21
Feb
2010

Malen & Malen

In den letzten Tagen habe wir einer alten Dame die Wände, die seit rund 40 Jahren keine frische Farbe gesehen haben, geweisselt. Fr. Becker ist 82, verwitwet und im wahrsten Sinne des Wortes alleinstehend. Heisst: sie steht sehr rüstig auf eigenen Beinen, das allerdings auch sehr einsam. Der Mann starb vor fast 10 Jahren, die Kinder wohnen am anderen Ende der Schweiz. Geblieben ist die Kirchgemeinde und der Herr Pfarrer als Ansprechpartner.
Während ich vor mich hinkleckste, umsorgt Fr. Becker uns:"Hier, trinken Sie! Selbstgepressster Saft. Einen Nussgipfel kann nicht schaden...!" Und wenn sie nicht gerade um unser leibliches Wohl besorgt war, dann sass sie in der Ecke und strickte an Kamelwolle-Socken für meinen allerliebsten Ehemann und erzählte aus ihrem Leben.
Am Freitag begleitete uns Wüstenfüchsen (der schon wieder einen Tag früher Ferien hat, da die Kinder Ueberstunden kompensieren müsssen.....aber das ist eine andere Geschichte). Zuerst hatte ich die Befürchtung, dass er sich schrecklich langeweilen und entsprechend Tamtam machen würde. Aber weit gefehlt! Fr. Becker erwiess sich als prima Ersatz-Grossmutter, die den kleinen beschäftigte und bei guter Laune hielt. Ein kleines Geschenk aus ihrer Ueberraschungskiste half natürlich auch (O-Ton Füchschen:"zuerst fand ich sie doof, aber jetzt find ich sie ganz lieb!").
Während wir im einen Zimmer fertig strichen, wuselte Fr. Becker im anderen, schon fertig gestrichenen, Zimmer umher, rückte Möbel, schleppte Teppiche an ihren angestammten Ort und putzte, wo zu putzen war. Ich habe wirklich gestaunt, woher dieses "Fraueli" ihre Energie nimmt.
Wer jetzt glaubt, dass diese emsige Geschäftigkeit und wohlmeinde Besorgnis lästig gewesen wäre, der hat weit gefehlt. Ich habe mich sehr wohl gefühlt und diese sehr familiäre Atmosphäre genossen. So wäre es auch gewesen, wenn ich bei meiner Mutter oder Schwiegermutter die Wohnung gestrichen hätte.
Zu guter Letzt half Fr. Becker beim runtertragen der Malutensilien und der Abfälle. Dazu muss man wissen, dass sie, die Aelteste im Haus, im dritten und obersten Stockwerk wohnt. Dreimal lief das geschäftige Frauchen die Treppen hoch und runter, denn einen Lift gibt es in diesem alten Haus nicht.
Und am Ende ist sie dann noch ein viertes und fünftes Mal gelaufen, da Füchschen vom Rennen und Rutschen auf dem alten Parkett einen langen "Spriisse" (Spreissel) in der Zehen aufgelesen hatte und sie für unsere kleine "Operation" Desinfektionsmittel, Pflaster und Pinzette holen wollte.
Aber auch hier war ihre Hilfsbereitschaft noch nicht zu Ende: als ich in der Waschküche noch schnell meine Malerkleidung gegen meine sauberen Kleider vertauschen wollte und mich aus meiner, zugegenenermassen etwas engen, Maljeans quälte, hielt Fr. Becker mein Unterhöschen fest, als sie sah, dass es mit der Jeans zusammen meinen Hintern verlassen wollte. Das allerdings war dann doch etwas zu viel des Guten und ich versuchte mich hüpfend, lachend und mich aus der engen Hose windend aus ihrer Reichweite zu bringen.... Irgendwann war auch das geschafft. Füchschen war zufrieden, Fr. Becker hatte zwei erlebnissreiche Tage verbracht, ich hatte in angenehmer Atmosphäre die Arbeit erledigen können.....ach ja: uns die Wände waren weiss! (aber das war dann eigentlich schon nicht mehr so wichtig)

Und hier noch ein erstes Ergebnis meines Kurses in altmeisterlicher Maltechnik:
halbdurchsichtige Kugel in altmeisterlicher Technik
In dieser Uebung ging es darum Halbdurchsichtiges darzustellen. Gemalt habe ich diese Uebung in Acrylfarbe und werde das gleiche Bild noch mal in Eitempera machen, um den Unterschied sehen zu können.

16
Feb
2010

Matriarchat und Schlappschwänze

Ein Freund hat mich auf einen Artikel in der NZZ aufmerksam gemacht, der wirklich sehr lesenswert ist: Matriarchat (docx, 185 KB)

Es ist sehr selten, dass ich bei einem Zeitungsartikel gerade heraus lachen muss, aber hier hat der Autor mit viel Ironie und kritischer Distanz zum (eigenen) mänlichen Geschlecht einen fast komödiantischen Wurf gelandet. Er hat sich für seine Recherche in ein chinesische Provinznest begeben um am eigenen Leib herauszufinden, was Frauenherrschaft (das Wort ist irgendwie absurd...) bedeutet.
Er kommt zum Schluss, dass die Männer dort zwar wechselnde Liebhaberinnen geniessen dürfen, aber sonst ziemlich schlappschwänzig in der Gegend herum hängen.

Ehrlich gesagt, finde ich die Idee der "Wander-Ehe" auch nicht so doof, aber wenn der Preis dafür ist, dass die Männer zum "Sextoy" degradiert werden, dann fröstelt mich. Es scheint aber so, dass der "Kampf der Geschlechter"unter den Menschen in der einen oder anderen Form immer von einer Seite "gewonnen" wird. Es scheint fast so, dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern fast so schwierig ist wie auf einem Rasiermesser zu balancieren.

14
Feb
2010

Blog-Warum?

Als sich der Laptop mit einem kleinen Huster vor 10 Tagen verabschiedete, verabschiedete auch ich mich für diese Zeit von meiner virtuellen Welt. Dies und die Beschwerde eines ehemaligen Freundes über meinen Blog-Stil, haben mich dazu gebracht über das Bloggen nachzudenken. Warum blogge ich eigentlich und wozu soll das führen?
Angefangen hat das Ganze damit, dass ich "Nahrung" für meinen Kopf gesucht habe und dabei auf das Blog meiner Cousine gestossen bin. Ausserdem suchte ich einen Ausweg aus, der für mich als geistig beengend empfundenen, Situation, viel Zeit zu hause mit Kind und Hausarbeit verbringen zu müssen. Ein Blog erschien mir als DIE Idee über Dinge nachdenken und sie am Ende in eine schriftliche Form giessen zu können. Warum Blog und nicht Tagebuch? Weil ich in Tagebüchern zum lamentieren neige und ungeniert alles ausschütte, in einem Blog trete ich einen Schritt zurück und versuche etwas "abgeklärter" zu schreiben. Ausserdem bekomme ich hier hin und wieder feedbacks, die das Schreiben nicht zu einer Sache im luftleeren Raum machen. Wenn ich normalerweise nachdenke, drehe ich mich oft um einzelne Elemente des Themas, in der schriftlichen Form fliegen Denkfehler und geistige "Hängenbleiber" viel schneller auf.
Ach ja, als letzter Punkt bleibt zu nennen, dass ich einfach gerne schreibe und im Moment leider zu nicht viel mehr als diesen Schnipseln komme. Aber mit diesen 100-Worten-Einträgen schreibe ich wenigstens....
Was den Stil und den Inhalt betrifft, kann ich nur sagen, dass ein Blog natürlich nicht die Wahrheit ist....aber beinahe. Klar stimmt nicht immer alles mit der Wirklichkeit überein und natürlich erzähle ich hier mal was ironisch, das ich im Gespräch niemals mit so grosser Distanz betrachten würde, aber wer mich kennt, kann die wahren Begebenheiten hinter den vordergründigen Geschichten ahnen.
Zusammenfassend könnte man sagen, dass meine Lust am Schreiben, mein "politisches" Herz und meine in der realen Welt zeitlich gebundenen Hände der Motor hinter diesem Blog sind.
Ihr anderen Blogger, warum schreibt ihr?

3
Feb
2010

Ich-Geschichten

Mein Freund Paul stellte folgende Aussage in Facebook in den Raum:
"Manchmal scheint auch mir, dass jedes Buch, so es sich nicht befasst mit der Verhinderung des Krieges, mit der Schaffung einer besseren Gesellschaft und so weiter, sinnlos ist, müssig, unverantwortlich, langweilig, nicht wert, dass man es liest, unstatthaft. Es ist nicht die Zeit für Ich-Geschichten. Und doch vollzieht sich das menschliche Leben oder verfehlt sich am einzelnen Ich, nirgends sonst."
Ehrlich gesagt lässt mich das ein bischen leer schlucken. Denn was hätten wir für Literatur, wenn die Maxime gelten würde keine "Ich-Geschichten" mehr zu erzählen, sondern nur noch die grossen heeren Ziele der Weltverbesserung zu thematisieren? Abgesehen davon, dass eine verordenete Literatur an und für sich schon ein Graus ist, wären wir entweder Ratgebern oder Heldenromanen (à la Sozialismus oder schlimmer à la Drittes Reich) ausgesetzt. Wer würde uns die schönen Geschichten wie Hesses "Sidharta" erzählen, die die Welt gewiss nicht schlechter gemacht haben?
Ueberhaupt stellt diese Ausage, die Kunst als Ganzes in Frage, da Kunst unter dem Licht des Sinnvollen meist zu Staub zerfällt. Aber wer möchte sie missen? Und ist es nicht gerade der Rückzug auf sich selbst, der es dem Künstler erlaubt ein Kunstwerk zu schaffen, das über ihn hinausgehen kann?
Da ich meinen Freund Paul aber kenne, nehme ich mal an, dass er etwas anderes als das gemeint hat. Ganz sicher ist, dass wir auf dieser Welt genügend Probleme haben, die ihrer Lösung harren, und, dass jeder Einzelne genügend Möglichkeiten fände sich der Weltverbesserung zu widmen. Und hier ist, wie Paul sagt, der erste Schritt bei jedem Einzelnen.
Was also hat Paul genau gemeint?

Paul meinte gar nix, dafür Max Frisch, von dem das Zitat stammt. Aber der war, glaube ich, nur frustriert.....

2
Feb
2010

Farben!

Gestern war ich zum ersten Mal in meinem neuen Kurs, der da heisst "Alte Meister" und in dem ich lernen soll wie die alten Meister ihre Farben herstellten und ihre Bilder aufbauten.
Angefangen haben wir mit dem Herstellen von Eitempera, einem Vorläufer der wasserlöslichen Acrylfarben. Mit Ei, Terpentin, Oel und Farbpulver entstanden weiss, gelb und blau. Meine Hände waren voller blauem Farbpulver, das sich fast nicht mehr abwaschen liess, in meiner Nase klebte der Geruch von Tannenwald (das Venezianische Terpentin, das wir verwendeten, stammt von Tannen) und ich fands genial!
Zwar kann man heute bequem jedwede Farbschattierung in der Tube beim Fachhändler kaufen, aber den "Werkstoff" selber herzustellen so wie es im 14ten Jahrhundert gemacht wurde, fasziniert mich. Und klar, unsere hightech-Acrylfarben haben viel mehr Vorteile als die alten Eitemperafarben und ausserdem nicht deren Nachteile (Lagerung im Kühlschrank, schlechtere Vermalbarkeit, Umständliche Herstellung), aber dennoch gefällt mir gerade diese handwerkliche Seite des Malens sehr.
Bis ich euch Beispiele altmeisterlicher Maltechnik zeigen kann, wird wohl noch etwas Zeit ins Land gehen, da diese wirklich "Gäggelibüez" (Fummelarbeit) sind.

30
Jan
2010

Mein Dorf und mein Alltag

Das ist das Dorf, aus dem alle Dorfgeschichten Wüstenfuchsens stammen:
Dorf-abends
abends in leichtem Schneetreiben

und am Morgen danach
Dorf-verschneit
noch verschlafen in Neuschnee gehüllt.

Und natürlich findet dort auch mein Alltag statt. Und da DievomMond angeregt hat, mal über den eigenen Alltag zu schreiben, werde ich es hier tun.
Seit der Kleine im Kindergarten ist fängt der Tag bei mir an vier Tagen der Woche um 07.00 an. An den anderen drei kann ich es mir leisten erst um 08.00 wach zu werden....wenn mich Füchschen so lange schlafen lässt. Für mich ist das ein besonderer Luxus, denn ich kann zwar früh aufstehen, habe es aber nie gemocht und immer davon geträumt so lange zu schlafen, wie es mein Biorhythmus verlangt. Das kann ich im Moment und bin dankbar dafür. Wenn Füchschen im Kindergarten verstaut ist, hänge ich meistens den Hundespaziergang dran. Danach sprechen wir uns ab, was wir heute erledigen müssen. Das allerdings ist extrem unterschiedlich und abhängig von der Saison. Von Mai bis September ist der beste aller Ehemänner dann schon längstens am Fliegen und bis es dunkel wird unterwegs. Jetzt im Winter arbeiten wir alles auf, was über die Saison liegen geblieben ist: Buchhaltungen, Lager aufräumen, Planung für das nächste Jahr mit den Flugschülern und mit den Tandempassagieren, Werbung.... halt der ganze Kram, den man dauernd am machen ist und über den man am Ende vom Tag nichts zu berichten weiss. Am Nachmittag bin ich mit dem Kleinen unterwegs. Einkaufen, Bibliothek, Ludothek, Schwimmen, Schlittenfahren, seinen Bruder abholen, etc. lauter Mutter-und-Hausfrau-Kram, der einen ziemlich braucht und über den es noch weniger zu sagen gibt. Und wenn es mir gelingt das kleine Ungeheuer so irgendwas um 20.00 rum unter die Bettdecke zu bringen ohne dabei selber schrecklich müde zu werden, dann male ich noch ein bischen oder lese. Wenn ich schrecklich müde bin, dann knalle ich mich zu meinem Allerliebsten vor die Glotze, bis mir die Augen zufallen (und das tun sie meistens ziemlich bald).

26
Jan
2010

Das erste Mal

Heute habe ich zum ersten Mal den "Blick" gekauft (Bilck = Bild für meine deutschen Leser)! Sonst hänge ich dieser Art des "Journalismus" nicht so an, aber heute hat das Blick-Plakat meine Aufmerksamkeit erregt: "Gleitschirm-Drama! Es war ein Seite1-Girl!" titelte man auf dem Anriss.
Conni
Da ich mitbekommen hatte, dass Conni, die auch schon bei uns geflogen ist, auf der ersten Seite unseres Landesschmierenblättchens blank gezogen hatte, war mir sofort klar, dass es sich um sie handeln musste. Ein Blick auf die Titelseite bestätigte meinen Verdacht.
Ueber den Artikel habe ich mich amüsiert, über den Vorfall natürlich nicht. Der "Journalist" spricht hartnäckig im ganzen Text von Gleitschirm springen und offenbart so sein Laientum.... aber das nur am Rande.
Der Vorfall (Tandemschirm kollidiert mit Soloschirm im Landeanflug, nur Verletzte) reiht sich in die mittlerweile schon ansehnliche Kette von Unfällen in den letzten 18 Monaten. Ich bleibe dabei: ein Pilot in der Familie reicht!

Und hier noch zwei Fotos vom (frühen) Fasching in Interlaken:
GuggerTeufel

22
Jan
2010

letzter Akt

Mein letzter Akt, da der Kurs gestern endete, war ein Halbakt:
letzter-Akt

(leider ist das Foto nicht so gut, da Bleistift beim Blitzen immer sehr spiegelt.....)

Harte Arbeit

Diese Woche scheint eine richtige Luxuswoche zu sein! Nach dem Flug am Dienstag,"mussten" wir gestern für einen Gleitschirm-Event die Startplätze am Stockhorn besichtigen. Normalerweise wird dort nur im Sommer gestartet, aber da wir eine Gruppe haben, die unbedingt von dort starten möchte, inspizierten wir gestern bei Kaiserwetter den Südhang des Stockhorns.
Stockhorn
Das Panorama verschlägt einem den Atem!

Wenn man dem Gang durch den Berg folgt, kann man auf der anderen Seite durch die sogenannten "Stockhorn-Augen" ins Mittelland schauen.
Stockhornaugen

Auf dem Weg nach unten, kann man von der Mittelstation Chrindi in ein paar Minuten die Stockhorn-igloobase erreichen. Neben dem Hinterstockensee, der natürlich Meterdick zugefroren ist, wurde ein grosses Iglu mit Bar und Sitzecken erschaffen.
Iglu1Iglu am HinterstockenseeStockhorn Iglus

Das ist Glück: an so einem Tag gratis aufs Stockhorn fahren und das Ganze dann arbeiten nennen!
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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