16
Jan
2010

Macht Reichtum glücklich?

"Wenn das Wörtlein wenn nicht wär, wär mein Vater Millionär!" dieses Sprüchlein kann Claudia nicht aufsagen. Ihr Vater ist Millionär. Aber das nützt ihr gar nichts. Der Vater hat das Vermögen in einer klassischen "Tellerwäscher"-Karriere angehäuft. Aus dem Kleinbürgertum stammend, hat er mit kompromisslos harter Arbeit und Einsatz eine Firma aufgebaut und diese dann zwei Jahrzehnte, knapp 50jährig, gewinnbringen verkaufen können. Jeder von uns Nicht-Millionären wäre dann sofort aufs Altenteil gewechselt und hätte das Leben angefangen zu geniessen. Aber so sind diese Selfmade-Erfolgreichen nicht gestrickt. Um dort hinzugelangen, wohin sie es geschafft haben, braucht man eine absolut Geld- und Gewinnorientierte Gesinnung, die man nicht ablegt nur weil man das Ziel reich zu werden erreicht hat. Im Gegenteil, jetzt als "Privatier" betreibt der Vater das geschäften intensiver denn je. Jedes Jahr stehen neue gewinnbringende Projekte auf dem Plan. Viele davon funktionieren und wenn nicht, ist es auch egal, da das übrige Geld sicher und Renditeabwerfend angelegt ist. Auf dem Altar des Erfolgs wurde, und da erfüllt der Vater jedes Klischee, die Familie. In den Anfangszeiten des Unternehmens waren Tochter, Sohn und Ehefrau die Angestellten.....natürlich lohnfrei. Die Erziehung der Kinder wurde komplett an die Mutter delegiert und auch heute ist Familiensinn Fehlanzeige. In abgewandelter Form könnte Claudia, die Tochter, folgenden Spruch aufsagen:"Was Hänschen mal lernt, verlernt er nimmer mehr." Aus einem alternden ehrgeizigen Reichgewordenen wird nur wegen des Alters kein gemütlicher, Menschenorientierter Grossvater. Aber ist er denn glücklich mit seinem Lebenswandel? Ja, wahrscheinlich schon. Insofern gesehen scheinen Glück und Reichtum schon zusammen zu funktionieren. Claudia allerdings hätte lieber einen fürsorglichen Grossvater, der mal auf ein Kaffee vorbeischaut und mit den Enkeln spielt und nicht nur kommt, weil wieder ein Projekt ansteht, bei dem sie in irgendeiner Form nützlich sein könnte. Auch sitzt der Vater auf dem Geld wie weiland Dagobert Duck auf seinen Dukaten. Aber eben: wie soll man Dagobert beibringen, dass nach 4 Jahrzehnten eifrigen Sparens und Geizens nun die Zeit des "Entsparens" und Teilhaben-lassens gekommen ist. So sind die Erfolgreichen nicht gestrickt. Und so ist Claudia überzeugt, dass ihr Vater vielleicht 90jährig (und das dauert immerhin noch 25 Jahre) noch mit dem letzten Atemzug eine Aktie veräussern oder eine Liegenschaft kaufen wird.
Von aussen betrachtet bewundere ich den Vater für seinen Erfolg, aber dennoch scheint Reichtum keine erstrebenswerte Option zu sein, jedenfalls nicht zum Preis von verlorenen oder nie erreichten sozialen Beziehungen. Macht Reichtum glücklich? Irgendwie schon und irgendwie auch nicht. Und es sät Zwietracht unter den Erben und damit ist auch das Unglück in der zweiten Generation schon vorprogrammiert.
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Oh, die sind aber schön!
Sehr plastisch!
diefrogg - 6. Apr, 13:09
Rückkehr nach langer...
Hallo, meine treuen Leser! Da bin ich wieder nach langer...
Wüstenfuchs - 10. Mär, 17:24
Was heisst Alphorn auf...
...diese Frage habe ich mir anlässlich des Jodlerfests...
Wüstenfuchs - 19. Jun, 20:01
Das wird schon! Toi,...
Das wird schon! Toi, toi, toi!
Larne - 18. Jun, 18:05
Wahnsinn!
Ihr habt bekommt also auch ein neues solches Teil!...
diefrogg - 18. Jun, 13:42

Mein Lesestoff


Siri Hustvedt
Der Sommer ohne Männer

RSS Box

Verzeichnisse

Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de Blogs Technorati Profile Add to Technorati Favorites

kostenloser Counter

Web Counter-Modul

Free Text (4)

Gesehene Filme

Suche

 

Status

Online seit 5659 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 6. Apr, 13:09

Credits