25
Okt
2009

Das Leben nach dem Tod

Im Moment kann ich zwei Menschen in meinem Umfeld beobachten, die dem Tod nur so grade eben von der Schippe gesprungen sind. Die eine ist die Gleitschirmpilotin, die einen Absturz nur so knapp überlebt hat und seit ein paar Wochen mit mehr gebrochenen Knochen als heilen im Spital liegt. Die andere hat einen Herzinfarkt erlitten und ihn nur überlebt, weil sie schon im Spital war und die Reaktionszeit auf den Infarkt praktisch Null war.
Beide scheinen die gleiche Schwierigkeit zu haben: zwar geht ihr Leben weiter, aber dennoch ist nichts mehr wie es war. Der Moment des Beinahe-Sterbens scheint nicht so schlimm zu sein, stärker die Angst in den Minuten / Sekunden davor, die aber mehr oder weniger dem Vergessen anheim fallen. Dennoch schliesst irgendetwas im Bewusstsein der Menschen mit dem Leben ab, so dass nach dem Ueberleben der eigentlich tödlichen Situation, der Anschluss nicht mehr gefunden wird.
Die Situation ist absurd: das Bewusstsein gaukelt Kontinuität vor, obwohl es einen Moment des "Unterbruchs" im Moment des Herzstillstandes gegeben hat, andererseits ist das alte Leben tatsächlich gestorben und nichts mehr ist, wie es vorher war.
Im menschlichen Bewusstsein scheint es keinen "Mechanismus" für das Ueberleben tödlicher Situationen zu geben (macht evolutionär ja auch keinen Sinn) als das Vergessen oder Verdrängen. Man kann nicht fühlen, dass man dem Tod knapp entkommen ist. Daran gibt es nur eine intelektuelle Annäherung. Ich selbst habe zwei Krankheiten erlebt, die ich ohne die moderen Medizin nicht überlebt hätte. Aber es gibt keinen "Ort" in meinem Bewusstsein, wo ich spüren könnte, dass dem so ist.

Der Absturz der Pilotin betrifft mich sehr. Einmal weil wir ihr das Fliegen beigebracht haben und ausserdem weil es zeigt, wie unberechen bar das Fliegen und der Pilot sind. Das Fliegen, weil man nie wissen kann wie turbulent oder nicht turbulent die Luft ist, in der man fliegt, da man sie nicht sehen kann. Der Pilot: weil trotz intensiven Trainings über dem See mit Spiralen, Fullstall etc und Notschirmwerfen, die Pilotin nicht fähig war in einer ausser Kontrolle geratenen Situation darauf zurückzugreifen.
Viele Piloten fliegen jahrzehntelang sicher bis ins hohe Alter mit den unterschiedlichsten Fluggeräten. Einige wenige machen Abstürze. Der Gleitschirmsport ist gegenüber anderen Sportarten (Basejumping, Speedflying, Motorradfahren) ein relativ Unfallarmer Sport. Aber es bleibt trotzdem dabei: wer nicht in die Luft geht, kann auch nicht runterfallen.
Für mich heisst das, dass ich in Zukunft nicht mehr Gleitschirmfliegen werde, da ich dieses Risiko nicht mehr eingehen werde. Schlecht, wenn das die Frau des Gleitschirmlehrers sagt..... aber für mich ist genug abgestürzt worden im letzten Jahr. Ich möchte keine Nummer in dieser Liste werden.
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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