Lili und die Kinder
Lili liebt Kinder. Nicht nur ihre eigenen, darum hat sie auch Kindergärtnerin gelernt. Schon in der Ausbildung begegnete sie den ersten Schwierigkeiten: einen Praktikumsplatz an einem Steinerkindergarten zu finden war in der Schweiz praktisch unmöglich, darum lebte und arbeitete sie einige Jahre in Deutschland. Nachdem sie nun eigene Kinder bekommen hat, ist sie wieder zurück in die Schweiz gekommen in die Nähe ihrer Familie. So kann sie die Mutter unterstützen, wenn Lili mal wieder die Decke auf den Kopf fällt.
Warum Lili die Decke auf den Kopf fällt obwohl sie doch Kinder liebt und ihre eigenen doch um so mehr? Weil jedem, der dauernd nur mit Kindern zusammen ist, die Decke auf den Kopf fällt. Warum sie nicht arbeitet? Weil es in Bern, wie in den meisten Schweizer Städten, viel zu wenig Betreuungsplätze für Kleinkinder gibt. Selbst für den Kindergarten muss man sich auf lange Wartelisten gefasst machen, wenn man nicht schon in der 3ten Schwangerschaftswoche den Platz schon reserviert hat. Also findet die Kindergärtnerin Lili einerseits keine Arbeit, da es nicht genügend Kindergärten hat und andererseits könnte sie iher Kinder während ihrer Arbeitszeit nirgendswo betreuen lassen. Und das geht nicht nur Lili so. Das ist die Regel in der Schweiz. Wer was anderes will, bezahlt das teuer oder hat unverschämtes Glück.
Jetzt ist es aber so, dass ihre Kinder einen israelischen Vater haben und über Familien-Connections hat Lili von einer Tante ihres Mannes ein Angebot bekommen, in Jerusalem in einem Steinerkindergarten arbeiten und ihre Kinder in die Obhut einer Kinderkrippe geben zu können. Darüber hinaus bietet man ihr einen Sprachkurs an, der ihre Hebräisch-kenntnisse verbessern soll, aber man ist nicht entsetzt, wenn sie die Kinder zuerst in Englisch betreuut. Lili hat kein spezielles Glück mit diesem Angebot, es ist eher die Regel in Israel.
Kann es wirklich sein, dass eine Schweizerin "Reise nach Jerusalem" spielen muss, um Lebensumstände vorzufinden, die dem Umstand Mutter zu sein gerecht werden? Was ist los mit der Schweiz, dass sie auf einen anscheindend Anfang der 90er Jahre festgestellten Mangel an Betreuungsplätzen, so träge reagiert?
Wollen die Schweizer Frauen lieber zu hause bleiben? Haben sie so ein riesiges Soziales Netz, dass sie nicht auf externe Betreuung angewiesen sind? Reicht ein Lohn in der Schweiz für eine Familie zu ernähren? (das wäre mir neu) Gibt es nicht genügend Länder, die dieses Problem schon recht gut gelöst haben, an denen man sich orientieren könnte?
Hier noch zwei Zitate von 2006, die ich gefunden habe:
"Eine Studie des Nationalfonds2 beweist, dass das Kinderbetreuungsangebot völlig ungenügend ist. Allein im Vorschulbereich fehlen 50 000 Plätze. Eine ländervergleichende OECD-Studie3 empfiehlt der Schweiz unter anderem, die öffentlichen Ausgaben für familienergänzende Kinderbetreuung zu erhöhen."
und
"Das aktuelle Angebot an familienergänzenden Betreuungsplätzen reicht nicht aus. In fast allen Kantonen fehlt es an einem ausreichenden Betreuungssystem für Kinder aller Altersstufen. Für viele Eltern ist es schwierig und teilweise sogar unmöglich, einen Betreuungsplatz für ihr Kind zu finden. Es gibt in vielen Gemeinden entweder gar keine Angebote oder lange Wartelisten, insbesondere bei Betreuungsplätzen für Säuglinge und Kinder im Vorschulalter. Es braucht zudem spezielle Angebote während der Schulferienzeiten sowie Notfallplätze."
Warum Lili die Decke auf den Kopf fällt obwohl sie doch Kinder liebt und ihre eigenen doch um so mehr? Weil jedem, der dauernd nur mit Kindern zusammen ist, die Decke auf den Kopf fällt. Warum sie nicht arbeitet? Weil es in Bern, wie in den meisten Schweizer Städten, viel zu wenig Betreuungsplätze für Kleinkinder gibt. Selbst für den Kindergarten muss man sich auf lange Wartelisten gefasst machen, wenn man nicht schon in der 3ten Schwangerschaftswoche den Platz schon reserviert hat. Also findet die Kindergärtnerin Lili einerseits keine Arbeit, da es nicht genügend Kindergärten hat und andererseits könnte sie iher Kinder während ihrer Arbeitszeit nirgendswo betreuen lassen. Und das geht nicht nur Lili so. Das ist die Regel in der Schweiz. Wer was anderes will, bezahlt das teuer oder hat unverschämtes Glück.
Jetzt ist es aber so, dass ihre Kinder einen israelischen Vater haben und über Familien-Connections hat Lili von einer Tante ihres Mannes ein Angebot bekommen, in Jerusalem in einem Steinerkindergarten arbeiten und ihre Kinder in die Obhut einer Kinderkrippe geben zu können. Darüber hinaus bietet man ihr einen Sprachkurs an, der ihre Hebräisch-kenntnisse verbessern soll, aber man ist nicht entsetzt, wenn sie die Kinder zuerst in Englisch betreuut. Lili hat kein spezielles Glück mit diesem Angebot, es ist eher die Regel in Israel.
Kann es wirklich sein, dass eine Schweizerin "Reise nach Jerusalem" spielen muss, um Lebensumstände vorzufinden, die dem Umstand Mutter zu sein gerecht werden? Was ist los mit der Schweiz, dass sie auf einen anscheindend Anfang der 90er Jahre festgestellten Mangel an Betreuungsplätzen, so träge reagiert?
Wollen die Schweizer Frauen lieber zu hause bleiben? Haben sie so ein riesiges Soziales Netz, dass sie nicht auf externe Betreuung angewiesen sind? Reicht ein Lohn in der Schweiz für eine Familie zu ernähren? (das wäre mir neu) Gibt es nicht genügend Länder, die dieses Problem schon recht gut gelöst haben, an denen man sich orientieren könnte?
Hier noch zwei Zitate von 2006, die ich gefunden habe:
"Eine Studie des Nationalfonds2 beweist, dass das Kinderbetreuungsangebot völlig ungenügend ist. Allein im Vorschulbereich fehlen 50 000 Plätze. Eine ländervergleichende OECD-Studie3 empfiehlt der Schweiz unter anderem, die öffentlichen Ausgaben für familienergänzende Kinderbetreuung zu erhöhen."
und
"Das aktuelle Angebot an familienergänzenden Betreuungsplätzen reicht nicht aus. In fast allen Kantonen fehlt es an einem ausreichenden Betreuungssystem für Kinder aller Altersstufen. Für viele Eltern ist es schwierig und teilweise sogar unmöglich, einen Betreuungsplatz für ihr Kind zu finden. Es gibt in vielen Gemeinden entweder gar keine Angebote oder lange Wartelisten, insbesondere bei Betreuungsplätzen für Säuglinge und Kinder im Vorschulalter. Es braucht zudem spezielle Angebote während der Schulferienzeiten sowie Notfallplätze."
Wüstenfuchs - 30. Okt, 19:39
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