1
Feb
2009

Besuch der alten Dame in Gstaad

Da am Samstag kein Flugwetter war, packten wir Hunde und Kind ins Auto und machten uns auf nach Saanen und Gstaad. Nach Spiez biegt man fast rechtwinkling nach Wimmis - Zweisimmen Richtung Südwesten ins Simmental ab. Das Tal ist hier nicht so steil und eng wie zum Beispiel das Lauterbrunnental. Im Sommer sind die Hänge lieblich und die kleinen Dörfer wie Erlenbach oder Därstetten laden zum verweilen ein. Nicht so am Samstag, da auch hier die Hochnebeldecke alles etwas trist erscheinen liess.
Je weiter man der Simme in die Berge folgt, um so klarer wird einem, dass Gstaad und Saanen einst sehr abgelegene Orte waren. In den Zeiten der Fuhrwerke und Rösser genügte ein grösserer Schneefall und die Talorte waren wochenlang vom Talausgang abgeschnitten.
das Bauerndorf Gstaad
Nach vielen Kurven und 40km später erreichten wir Saanen. Schon am Ortseingang weiss man, wo man ist: Grand-Hotel Ermitage. Dass dieses Hotel nicht nur zwei Sterne hat, hört man schon am Namen... aber deswegen waren wir ja nicht hierher gefahren. Etwas anderes lockt uns alle halbe Jahre einmal in die NobelSkiorte: die Antiquitätenhändler. In Saanen gibt es ein paar davon, die sehr schöne Sachen anbieten. Natürlich zu Phantasiepreisen, die nur dort auch tatsächlich bezahlt werden.

Eines dieser Geschäfte wird von einem alten Mann betrieben. Mein Mann liess sich von ihm einige Dinge zeigen, unter anderem auch eine Truhe, die angeblich von 17hundert-weiss-der-Teufel-wann sein sollte. Da sich aber Schrauben am Schloss befanden, wagte mein Mann zu fragen, ob das denn orginal sei. Worauf der Alte brüsk antwortete, wenn er (mein Mann) alles besserwisse, dann sei jetzt grad fertig. Er habe es nämlich nicht nötig. Und überhaupt hätten solche wie er (wieder meine Mann) es ja sowieso meistens nicht hier und er rieb Zeigefinger und Daumen aneinander. Mein Mann versuchte zu erklären, dass er ja nur eine Frage gestellt habe, da er sehr interessiert sei und gar nicht anzweifle, dass er, der Besitzer, mehr wisse als er. Aber mit dem Alten war nicht mehr zu reden. Er wiederholte nur nochmal, dass er es nicht nötig habe Geschäfte zu machen mit so einem....

Was soll man sagen? Wahrscheinlich entspricht das sogar der Wahrheit. Denn auf den ersten Metern Gstaad sichtet man schon Frauen mit toten Tieren (sprich: Nerzmantel) und die Edelkarossen sind überproportional vertreten. Wahrscheinlich ist es tatsächlich so, dass der Alte seine Ware zu Höchstpreisen verhökern kann und sich ein nettes Sümmchen auf dem Bankkonto angesammelt hat, nach dem sich die Erben schon die Finger lecken.

Aber eigentlich wäre das ja ein Grund gutgelaunt und entspannt in die Welt zu blicken. Da das aber bei unserem Lieben nicht der Fall war, schlussfolgere ich mal weiter, dass er bei der ursprünglichen Gstaader/Saanener Bevölkerung wahrscheinlich nicht so beliebt ist, weil er einerseits den Reichtum abschöpfen kann, was den meisten ansässigen Bauern wohl kaum gelingt und andererseits auch noch den Ausverkauf der Kultur betreibt. All das ist sorgt sicher für Neider....eben wie im Dürrenmattschen Stück "Besuch der alten Dame".

Die grössten Ausverkäufer von Gstaad und Saanen allerdings sind natürlich die Immobilienmakler. Hin und wieder findet man in den Immobilien-Suchportalen ein Mehrfamilienhaus aus dieser Region (die meisten anderen Immobilien gehen wahrscheinlich unter der Hand als "Schnäppchen"). Da kann man an die üblichen Preise gut eine Null mehr anhängen und im zweistelligen Millionenbereich schätzen, dann liegt man "gold"richtig (und so wird aus einer üblichen Miete von 2000,- CHF schnell mal 20000,- PRO MONAT!).

Trotz dem, dass ich verstehen (rein wirtschaftlich) wie sich so was entwickeln kann, staune ich dennoch: im hintersten Krachen des Simmentals prosperiert und floriert eine Reichtumsoase.

Dass dem nicht immer so war, kann man einem Zitat aus der Geschichte von Saanen entnehmen:
Gegen Ende des 19.Jahrhunderts war Saanen das Zentrum des Saanenlandes,wo man Markt hielt, sich im Landhaus traf und wo sich die (verhältnismässig) grosse Mauritius Kirche sowie, leicht erhöht, der Gefängnisturm befanden. Gstaad, zu Fuss eine halbe Stunde von Saanen entfernt, wurde zu dieser Zeit "Gstaad bei Saanen" oder "Am Gstaad" (Der Name rührt vermutlich vom Ort "Gestade" also "am Ufer" (hier der Saane) genannt und bestand aus etwa 30 Häusern und Ställen, darunter eine Käserei und das 1845 erbaute Posthotel Rössli. Die Einwohnerzahl betrug etwa 150. Man nannte Gstaad zu dieser Zeit oft spöttisch das "Filialdorf von Saanen.

Fazit unseres kleinen Ausflugs: Reisen bildet!

Sucralose oder der Zucker, der keiner war

Gestern habe ich beim Einkaufen ein Probepäckchen für Kakao in die Hand gedrückt bekommen:
Sucralose im Kakao
"Ohne Zucker" steht da drauf (naja, wenn man dann genauer hinschaut steht da "Ohne ZuckerZusatz") und spontan habe ich gedacht: "Toll! Kakao ohne Zucker! Klingt ja richtig gesund!" Dann dacht ich: "Stopp mal! Genau das sollst du gemäss Werbechefs auch denken. Aber jetzt mal langsam. Kakao ohne Zucker? Und nach was schmeckt der dann?"
Also, hinten auf dem Säckchen steht, dass der Süssstoff "Sucralose" sein soll. Noch nie gehört! In meiner Ausbildung wurde uns von Sacharidose, Maltose, Dextrose, etc. erzählt, aber Sucralose? Klingt nach einer netten Erfindung der Zuckerindustrie. Beim googlen bin ich dann auf die Erklärung gestossen: Sucralose gibt es tatsächlich. Es ist chemisch veränderter Zucker, der keine Kalorien enthält, kein Karies verursacht und süsser schmeckt als Zucker und keinen bitteren Nachgeschmack verursacht, wie andere Süssstoffe oder Zucker selber. Wow! Wir können uns Süsses in den Kopf drücken, werden nicht mehr dick und unsere Zähne gehen nicht mehr kaputt!!!! Naja, ganz so ist es nicht. Lest selber hier.
Neben den Bedenken über die Verträglichkeit für den Menschen und die Umweltverträglichkeit, lassen sich allerdings nicht viele Argumente gegen Sucralose finden.
Auf der Packung allerdings dann schon. Schaut man genauer hin, dann muss man fast lachen.
Suchard selber hat zwei Spalten aufgeführt: In der einen ist der Kakao orginal (mit Zucker) in der anderen der Kakao mit Sucralose. Der erste hat 170 Kcal/100g der zweite ohne Zucker hat 310kcal/100g....!Ohne Zucker aber viel mehr Kalorien? Zwar ist der Zuckergehalt 5 mal niedriger als in dem mit Zucker (logisch, da Sucralose ja süsser ist), aber der Kohlenhydrategehalt fast doppelt hoch. Was ist da passiert?
Wenn man dann die Zutaten nochmal genau liest, dann sieht man da als erstes Maltodextrin aufgeführt, also doch ein Zucker. Zwar auch wieder chemisch verändert, aber hochkalorisch. Wird ausdrücklich in Sportlernahrung als Kalorien-bringer eingesetzt! Und wenn man weiterforscht, dann kann man herausfinden, dass Maltodextrin Karies verursacht.
Was bleibt? Der neue Kakao hat zwar den hippen Süssstoff Sucralose drin, hat mehr Kalorien und Karies bekommen unsere süssen (!) Kleinen trotzdem. Tja, wenn schon Kakao, dann lieber den alten, der hat wenigstens etwas weniger Kalorien......
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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