31
Aug
2009

Der Notfall im Anstands-Notstand

Beabsichtigt ihr jemals als Notfall in einem Spital zu landen, dann empfehle ich euch, nicht in der Nähe des Interlakener Spitals zu einem Notfall-Patienten zu werden.

Die Geschichte fängt lange vor dem heutigen Abend an und zwar mit Wüstenfüchschens Sturz vom Trottinet (Roller). Füchsen stürzt, schlägt mit dem Gesicht auf das Ende des Lenkerrohrs auf und wird mit stark blutender Lippe in meiner Küche abgeliefert. Da die Lippe gespalten aussieht, packe ich das brüllende Kind und fahre damit ins FMI-Spital Interlaken. Ich trete mit dem immer noch schreienden und blutenden Kind an den Tresen des Notfalls und........und was? Im Eingangsbereich, der in verschiedene Behandlungszimmer führt, stehen 3 oder 4 weissberockte Menschen. Zum Teil in Unterhaltungen vertieft, zum Teil mit KGs (Krankengeschichten) beschäftigt. Krankenschwestern laufen hin und her. Ich warte eine halbe Minute. Das Geschrei des Kleinen scheint niemanden zu stören. Keiner dreht sich um oder reagiert in irgendeiner Weise. Nach weiteren 15 Sekunden sehe ich mich gezwungen:"Aehem (räusperräusper!), könnten sie uns eventuell helfen?!" zu sagen. Da wendet sich mir schliesslichund endlich eine Krankenschwester zu, die gerade aus einem Behandlungszimmer den Raum betritt.

Heute Abend: Wüstenfuchs-Mann quält sich seit eineinhalb Tagen mit Bauchschmerzen herum. Konsultierte gestern abend eine Privatärztin mit Notfalldienst und bekam Krampflösende Mittel verabreicht, die ihm halfen. Bis heute Abend die Schmerzen wieder so stark waren, dass ich ihn dazu verdonnerte, sich endlich ins Spital zu begeben. Den sich windenden Mann ins Auto gepackt, zur Notfallpforte gefahren und wir treten wieder an den Tresen des Notfalls. Drei weissberockte Herren stehen im Empfangsbereich. Zwei diskutieren ein Röntgen, einer büschelt KGs. Ein Deja-vue. Wüstenfuchs-Mann steht zusammengekrümmt, mit dem Kopf auf dem Tresen da und kann sich kaum halten vor Schmerzen. Beim Betreten des Raumes habe ich laut und deutlich "Guten Abend!" gesagt, keiner dreht sich um, keiner reagiert. Ich warte eine halbe Minute (eine halbe Minute zwischenmenschliches Vakuum ist sehr lange) und erwäge den Gedanken vielleicht unsichtbar und unhörbar zu sein. Nach weiteren 15 Sekunden frage ich in das leise Gemurmel hinein:"Kann er vielleicht mal einen Stuhl haben?!"
Weissrock 1:"Ich habe keinen Stuhl..."
Weissrock 2 zur Krankenschwester, die gerade aus einem der Behandlungzimmer kommt:"Er braucht anscheinend einen Stuhl!"
Da hat man die Wahl lauthals loszulachen oder zu explodieren. Ich"wähle" zweitere Variante, obwohl genau überlegt die erste wahrscheinlich die angepasstere gewesen wäre.
Die Krankenschwester keift zurück:"Jetzt tüet mal aschtändig! Da, Euer Ma cha sogar abliege!! (Jetzt tun Sie mal anständig! Ihr Mann kann sogar hinliegen!)" Na, was für ne Meisterleistung: im Spital kann man sogar hinliegen!
Ich habe dann nichts mehr gesagt, da mein armer sich windender Mann mich so von unten anschaute, dass mir klar war, dass ein Streit mit dem Personal jetzt das Letzte war, was er brauchen konnte.
Also wurrde er auf die Rollbahre verfrachtet, die automatische Türe öffnete sich und weg war er. Die Krankenschwester hat mich keines Blickes mehr gewürdigt oder mit mir geredet. Nach einer Stunde sinnlosen Wartens, in der natürlich niemand was von mir wollte, bin ich dann gegangen ohne eine Information wie es weitergehen würde. Die Infos habe ich mir dann schon noch über den Hauptempfang beschafft und weiss jetzt auch, dass es ihm wieder besser geht.
Ich finds eine Schande, wenn man seinem so hochqualifizierten Personal ernsthaft eine Schulung in Anstand und zwischenmenschlichem Grundwissen anbieten muss. Würden sich meine Angestellte so gegenüber Kunden verhalten, würden ich ein ernstes Wort mit ihnen reden und beim zweiten Mal würd ich sie rausschmeissen. Echt!


Hier noch meine Bilder des Wochenendes von der Flugshow in Dittingen:
Patrouille-Suisse-1

Patrouille-Suisse-2

Patrouille-Suisse-3

Rocket-Man
Der "Rocket Man" mit seinem Raketen-Gürtel.
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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