5
Jun
2009

Mehr Uebungen

Hier meine neuste Uebung aus dem Kurs "wissenschaftliches Zeichnen":

Muschel-klein

Die Muschel ist mit verdünnter Tusche auf Aquarellpapier gemalt.
Und natürlich gilt auch hier, was ich beim Grantatapfel meinte: warum nur sollte man Dinge exakt zeichen? In meinem Fall ist die Antwort klar: als Uebung. Ansonsten finde ich solche Sachen wie Stilleben ziemlich sinnentleert, auch wenn sie meisterlich in der Technik ausgeführt werden. Sie reizen weder zu Widerspruch noch provozieren sie Emotionen. Und das, finde ich, sollte Kunst tun.

4
Jun
2009

Biber im Thunersee

Biber im Thunersee

Ich weiss, man sieht nicht allzu viel. Aber wenn ihr genau hinschaut, dann könnt ihr den Kopf des Bibers im Wasser erkennen.
Wirklich! Gestern abend schwamm auf einmal ein Biber am Ufer entlang an uns vorbei! Ich hatte von einer Bekannten im Dorf gehört, dass wiederum deren Freundin den Biber vor 3 Tagen mitten in Thun gesehen hatte. Irgendwie konnte ich das fast nicht glauben, aber gestern abend habe ich ihn mit eigenen Augen gesehen!
Woher der wohl kommt?

3
Jun
2009

Unerträgliche Schmerzen

In meinem Zeichenkurs ist eine Frau, die seit ich sie zu Beginn des Semesters kennengelernt habe, ihren linken Arm in der Schlinge trägt. Da sie offensichtlich Rechtshänderin ist, kann sie mit der gesunden Hand malen. Nur beim hin- und herräumen der Malutensilien braucht sie etwas Hilfe.
Gestern kam ich neben ihr zu sitzen und erfuhr von ihrer Leidensgeschichte. Der Arm ist vor 6 Jahren nach einer Operation plötzlich angeschwollen und schnerzhaft geworden. Später dann hat er seine Bewegungsfähigkeit verloren, die übermässige Sensibilität und die Schmerzen beim passiven bewegen aber behalten. Seit dem trägt sie ihn in der Schlinge und frisst unzählige Medis, darunter auch 3mg Morphium.... Erst nach einigen Umwegen kam man zur Diagnose "Morbus Sudeck" und die ganze Entstehungsgeschichte ist typisch für diese Erkrankung, über deren Ursache man zwar diverse Theorien hat, aber die man noch nicht wirklich erklären kann.
Am meisten schockiert hat mich an dieser ganzen Geschichte, dass man meiner Mitmalerin die 6 Jahre inensiven Dauerschmerz im Gespräch deutlich anmerkt. Nur ganz an der Oberfläche (wenn man nicht mit ihr redet) scheint sie ruhig zu sein, aber sobald sie spricht, merkt man dass Tränen und Verzweiflung zu vorderst stehen.
"Normalerweise" lässt sich M. Sudeck mehr oder weniger heilen, sprich: stoppen. In ihrem Fall allerdings nicht. Im Gegenteil. Es ist sogar so, dass die Krankheit gemäss ihres Arztes sogar auf das Bein der gleiche Körperseite übergreifen wird. Was wird das für ein Leben sein? Eine Körperseite schmerzhaft und bewegungsunfähig, abhängig von Hilfestellungen für die einfachsten Handlungen... Ich glaube, ich würde anfangen über unterstützten Suizid nachzudenken. Aber vielleicht tut sie das ja. Bis auf weiteres mal sie gegen die Sinnlosigkeit an.


Infoseite Morbus Sudeck

31
Mai
2009

Halbe Anpassung

Mein Sprachverständnis des "Schwiizerdütschen" oder sagen wir besser des Berndütschen ist 99%. Das verbleibende 1% ist Missverständnis-Rest, den es auch zwischen einem Bayern und einem Berlinern, einem Franken und einem Schwaben gibt. Oder eben zwischen einem Zürcher und einem Berner oder einem Basler und einem Waliser. ABER mein gesprochenes Berndütsch ist nur annähernd 50% oder anders gesagt: ich rede Mischmasch. Da ich über die Jahre gelernt habe das "ä" dann doch noch richtig auszusprechen, das "r" einerseits auszusprechen (was ja im Hochdeutschen nicht der Fall ist) und ausserdem zu rollen, das "ch" ganz hinten im Hals krachen zu lassen und "ue" und "ie" getrennt zu sprechen, klingt das Ganze wohl Mundartig genug, dass die meisten Schweizer mit mir Mundart sprechen ohne nachzufragen, ob ich sie verstehe. Aber eben nur die Meisten. Ganz selten mal treffe ich auf Schweizer, denen mein Mischmasch nicht genügend "Schweizerita" vermittelt und sie ständig Deutsch mit mir radebrechen. Na, das ist jetzt ein bischen zu böse..... Aber es ist halt schon so, dass Schweizerisches Hochdeutsch in den meisten Fällen anstrengend klingt. Mir wäre es lieber, sprächen diese sehr höflichen Menschen ihre Mundart mit mir, aber nach beinahe 7300 Tagen CH mag ich nicht mehr daruf hinweisen, dass ich Mundart verstehe. Und so lasse ich sie reden.
Ueberhaupt ist das mit die sprachliche Anpassung des Hochdeutschen ans Schweizerdeutsche wirklich ein Kunststück. Oder noch besser: ein Hochseilakt. Zwar wäre es schon erwünscht, spräche man Mundart, aber bitte vollumfänglich und richtig. Das aber ist schwer. Der Hochdeutsche Zungenschlag ist so anders als der eidgenössische und um ihn einzuüben brauchts viel Uebung. Jetzt kanns einem passieren, dass man, im Eifer der Anpassung, die ersten Floskeln in den deutschen Satz einstreut. "Mau (doch/wohl), das denke ich auch!", "Isch guet, ich kann das für dich machen", "Das ist dort in der Bäckerei gsi (gewesen)". Man soll aber nicht meinen, dass das auf Begeisterung der Muttersprachler stösst. Meistens wird man dezent darauf hingewiesen, dass es vielleicht besser sei beim eigenen Idiom zu bleiben. Und unter Schweizern heisst: das klingt grässlich!(bzw. das tönt gruusig!).
Am Anfang hat mich das sehr verunsichert und ich habe meine ersten Berndütschen Satzkonstruktionen unter der Dusche geübt, damit niemand sie hören, ich sie aber dennoch laut ausprechen konnte. Und jetzt rede ich halt "Mischmasch". Wenn ich mit Leuten telefoniere, dann versuche ich betont Berndütsch zu klingen, damit sie wissen, dass ich sie verstehen kann. Wenn ich aber wirklich was erzählen will, dann rede ich verstärkt eine Art Hochdeutsch, da ich dann auch schneller rede als es das Berndeutsch zu lässt. Und Emotionen kann man in der Muttersprache halt immer am besten ausdrücken.
Und so erkennt man an meiner Sprache genau wer ich bin: eine in die Schweiz eingewanderte Deutsche. Nach 20 Jahren D und bald 20 CH bin ich weder das eine noch das andere. Ich bin wahrscheinlich Schweitsche oder Deutzerin. Man weiss es nicht.

30
Mai
2009

Wer war's?

Muelltonnen
"Jetzt dreht der Wüstenfuchs durch", wird mein geneigter Leser denken. Gibts sonst nichts mehr zu berichten, dass man schon über Mülltonnen schreiben muss? Natürlich gibts Brennenderes, aber dieses, ich will es mal Mülltonnen-und-Klopapierrollen-Phänomen nennen, erstaunt mich schon lange. Ist euch auch schon mal aufgefallen, dass in öffentlichen WCs immer die leeren Klopapierrollen im Halter hängen bleiben und die neuen hinten auf dem Spülkasten stehen? Dabei wäre es nur ein 2-Sek.-Handgriff mehr und die Rolle wäre getauscht. Den Männern kann man es in diesem Fall nicht in die Schuhe schieben, da meine Beobachtungen von den Frauentoiletten stammen. Genau so bei den Mülltonnen. Immer die Tonne, die dem Entsorgungsbesorgten beim Betreten des Ghüdderhüsis (Abfallhauses) zuerst ins Visir fällt ist übervoll, der Rest meistens halbleer oder leer. Was ist das, das unsere Zeitgenossen (oder etwa uns selber?) dazu bringt den Müllsack noch auf den schon aus der Tonne ragenden Berg zu setzen? Faulheit den Deckel von der nächsten Tonne zu heben? Ekel diesen anzufassen? Sicher wird der eine oder andere diese oder andere Rationalisierungen ins Feld führen, aber wenn ihr mich fragt, dann riecht das ganz verdammt nach Kleinkind-Anarchismus: "Schnell, die Mama / der Nachbar siehts grad nicht!"
Und wenns mal liegt, wer kann dann noch sagen wers war?... Ihr könnt jetzt sagen:"Naaaa, das ist sicher nur dies Mal so gewesen..." Nein, ich schwörs, das ist IMMER so!
Und jetzt frag ich euch: seit ihr solche Klopapier- und Müllsack-Anarchisten?

28
Mai
2009

Seltsamer Nachbar

Vor kurzem ist ein neuer Nachbar in das Haus vor uns eingezogen. Der alte Mann, der es viele Jahrzehnte bewohnte ist freiwillig und über 80jährig vor Weihnachten ins Altenheim gezogen. Bis in den letzten Sommer hat er seinen grossen Garten selber bestellt, aber jetzt sei ihm das alles zu viel und nach ein paar Stürzen hat er sich entschlossen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Weise Entscheidung, hat ihn aber nicht vor einer tiefen Depression bewahrt, wie ich gehört habe.
Seit diesem Frühjahr also ist ein neuer Nachbar im alten Haus. Er redet gerne, mein Nachbar R. Wenn ich nicht aufpasse, dann lande ich in seiner "Geschichtenfalle". Gestern meinte er:"Na, Frau Nachbarin, da habe ich aber eine Geschichte für Sie! Gestern habe ich jemanden kennengelernt, der einen Polizisten kennt, dem folgendes passiert ist. Der Polizist also wird zu einem Einbruch gerufen. Sein Kollege und er finden eine aufgebrochene Türe vor im genannten Haus und dringen in die Wohnung im ersten Stock ein. Der Dieb hört die Beamten und entschliesst sich in seiner Panik mit samt der Beute aus dem Fenster zu springen. Vom ersten Stock! Es kommt wie es kommen muss: der Flug ist schön, die Landung nicht und der Herr Dieb bricht sich beide Beine und bleibt hilflos liegen. Die Polzist des Bekannten meines Nachbarn erkennt seine Chance und verhaftet den Verletzten. Im Spital wird der Rucksack des Mannes durchsucht und man findet darin all das, was in der Wohnung des Bestohlenen nicht mehr an seinem Platze war!" Wer's glaubt!

27
Mai
2009

Sensationslust

"Ich freu mich schon auf die Ueberschwemmung!" höre ich einen etwa 10jährigen Jungen sagen. Er spielt damit auf die mögliche Entleerung des Gletschersees des unteren Grindelwaldgletschers an. Seit 2005 ist dort durch Klimaerwärmung und Gletscherabschmelzung ein neuer See entstanden, dessen Pegel täglich durch das Schmelzwasser steigt.
Gletschersee Grindelwald
Im Moment hält der Riegel aus sogenanntem Toteis das Wasser noch auf, aber die Kante ist bald erreicht. Wenn das Wasser weitersteigt, dann bricht entweder der Damm oder das Wasser läuft über oder eine Kombination aus beidem. In jedem Fall würden sich die etwas 3 Mio. m3 in die Lütschine und schliesslich in den Brienzersee ergiessen. Geschieht das schnell und nicht peu-a-peu, dann kommt es im Gebiet Interlaken, das ganz im Talboden liegt, zu Ueberschwemmungen.... und genau das wars, was der Junge sich schon in seinen Träumen ausmalte.
Zugegeben: auch für uns Erwachsene hat so eine "Naturkatasrophe" etwas faszinierendes, nur würden wirs nie so formulieren. Ich liebe starke Gewitter! Wenns so richtig wumst und kracht, dann stehe ich am Fenster und geniesse dieses Naturschauspiel..... aber eben nur so lange nicht mein Auto vom Hagel verunstaltet wird oder der Platzregen durch ein aus Versehen offen gelassenes Dachfenster den Parkett ruiniert.
Die Ueberschwemmung vor bald drei Jahren, die durch vier Tage permanenten Regen aus den Oberländer Bergrinnsalen reissende Flüsse machte und den Thunersee zum Meer werden liess, hat uns nie gekannte Sensationen beschert. Menschen wurden aus den Seitentälern mit dem Heli ausgeflogen, da Brücken zerstört und Eisenbahnlinien verwüstet waren. Die Autobahn Richtung Brienz stand Meter tief unter Wasser und es gab kaum einen, der nicht mal "ga luagä" (schauen) gegangen ist. Auf dem Golfplatz konnte man Böötchen fahren und im unterirdischen Parkhaus in Interlaken lösten Fische Parkscheine. Das war spannend und solange es einem nicht selber geschadet hat, war es auch ein wenig lustig. Sensationslust steckt wohl in jedem.
www.gletschersee.ch

25
Mai
2009

42

"Ein Handtuch ist so ungefähr das Nützlichste, was der interstellare Anhalter besitzen kann. Einmal ist es von großem praktischem Wert - man kann sich zum Wärmen darin einwickeln, wenn man über die kalten Monde von Jaglan Beta hüpft; man kann an den leuchtenden Marmorsandstränden von Santraginus V darauf liegen, wenn man die berauschenden Dämpfe des Meeres einatmet; man kann unter den so rot glühenden Sternen in den Wüsten von Kakrafoon darunter schlafen; man kann es als Segel an einem Minifloß verwenden, wenn man den trägen, bedächtig strömenden Moth-Fluss hinuntersegelt, und nass ist es eine ausgezeichnete Nahkampfwaffe; man kann es sich vors Gesicht binden, um sich gegen schädliche Gase zu schützen oder dem Blick des Gefräßigen Plapperkäfers von Traal zu entgehen (ein zum Verrücktwerden dämliches Vieh, es nimmt an, wenn du es nicht siehst, kann es dich auch nicht sehen - bescheuert wie eine Bürste, aber sehr, sehr gefräßig); bei Gefahr kann man sein Handtuch als Notsignal schwenken und sich natürlich damit abtrocknen, wenn es dann noch sauber genug ist.

Was jedoch noch wichtiger ist: ein Handtuch hat einen immensen psychologischen Wert. Wenn zum Beispiel ein Strag (Strag = Nicht-Anhalter) dahinter kommt, dass ein Anhalter sein Handtuch bei sich hat, wird er autoniatisch annehmen, er besäße auch Zahnbürste, Waschlappen, Seife, Keksdose, Trinkflasche, Kompass, Landkarte, Bindfadenrolle, Insektenspray, Regenausrüstung, Raumanzug usw, usw. Und der Strag wird dann dem Anhalter diese oder ein Dutzend andere Dinge bereitwilligst leihen, die der Anhalter zufällig gerade "verloren" hat. Der Strag denkt natürlich, dass ein Mann, der kreuz und quer durch die Galaxis trampt, ein hartes Leben führt, in die dreckigsten Winkel kommt, gegen schreckliche Übermächte kämpft, sich schließlich an sein Ziel durchschlägt und trotzdem noch weiß, wo sein Handtuch ist, eben ein Mann sein muss, auf den man sich verlassen kann.

- Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis

Heute ist towel-day, der Gedenktag für den 2001 verstorbenen Autor von oben zitiertem Buch. Ich liebe seine Triologie in 4 Bänden....
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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Siri Hustvedt
Der Sommer ohne Männer

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