1
Apr
2009

Erinnerung

Krokusse

Selbstbemalte Vorhänge, Puppenkleider und Puppenbetten aus eigener Produktion, Spazieren gehen im Nymphenburger Park und die Krähen krächzen hören, während wir redeten und redeten, Schlittschuh laufen und Piruetten auf verschiedenen zugefrorenen Seen, Baden am Baggersee, Lachanfälle in Jugoslawien, mit Waldboden gewürzte Spaghetti im Urlaub, im Sommer Brotzzeit im Hirschgarten und lange heisse Sonntage an der Isar. Die grossen Kiesel im Rücken und die Füsse im im eiskalten Wasser. Abends beim Gute-Nacht-Kuss der Geruch nach ihrem Gesichtspuder.
Das und noch vieles mehr sind Erinnerungen an meine Mutter, die leider viel zu früh gestorben ist. Heute sind es genau 18 Jahre.
Würde ich nur genau so alt wie sie, blieben mir von heute an nur noch knappe 8 Jahre. Das ist nicht wirklich viel. Jetzt erst kann ich ermessen wie jung sie gewesen ist und wie schwer es gewesen sein muss, diesen herannahenden Tod zu akzeptieren. Ich glaube, dass sie ihn auch nie wirklich akzeptiert hat, sondern sich erst ganz am Schluss, als sie von Schmerzen und Therapie ganz erledigt war, ihm ergeben hat, weil sie einfach nicht mehr konnte.
Ihr Sterben zog sich über viele Monate hin und meine Schwester (noch nicht mal 20) pflegte sie die ganze Zeit über, da ich damals schon in der Schweiz war. Das muss für beide Seiten schwer gewesen sein, da die Rollen vertauscht waren und meine Schwester schon sehr früh enorme Verantwortung übernommen hat. Aber ich bin sicher, dass das Sterben zu hause für meine Mutter erträglicher war und sie in einem Krankenhaus sehr unglücklich gewesen wäre. Ich bin stolz auf meinen Vater und meine Schwester, dass sie sich dem Tod so mutig gestellt haben und ihn nicht in eine "Institution" delegiert haben!
Für mich war der Prozess des Sterbens ein Moment grosser Trauer, der Tod aber eine Erleichterung, da das Nicht-leben-können und das noch-nicht-sterben-können am Ende für alle sehr belastend war. Da ich damals ein Umfeld hatte, dass eine sehr offene Beschäftigung mit dem Thema Tod zuliess, habe ich das Gefühl sehr viel über das Sterben gelernt zu haben und auch meinem eigenen Tod in die Augen schauen zu können. Aber ob das tatsächlich so ist, wird sich dereinst zeigen. Bisher ist es nur eine Theorie und ein wenig Erfahrung "von aussen".
Wüstenfuchs

Berner Platte und Chuchichäschtli

Die Schweiz, ihre Klischees, ihre Kultur und Politik durch die Augen einer Deutschen gesehen.

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