20
Aug
2010

Der Gedanke zählt?

Lieber Wüstenfuchs,
jetzt war es mal wieder soweit und ich hatte Geburtstag und wie das so ist hab ich ein paar Geschenke gekriegt. Und da ist mir mal wieder etwas aufgefallen was hier so ganz ander ist als in der Schweiz. In der Schweiz läuft das ganze "Geschenke" unter dem Motto: Der Gedanke zählt. Also auch wenn einem das ein oder andere Geschenk jetzt nicht so gaaaaaaaaaanz gefallen hat war es doch nett das die Person überhaupt an einen gedacht hat. Meistens bringt man nicht den Mut auf zu sagen das einem was nicht gefällt oder das man damit nichts anzufangen weiss. Man verstaut das ganze und nach dem genügend Zeit vergangen ist verschentk man es weiter oder entsorgt es oder wenn man ganz dreist ist verkauft man das bei ebay.
Hier läuft das ganz anders. Hier zählt an erster stelle das Geschenk. Hier geht man davon aus das man nie so ganz genau wissen kann was denn der andere jetzt haben will und es besteht eine regelrechte Umtausch-Kultur. Es wird förmlich erwartet von einem das man das Geschenk im Laden wieder eintauscht wenn es einem nicht gefällt. Es gibt spezielle "Geschenkumtauschkassenzettel" auf denen der Preis für den Beschenkte nicht ersichtlich aber der Laden kann über einen Code den Betrag sehen und der Beschenkte kann das Geschenk problemlos eintauschen. Man tauscht hier nicht heimlich und versteckt und die Schenkenden zeigen sich auch nicht beleidigt wenn man das Geschenk eingetauscht hat. Wer z.B. ein Parfüm geschenkt kriegt geht schon mal zur Parfümerie und holt sich ein "Müsterli" um zu sehen ob er das Parfüm mag und tauscht bei nichtgefallen um. Hauptsache der Beschenkte hat was gekriet was ihm gefällt. Mir gefällt diese Haltung ganz gut weil wer will eigentlich Geld ausgeben für etwas was dem anderen nicht gefällt? Und wer kriegt schon gerne Geschenke für die Abstellkammer? Allerdings habe ich selber noch eine grosse Hemmschwelle was das Umtauschen angeht.
gruss
Lili

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romeomikezulu - 20. Aug, 16:11

Brauchst Du aber nicht zu haben:
Der Gedanke zählt, ja - aber wenn der Schenkende aus irgendeinem Grund mal total daneben gelegen haben sollte, darf das den Beschenkten ja nicht zur mehrjährigen in Ehren haltenden Aufbewahrung verpflichten...;-)

Einerseits habe ich SCHON den Anspruch an meine Beschenker, dass sie sich Gedanken machen (vorher!) und sich hinsichtlich meiner Wünsche informieren (vorher!), ich sag nur: ama.zon-Wunschliste und Co....

Aber wenn sie das nicht tun, dürfen sie sich auch nicht über meinen Umtauschmarathon hinterher wundern.

Gruss - RAIN

Wüstenfuchs - 23. Aug, 17:12

Schön wärs schon wenn der Schenker denken würde, aber das ist wahrscheinlich Wunschdenken. Umtauschen fände ich eine beruhigende Idee. Auch wenn ich der Schenker bin. Falsch liegen kann man ja immer mal....
Liliimgelobtenland - 24. Aug, 00:42

@ RAIN:
ich bin eben nicht so gut darin mit Zeitschriften (oder ähnlichen Hilfsmitteln) verdeckte und weniger verdeckte Hinweise zu geben darüber was ich gerne hätte und die ein oder andere Person geht davon aus das es nicht nötig ist mich zu fragen, und so bin ich jetzt um eine "interessante" (leider nicht umtasuchbare da in Frankreich auf irgend einem Markt erstandene) Bluse reicher die ich im Leben nie freiwillig anziehen würde. Gedanken hat Schenker sich schon gemacht... nur leider die falschen. Zitat: " bei dir ist doch jetzt so heiss und die besteht aus so gut wie garnichts" Nur trage ich nicht ganz so gerne Kleidungsstücke die aus so gut wie garnichts bestehen...
romeomikezulu - 24. Aug, 12:04

Uii, DAS ist ja schon fast frech! ;-)
Also DANN musst Du Dir wirklich keine Gedanken machen:
Eine auf einem Markt in Frankreich erstandene Bluse, die in keiner Weise zu Dir passt, ist schon FAST kein Geschenk mehr, das ich so bezeichnen würde ;-)))

Das mit den "versteckten Hinweisen" auf Wünsche und so, das kann man aber lernen.
Und wenn's dann immer noch nicht verstanden wird beim Anderen, dann landet das Zeug in Gottes Namen halt bei den Bedürftigen... :-))
Liliimgelobtenland - 24. Aug, 13:12

Ja eben! genau! ;-)

Es müsste einen Kurs für verdeckte hinweise geben. Wo dann auch gleich der Hinweisempfänger mitkommt damit er übt Hinweise zu erkennen. Manche Menschen sind einfach ZU "Hinweisresistent". Da kann man mit dem Zaunpfahl winken wie man will und anstatt der erhofften CD steht man dann mit einem "Simplify your life" Abreisskalender oder einem ähnlichen Unding da und so stürzt mich mein Geburtstag regelmässig in tiefste "unverstandenfühldepressionen" weil ich nicht fassen kann wie mein Umfeld mit den Geschenken SO daneben liegen kann. Nur auf einen einzigsten Schenker ist verlass: er fragt mich einfach was ich haben will und kauft dann genau das. Am "allerliebsten" mag ich ja die Schenker die vorher fragen was man haben will und das dann aber gänzlich ignorieren um etwas aus der Kategorie "weitgefehlt" zu kaufen. Bis jetzt aber unübertroffen sind die Schenker aus der zum glück recht kleinen Sparte "ungefragtePulloverstricker" die einem "Wohlmeinend" in wochenlanger arbeit in einer natürlich nicht vorher erfragten Farbe unangemeldet einen Pullover stricken. Um keine "Traumatischen" Erinnerungen aufleben zu lassen gehe ich jetzt hier lieber nicht weiter ins Detail ;-) Also meine mich beschenkende Umgebung bringt es noch so weit das ich mich über jeden freue der es bei einer Glückwunsch sms bewenden lässt ;-)
Wüstenfuchs - 26. Aug, 11:39

Schenken ist wirklich kein einfaches Thema. Das fängt für mich schon bei der Frage an:"Was wünscht du dir denn?" In der Schweiz antorten die meisten Erwachsenen mit der Floskel "ach, ich bin wunschlos glücklich!" Was natürlich nicht stimmt, sonst wären die vielen Selbsthilfe und -heilungsseminare hier zu Lande nicht so gut besucht. Es geht um etwas anders. Es geht darum, dass man als Erwachsener nicht einfach seine Wünsche äussert und vom anderen fordert er solle einen doch damit beschenken. Damit geht man eine Bindung und auch eine Art "Schenkschuld" ein. Da bleibt man lieber unverbindlich und lässt sich etwas aus der Kategorie "Unmögliches" schenken. Darüber kann man dann wenigstens lästern...
Anders sieht es bei den Nächsten und Liebsten aus. Die sollen nicht fragen, sondern es wissen! Und wehe, sie wissen es nicht! Dann droht eine Krise anderen Ausmasses.
Das Schenken, so scheint es, ist eine komplizierte Angelegenheit mit unsichtbaren Regeln. Eigentlich ist Schenken wie das Spiel "Minesweeper": nur selten gelingt einem ein Durchgang, in dem keine Mine hochgeht. Und da man bei Minesweeper, wie im richtigen Leben, die Tretminen nicht sehen kann, ist es reines Glück, wenn man nicht auf das Kästchen mit der Bombe klickt. Also: Herzliches Glück beim schenken!

Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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