Besuch der alten Dame in Gstaad
Da am Samstag kein Flugwetter war, packten wir Hunde und Kind ins Auto und machten uns auf nach Saanen und Gstaad. Nach Spiez biegt man fast rechtwinkling nach Wimmis - Zweisimmen Richtung Südwesten ins Simmental ab. Das Tal ist hier nicht so steil und eng wie zum Beispiel das Lauterbrunnental. Im Sommer sind die Hänge lieblich und die kleinen Dörfer wie Erlenbach oder Därstetten laden zum verweilen ein. Nicht so am Samstag, da auch hier die Hochnebeldecke alles etwas trist erscheinen liess.
Je weiter man der Simme in die Berge folgt, um so klarer wird einem, dass Gstaad und Saanen einst sehr abgelegene Orte waren. In den Zeiten der Fuhrwerke und Rösser genügte ein grösserer Schneefall und die Talorte waren wochenlang vom Talausgang abgeschnitten.
Nach vielen Kurven und 40km später erreichten wir Saanen. Schon am Ortseingang weiss man, wo man ist: Grand-Hotel Ermitage. Dass dieses Hotel nicht nur zwei Sterne hat, hört man schon am Namen... aber deswegen waren wir ja nicht hierher gefahren. Etwas anderes lockt uns alle halbe Jahre einmal in die NobelSkiorte: die Antiquitätenhändler. In Saanen gibt es ein paar davon, die sehr schöne Sachen anbieten. Natürlich zu Phantasiepreisen, die nur dort auch tatsächlich bezahlt werden.
Eines dieser Geschäfte wird von einem alten Mann betrieben. Mein Mann liess sich von ihm einige Dinge zeigen, unter anderem auch eine Truhe, die angeblich von 17hundert-weiss-der-Teufel-wann sein sollte. Da sich aber Schrauben am Schloss befanden, wagte mein Mann zu fragen, ob das denn orginal sei. Worauf der Alte brüsk antwortete, wenn er (mein Mann) alles besserwisse, dann sei jetzt grad fertig. Er habe es nämlich nicht nötig. Und überhaupt hätten solche wie er (wieder meine Mann) es ja sowieso meistens nicht hier und er rieb Zeigefinger und Daumen aneinander. Mein Mann versuchte zu erklären, dass er ja nur eine Frage gestellt habe, da er sehr interessiert sei und gar nicht anzweifle, dass er, der Besitzer, mehr wisse als er. Aber mit dem Alten war nicht mehr zu reden. Er wiederholte nur nochmal, dass er es nicht nötig habe Geschäfte zu machen mit so einem....
Was soll man sagen? Wahrscheinlich entspricht das sogar der Wahrheit. Denn auf den ersten Metern Gstaad sichtet man schon Frauen mit toten Tieren (sprich: Nerzmantel) und die Edelkarossen sind überproportional vertreten. Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass der Alte seine Ware zu Höchstpreisen verhökern kann und sich ein nettes Sümmchen auf dem Bankkonto angesammelt hat, nach dem sich die Erben schon die Finger lecken.
Aber eigentlich wäre das ja ein Grund gutgelaunt und entspannt in die Welt zu blicken. Da das aber bei unserem Lieben nicht der Fall war, schlussfolgere ich mal weiter, dass er bei der ursprünglichen Gstaader/Saanener Bevölkerung wahrscheinlich nicht so beliebt ist, weil er einerseits den Reichtum abschöpfen kann, was den meisten ansässigen Bauern wohl kaum gelingt und andererseits auch noch den Ausverkauf der Kultur betreibt. All das ist sorgt sicher für Neider....eben wie im Dürrenmattschen Stück "Besuch der alten Dame".
Die grössten Ausverkäufer von Gstaad und Saanen allerdings sind natürlich die Immobilienmakler. Hin und wieder findet man in den Immobilien-Suchportalen ein Mehrfamilienhaus aus dieser Region (die meisten anderen Immobilien gehen wahrscheinlich unter der Hand als "Schnäppchen"). Da kann man an die üblichen Preise gut eine Null mehr anhängen und im zweistelligen Millionenbereich schätzen, dann liegt man "gold"richtig (und so wird aus einer üblichen Miete von 2000,- CHF schnell mal 20000,- PRO MONAT!).
Trotz dem, dass ich verstehen (rein wirtschaftlich) wie sich so was entwickeln kann, staune ich dennoch: im hintersten Krachen des Simmentals prosperiert und floriert eine Reichtumsoase.
Dass dem nicht immer so war, kann man einem Zitat aus der Geschichte von Saanen entnehmen:
Gegen Ende des 19.Jahrhunderts war Saanen das Zentrum des Saanenlandes,wo man Markt hielt, sich im Landhaus traf und wo sich die (verhältnismässig) grosse Mauritius Kirche sowie, leicht erhöht, der Gefängnisturm befanden. Gstaad, zu Fuss eine halbe Stunde von Saanen entfernt, wurde zu dieser Zeit "Gstaad bei Saanen" oder "Am Gstaad" (Der Name rührt vermutlich vom Ort "Gestade" also "am Ufer" (hier der Saane) genannt und bestand aus etwa 30 Häusern und Ställen, darunter eine Käserei und das 1845 erbaute Posthotel Rössli. Die Einwohnerzahl betrug etwa 150. Man nannte Gstaad zu dieser Zeit oft spöttisch das "Filialdorf von Saanen.
Fazit unseres kleinen Ausflugs: Reisen bildet!
Je weiter man der Simme in die Berge folgt, um so klarer wird einem, dass Gstaad und Saanen einst sehr abgelegene Orte waren. In den Zeiten der Fuhrwerke und Rösser genügte ein grösserer Schneefall und die Talorte waren wochenlang vom Talausgang abgeschnitten.
Nach vielen Kurven und 40km später erreichten wir Saanen. Schon am Ortseingang weiss man, wo man ist: Grand-Hotel Ermitage. Dass dieses Hotel nicht nur zwei Sterne hat, hört man schon am Namen... aber deswegen waren wir ja nicht hierher gefahren. Etwas anderes lockt uns alle halbe Jahre einmal in die NobelSkiorte: die Antiquitätenhändler. In Saanen gibt es ein paar davon, die sehr schöne Sachen anbieten. Natürlich zu Phantasiepreisen, die nur dort auch tatsächlich bezahlt werden.
Eines dieser Geschäfte wird von einem alten Mann betrieben. Mein Mann liess sich von ihm einige Dinge zeigen, unter anderem auch eine Truhe, die angeblich von 17hundert-weiss-der-Teufel-wann sein sollte. Da sich aber Schrauben am Schloss befanden, wagte mein Mann zu fragen, ob das denn orginal sei. Worauf der Alte brüsk antwortete, wenn er (mein Mann) alles besserwisse, dann sei jetzt grad fertig. Er habe es nämlich nicht nötig. Und überhaupt hätten solche wie er (wieder meine Mann) es ja sowieso meistens nicht hier und er rieb Zeigefinger und Daumen aneinander. Mein Mann versuchte zu erklären, dass er ja nur eine Frage gestellt habe, da er sehr interessiert sei und gar nicht anzweifle, dass er, der Besitzer, mehr wisse als er. Aber mit dem Alten war nicht mehr zu reden. Er wiederholte nur nochmal, dass er es nicht nötig habe Geschäfte zu machen mit so einem....
Was soll man sagen? Wahrscheinlich entspricht das sogar der Wahrheit. Denn auf den ersten Metern Gstaad sichtet man schon Frauen mit toten Tieren (sprich: Nerzmantel) und die Edelkarossen sind überproportional vertreten. Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass der Alte seine Ware zu Höchstpreisen verhökern kann und sich ein nettes Sümmchen auf dem Bankkonto angesammelt hat, nach dem sich die Erben schon die Finger lecken.
Aber eigentlich wäre das ja ein Grund gutgelaunt und entspannt in die Welt zu blicken. Da das aber bei unserem Lieben nicht der Fall war, schlussfolgere ich mal weiter, dass er bei der ursprünglichen Gstaader/Saanener Bevölkerung wahrscheinlich nicht so beliebt ist, weil er einerseits den Reichtum abschöpfen kann, was den meisten ansässigen Bauern wohl kaum gelingt und andererseits auch noch den Ausverkauf der Kultur betreibt. All das ist sorgt sicher für Neider....eben wie im Dürrenmattschen Stück "Besuch der alten Dame".
Die grössten Ausverkäufer von Gstaad und Saanen allerdings sind natürlich die Immobilienmakler. Hin und wieder findet man in den Immobilien-Suchportalen ein Mehrfamilienhaus aus dieser Region (die meisten anderen Immobilien gehen wahrscheinlich unter der Hand als "Schnäppchen"). Da kann man an die üblichen Preise gut eine Null mehr anhängen und im zweistelligen Millionenbereich schätzen, dann liegt man "gold"richtig (und so wird aus einer üblichen Miete von 2000,- CHF schnell mal 20000,- PRO MONAT!).
Trotz dem, dass ich verstehen (rein wirtschaftlich) wie sich so was entwickeln kann, staune ich dennoch: im hintersten Krachen des Simmentals prosperiert und floriert eine Reichtumsoase.
Dass dem nicht immer so war, kann man einem Zitat aus der Geschichte von Saanen entnehmen:
Gegen Ende des 19.Jahrhunderts war Saanen das Zentrum des Saanenlandes,wo man Markt hielt, sich im Landhaus traf und wo sich die (verhältnismässig) grosse Mauritius Kirche sowie, leicht erhöht, der Gefängnisturm befanden. Gstaad, zu Fuss eine halbe Stunde von Saanen entfernt, wurde zu dieser Zeit "Gstaad bei Saanen" oder "Am Gstaad" (Der Name rührt vermutlich vom Ort "Gestade" also "am Ufer" (hier der Saane) genannt und bestand aus etwa 30 Häusern und Ställen, darunter eine Käserei und das 1845 erbaute Posthotel Rössli. Die Einwohnerzahl betrug etwa 150. Man nannte Gstaad zu dieser Zeit oft spöttisch das "Filialdorf von Saanen.
Fazit unseres kleinen Ausflugs: Reisen bildet!
Wüstenfuchs - 1. Feb, 12:51
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