immer diese Momente von Liebe, in denen man seine Kinder anschaut und sich nichts Liebenswerteres vorstellen kann, grosse Momente des Glücks.
Also Ja, Kinder machen einen glücklich, wenn man es nur will.

10
Mai
2011

Was darf ein Kind mit seinem Taschengeld kaufen?

Diese Frage ist im Moment Thema unseres "Familienrates" und nicht einfach zu beantworten.
Das 6jährige Füchschen bekommt zwar als "Kindergärteler" noch kein Taschengeld, aber sein Vorrat an Geldgeschenken macht ihn schon fast zum Krösus in unserer Familie.
Hin und wieder dürfen er und sein Bruder kleinere Sachen "gänggele" (kaufen ohne zu brauchen) und zu den Geburtstagen gibt es im Moment Geschenke, die den Wert von ca. 50 Franken meistens nicht übersteigen. Wer mal in die Regale von Franz, Karl und Co geschaut hat, der weiss, dass man damit nicht allzu weit kommt. Die grösseren Sets von Playmo*bil und Le*go jedenfalls kann man damit nicht erwerben. Und genau so ein Set begehren die Jungs im Moment. Dass sie etwas begehren ist nicht weiter neu. Das tun sie alle Nase lang und der Wunsch nach neuem, noch besserem Spielzeug verebbt nie. Wird ein Wunsch befriedigt, steigt der nächste auf. Darum geben wir uns auch nicht allzu viel Mühe, diese Wünsche zu befriedigen, da wir dem Konsumrausch und seinem finaziellen Kater keinen Vorschub leisten wollen.
Und doch stellen die beiden die Frage zu Recht: in wie weit ist "ihr" Taschengeld auch "ihr Geld"? Oder konkreter: sollen wir sie die 150,-, die sie jeweils ihr eigenen nennen, auf den Kopf hauen lassen? Der Vorteil wäre, dass sie dann tatsächlich sparen müssten, wenn sie sich das nächste Mal etwas leisten wollen.
Oder sollen wir regulierend eingreifen, weil wir ja die "Gescheiteren" sind und genau wissen, was das "Beste" für sie ist?
Bisher haben uns die Verhandlungen noch zu keinem gemeinsamen Punkt gebracht. Was meint ihr?

5
Apr
2011

Schuleinschreibung

Seit heute ist Füchschen offiziell in der Schule eingeschrieben. Heute wurden alle Eltern und zukünftigen Erstklässler des Dorfes in die Schule gebeten, um sich den Lehrern vorzustellen und ihre Kontaktdaten einzutragen. Wobei es sich bei letzterem wohl eher um eine Formalität handelt, da durch den Kindergarten diese Infos sowieso schon bei der Schule sind.
9 Kinder und eben so viele Erziehungsberechtigte standen gegen 15.00 im Dorfschulhaus vor dem Zimmer der ersten und zweiten Klasse. Bewaffnet mit dem "Familienbüchlein" (eine Art Familienausweis, in dem alle Namen, Geburtsdaten, etc. vermerkt sind) und umringt von aufgeregt plappernden Kindern, warteten wir auf die Lehrerin und die Schulleiterin. Mit viertelstündiger Verspätung trafen diese ein und eröffneten spielerisch, aber schon sehr schulmässig, die Einschreibung.
Das Klassenzimmer ist kaum grösser als ein Wohnzimmer, da in ihm nur 9 Schüler der ersten und etwa 6 Schüler der zweiten Klasse unterrichtet werden. Als ich vor 34 Jahren in München eingeschult wurde, waren ausser mir noch 39 andere Kinder und deren Eltern anwesend. Ein unüberschaubares "Meer" an Köpfen, ein riesiges Klassenzimmer und ein grosses Schulhaus. Hier im Dorf hat die Schule gerade mal 4 Klassenzimmer, von denen ab dem neuen Schuljahr nur noch drei gebraucht werden, da dann alle Kinder ab der 7ten Klasse nach Interlaken an die Gesamtschule gehen werden. In jedem Klassenzimmer werden zwei Stufen von einem Lehrer unterrichtet. Sprich: drei Lehrer, davon einer Schulleiter. Ist das nicht süss?!
Auf der Terrasse (!) vor dem Schulzimmer stehen ebenfalls Bänke und Tische, so dass sie bei schönem Wetter unter freiem Himmel unterrichten können. ist das Landleben nicht toll? Das grösste an der Schule ist die Turnhalle, die natürlich als grösster Raum im Dorf auch gleichzeitig Gemeindesaal und Veranstaltungsort ist.
Das Tolle ist, dass Füchschen schon alle seine Klassenkameraden kennt und so der Uebergang von Kindergarten zu Schule nicht besonders tragisch ist.
Jetzt bin ich extrem gespannt, was es bedeutet ein Kind im Schulalter zu begleiten, aber nach dem zu urteilen, das ich von anderen Eltern gehört habe, werden wir auf unserer Landschule auch dem Druck des Schulsystems nicht entfliehen können. Ich wünsche mir selber schon jetzt starke Nerven und Durchhaltevermögen und hoffe inständig, dass Füchschen und die Lehrerin das Heu auf der gleichen Bühne haben (um bei einem ländlichen Bild zu bleiben).

25
Mrz
2011

Wenn die Krankheit nicht nur den Kranken ans Bett fesselt

Heute war der erste Tag, den ich wieder in relativer "Freiheit" verbringen durfte. Keine Sorge! Der Wüstenfuchs ist nicht etwa unter die Verbrecher, Mörder und Diebe geraten... Nein! Der Grund ist viel schlichter: mein Kind war 10 Tage krank und ich damit praktisch ans Haus gefesselt.
Auch wenn der Wahnsinn zeitweise Besitz von Frau Wüstenfuchs ergreifen wollte, habe ich mich meiner hausfraulichen Tugenden erinnert und so dem Irrsinn ein Bollwerk aus staubwirbelnder, ordnender Geschäftigkeit entgegen gehalten.

Wenn man nur genau hinschaut - und das muss man, wenn vom Nachwuchs in grippiger Uebellaunigkeit hin und her gescheucht wird - dann findet man plötzlich 1000 Sachen zu tun.
Neben vielen nicht erwähnenswerten, da alltäglichen Hausarbeiten, verbrachte ich meine letzten zehn Tage unter anderem damit:

Buegelperlen an Osterstrauss
Die Bügelperlenkreationen des Füchschens an den Osterstrauss hängen (naja),

Blumenbeet mit Katzenabwehr
Keine moderne Kunst, sondern Katzenabwehr im Blumenbeet. Die Viecher habens nicht so gerne, wenns ihnen beim scheissen am Arsch pickst....

Deko mit Naturmaterialien
Einen Dekoanfall vor der Haustüre austoben (Lianenkranz und bambusartige Röhren im Topf)

Batzelei
Dem nach einer Woche etwas fitteren, aber noch nicht Kindergartenfitten Kind Beschäftigung verschaffen. (Das ist Maisstärke-Glibber mit Lebensmittelfarbe... den Rest kann sich jeder vorstellen),

Wuerste im Teig
...und schliesslich und endlich heute einen Ausflug nach Beatenberg mit dem zu Glück genesten genossenen geniessten Kind.

PS: das lokale Käseblatt hat heute von der HV des dörflichen Frauenvereins berichtet und von den neuen Mitgliedern im Vorstand zu berichten gewusst. Inklusive Foto!
Na in der Jungfrauregion passiert also wirklich nicht viel!....

18
Jan
2011

Therapie Nr. 2

Wieder zwischen Tür und Angel ereilt mich ein "Frau Wüstenfuchs, darf ich Ihnen da noch was mitgeben?" der Kindergärtnerin. Sie drückt mir einen Zettel in die Hand, der sich "Zuweisung Spezialunterricht" nennt.
Vorausschicken muss ich, dass Füchschen seit ungefähr drei Monaten die Logopädin besucht, da er lispelt. Diese Logopädische Therapie finde ich sehr sinnvoll, da ein lispelnder 6jähriger zwar noch herzig ist, ein zungenanstossender 18jähriger eher lächerlich. Zudem wird die Behandlung vom Staat finanziert und während der Kindergartenzeit durchgeführt, was mir sehr lobenswert erscheint. Soweit die Facts.
Kehren wir also wieder zum Zettel zurück. Da stand zu lesen:
"Füchschen spricht: R > S, SCH > S, G > D
Manchmal scheint Füchschen schneller zu denken als "es" ihm die Gedanken aussprechen kann. Das bringt ihn von Ungeduld zum Aerger mit seinen Zuhörern..."
?!?
Was? Abgesehen davon, dass der Satz - oder das Psychogrämmchen, wie ich es nennen würde - grammatikalisch abenteuerlich ist, scheint mein Sohn nach ein paar Sitzungen mit der Logopädin neue Sprachfehler entwickelt zu haben. Ein "R" soll er wie ein "S" sprechen ("L" wäre ja noch so einigermassen logisch)? Und ein "G" wie ein "D"? Und das Lispeln soll verschwunden sein? Nicht das mir das zu hause aufgefallen wäre, aber da er die Logopädin "süss" findet (zierlich und blond ist sie!) halte ich es für durchaus möglich, dass er im Kindergarten eine Show abzieht, um länger bei ihr bleiben zu können.
Nein, mal ernst! Ist die Kindergärtnerin jetzt endgültig druchgedreht? Wieso muss ich mich mit solchen Dingen beschäftigen?
Gerne würde ich die Zuweisung zur Logopädie unterschreiben, wenn wir darin überein kommen könnten, sein Lispeln zu bearbeiten und den Rest so zu lassen, wie er ist. Ich habe das Zettelchen mal mit der Bitte um Korrektur zurückgeschickt und harre gespannt der Antwort.

15
Jan
2011

Persönlichkeit oder Störung?

Manchmal sind es Nebensätze, die einen aus der Bahn hauen.
So einen Nebansatz servierte mir Füchschens Kindergärtnerin, als ich mit einem Fuss schon aus der Türe war.
"Frau Wüstenfuchs, wir müssen noch über die Anmeldung zur Psycho-Motorik reden."
"Psycho-Motorik? Wenn ihr was zu lachen gesucht hättet, wäre mein Gesicht in diesem Moment sicher das geeignete Objekt gewesen. Füchsen und Psycho-Motorik???
"Frau Kindergärtnerin", sagte ich in ziemlich erstauntem Ton "reden wir vom gleiche Kind? Schauen Sie doch mal in ihren Unterlagen, ob sie wirklich meinen Sohn meinen."
Nein, sie sei sicher, dass Füchschen einer der Kandidaten sei.
"Warum?", lautete meine berechtigte Frage.
Psycho-Motorik ist für Kinder gedacht, die motorische Störungen aufweisen, denen es an Selbstbewusstsein fehlt oder deren Unaufmerksamkeit ganze Klassen ablenkt, etc. Ihr könnt euch sicher ein Bild machen, in welche Richtung das geht.
Wer Füchschen kennt, lacht jetzt schon. Für diejenigen, die ihn nicht live und in natura kennen: Füchschen fährt seit er drei Jahre ist Fahrrad ohne je Stützräder benutzt zu haben, schwimmt wie ein Fisch, fängt Bälle beidhändig, schnitzt, malt, bastelt.... eben wie ein Junge von bald 6 Jahren. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht (im Gegenteil). Und natürlich hat er auch seine Schwierigkeiten, z.B. ist er sehr auf mich fixiert, wandert nachts oft in mein Bett und wird ärgerlich, wenn was nicht sofort klappt...eben wie ein Junge, der bald 6 Jahre ist.
"Warum?", fragte ich die Kindergärtnerin also.
Seine Strichführung sei noch zu krakelig (!) und er werde, wenn er dann in der ersten Klasse vielleicht beim Schreiben Misserfolge habe, vielleicht wieder ins Trotzen zurückfallen und ärgerlich werden oder gar ausrasten.
OOOOOOOOOOOOOkay! Mal langsam. Zusammenfassend gesagt erfordert das heutige Schulsystem also, dass ein Schulneuling eine sichere Strichführung habe BEVOR er mit dem Schreiben anfängt und die Pädagogen der ersten Klasse sehen sich ausser Stande einem eventuell ärgelichen Kind bei eventuellen Schwierigkeiten mit dem Schreiben (was ja noch abzuwarten wäre) beizustehen.???!? Ihr versteht meine Verwirrung.
Und ich dachte immer die Schule sei genau dazu da den Kindern das beizubringen. Was bin ich doch für ein Dummkopf! Selbstverständlich brauchts dazu eine geeignete Therapieform. Wie konnte ich das nur übersehen!
Ich habe erst Mal gar nix gesagt und angefangen Mütter in meinem Bekanntenkreis über dieses Thema auszufragen. Das Ergebnis macht jetzt MIR Angst vor dem Schuleintritt und ich habe doch schon einen hinter mir.
Offensichtlich scheint es durch die (Schul)bank so zu sein, dass man einerseits den Kindern kein Vertrauen und keine Zeit schenkt, um sie ihre Schritte machen zu lassen. Andererseits herrscht eine sehr Problem-orientierte Sichtweise vor und eine gleichmacherische Haltung, die von allen Kindern fordert selbstbewusst, geschickt und Gruppen-orientiert zu sein. Schüchterne, Ungeschickte und Einzelgänger scheinen keinen Platz zu finden und sind sofort Kandidaten für eine therapeutische Korrektur. Hätte ich nicht schon Zweifel gehabt, so hätte ich sie spätestens jetzt, was die Ausrichtung der staatlichen Einrichtung Schule angeht.
Die Frauen, mit denen ich geredet habe, haben mir alle den Rücken gestärkt und mir geraten mir ein dickes Fell und eine pointierte Meinung zuzulegen. Ich gebe zu, dass mich das Ganze doch sehr verunsichert hat (wer ist schon ganz sicher, immer das Richtige in der Erziehung seines Kindes zu tun?), aber nach meinen Gesprächen ist diese Verunsicherung einer Empörung gewichen. Nix wird an meinem Kind therapiert! Zuerst lassen wir ihn mal probieren und wenn es dann nicht so funktioniert wie es sollte, werden wir sehen, was wir machen können. Ich weigere mich Persönlichkeit pathologisieren und in Störung umdeuten zu lassen!
Als ich das der Kindergärtnerin mitteilte, meinte sie, dass sie mich in diesem Fall am liebsten einen Zettel unterschreiben lassen würde, in dem ich die Verantwortung für die nicht-angetretene Therapie übernehmen würde. Da musste ich dann doch lachen: Was tue ich denn den ganzen Tag? Ich übernehme die Verantwortung für mein Kind! Unterschriebener Zettel hin oder her.
Da drängt sich doch der Verdacht auf, dass es bei der ganzen Angelegenheit nicht um Füchschen geht, sondern eher um den "Leistungsausweis" der Kindergärtnerin. Sichert die sich nicht gegenüber der Schule ab, jede Erziehungskorrektur vorgeschlagen zu haben, bekommt sie den Aerger. Was für ein System! Und ich dachte es geht um die Kinder!

11
Jan
2011

Verdient er eine zweite Chance?

Soll ich meinem Arbeitskollegen sagen er sei ein Idiot und ihn auf unbestimmte Zeit schneiden, weil er sich mit gegenüber unmöglich benommen hat oder gebe ich ihm noch Mal eine Chance? Ignoriere ich das lästige Geschwätz eines Kollegen und versuche ihm "durch die Blume" klar zu machen, dass weniger mehr ist?
Ueber solche Feinheiten macht sich Füchschen noch keine Gedanken. Er sagt schlicht: "Johannes ist doof!" Kein Problem solange nicht die Geburtstagseinladung zu Füchschens 6ten Geburtstag ansteht. Die Kindergartengruppe hat Dorfgrösse, sprich 8 Kinder sind der "grosse Chindsch" (Gruppe der grossen Kinder). Und natürlich fällt bei so einem Grüppchen auf, wenn alle eingeladen werden ausser Johannes. Da ich erwachsen und vorausschauend bin, rate ich Füchschen sich zu überlegen, ob er Johannes nicht doch einladen und ihm eine zweite Chance geben will. Füchschen stimmt zu, obwohl er Johannes wirklich nicht gerne hat und der ihn viel ärgert. Meine Ueberlegung ist, dass ein zurückgewiesenes Kind sich nur noch ekliger verhält und in Anbetracht der Tatsache, dass die beiden sicher noch 8 Jahre gemeinsamen Kindergarten- und Schulebesuch vor sich haben, lohnt sich ein erneuter Versuch.
Also begleite ich Füchschen in den KiGa, damit er die Einladungen verteilen kann. Auf dem Weg dorthin berät er sich mit seinem besten Freund, der den Johannes natürlich auch nicht mag, und beide beschliessen ad hoc ihn nun doch nicht einzuladen.
Und es kommt, wie es kommen muss: vor allen Kinderaugen bekommt Johannes als einziger keine Einladung und ist natürlich enttäuscht.
Man kann keinem der Kinder Enttäuschung, Ablehnung und Streit ersparen, aber meiner Meinung nach kommt es darauf an, was man in solchen Schlüsselsituationen für Werte vertritt. Selbst wenn der eigene Ableger einen anderen Weg wählt. Für mich ist es wichtig und richtig jedem Menschen eine zweite, dritte und vierte Chance zu geben und nicht in Groll und Beleidigt-sein zu verharren. Füchschen hat sich für die geradlinigere Methoden entschieden: er zeigt seine Abneigung offen. Ehrlichkeit finde ich auch nicht schlecht. Mal sehen, was dabei rauskommt.

12
Aug
2010

und noch ein Plädoyer für die Langweile

Ich schliesse mich Michele Binswanger an, die im neuesten Eintrag im Mamablog für die Langweile plädiert.

Dem Gesagten kann ich mir nur anschliessen. Füchschen und sein Bruder haben zwischendurch (wenn Muttern vom Förder-Erlebnis-Action-Programm Erholung braucht) so Anfälle von herummaulender Langweile. Wenn die Tagesverfassung gut ist, die Nerven genug Puffer besitzen und ich noch eine Portion Masochismus übrig habe, dann lasse ich mich auf die Langweile der Kinder ein:"Wüstenfuuuuchs, was sollen wir machen?!!!"
"keine Ahnung!" Abgang der beiden, aber nach 5 Minuten spätestens stehen sie wieder da.
"Maaaaaann! Uns is immer noch langweilig!" (jetzt schon mit deutlichem Vorwurf in der Stimme.
"Tja, da kann man wohl nix machen..."(mit einem Grinsen auf den Stockzähnen)
Spätestens hier ist eine gegrummelte Bemerkung in den späteren Bart angebracht:"Ach, is das doof, wenn keiner was mit uns macht....NIE macht einer was mit uns!"
Das ist der Moment, in dem ich gerade heraus lachen muss: NIE und KEINER....
"Alles klar," sage ich "Dann frag doch mal den Keiner, ob er nicht jetzt was mit euch machen möchte..." aber Ironie ist für 5- und 10jährige leider noch nicht fassbar und so verhalt mein schöner Scherz unverstanden.
Und so geht es weiter. Sie kommen zusammen und nörgeln, sie nörgeln einzeln und dann irgendwann kommt einer auf die Idee, die Körbe unter dem Sofa hervor zu ziehen, in denen ich immer das ganze Spielzeug sammle, das im Wohnzimmer liegen bleibt. Sie wühlen lustlos darin herum und auf einmal springt sie ein schon lange nicht mehr gespieltes Spielzeug an....und das Spiel startet von alleine.
Ich bin also auch ein Anhänger der Langweile, obwohl ich ihr selten persönlich begegne, aber für mich ist die Langweile Lebensschule. Zu den meisten Berufen gehören langweilige sich wiederholende Arbeiten und irgendwie muss man lernen sich damit zu arrangieren sonst wird man verrückt. Ausserdem bin ich überzeugt, dass wer mit Langweile umzugehen gelernt hat, auch das Suchtrisiko senkt. Wer Langeweile auch mal ertragen kann, greift meiner Meinung nach viel weniger schnell zur Ablenkung. In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen, langweiligen Abend!

4
Jul
2010

Kinder sind käuflich

Wahrscheinlich würde mir fast jeder zustimmen, wenn ich die Behauptung aufstellen würde, dass man mit Geld besser durchs Leben kommt als ohne. Und wahrscheinlich würde mir auch fast jeder zustimmen, dass man Geld meistens nicht findet oder geschenkt bekommt, sondern meistens als Be-LOHN-ung fürs Arbeiten erhält. Soweit so klar.
Aber jetzt kommen Kinder und deren Erziehung ins Spiel. Und hier die entscheidende Frage: Soll man Kinder materiell belohnen, wenn sie etwas tun, das sie ohne die Belohnung nicht getan hätten (das Zimmer putzen, zum Arzt gehen ohne Theater, gute Noten, etc.)?
Hier werden die ersten aufschreien:"Bloss nicht! Purer Materialismus! Was ist mit höheren Werten als Geld, wie zum Beispiel Einsicht, Altruismus oder Freude am Lernen?"
Ja, genau: was ist damit? Da stellt sich erst mal die Frage unter welchem Leitstern man ein Kind erzieht. Soll es die höheren Werte als oberste Richtschnur in seinem Leben sehen oder soll es schlicht auf das "Leben da draussen" vorbereitet werden? Ideal wäre natürlich ein integrer Altruist, der mit allen Wassern gewaschen ist..... aber da erkennt selbst der Idealist, dass das nicht zusammengeht.
Andersrum gefragt: wer würde schon um 06.00 morgens aufstehen, sich in sein Auto setzen, zum Büro fahren, die Routine abspulen, um dann am früheren Abend todmüde ins Sofa zu plumpsen, wenn er dafür nicht einen anständigen Lohn, sondern ein dickes Lob und einen Kuss auf die Backe bekäme und das Versprechen am Sonntag dafür einen schöne Wanderung machen zu dürfen. Wahrscheinlich springen da nur wenige auf und drängeln sich "Ich!Ich!"-rufend vor.
Bei Kindern ist das nicht anders. Die Be-Lohn-ung muss handfest sein, sonst muss mit einem akuten Anfall von Enttäuschung gerechnet werden. Manche Erziehungsbücher schlagen als Alternative eine Belohnung in Form einer Aktivtät vor (Zoo, Wanderung, zusammen malen, etc.) Klingt gut, ist aber Nonsens. Ich unternehme viel mit meinem Kind, also gehören gemeinsame Aktivitäten zum Alltag, für die keine bestimmte Vorleistung seitens des Kindes notwendig ist. Meinem Kind Erfahrungen zu verschaffen ist für mich normal und kein Ausnahmezustand. Wenn ich ihm einen Zoobesuch als Belohnung anbieten würde, dann wäre das so als würde ich ihm vorschlagen, er dürfe zur Belohnung heute abend etwas essen. Ein grosses Fragezeichen wäre die Antwort.
Also bleibt mir wohl nur eine Antwort: ich kaufe mein Kind. Materieller Lohn gegen Leistung. Eines ist auf jeden Fall sicher: auf die Welt "da draussen" ist das Kind damit vorbereitet. Oder sollten wir die Welt verändern?

Edit: hier noch ein passender link aus dem Mamablog
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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