Persönlichkeit oder Störung?
Manchmal sind es Nebensätze, die einen aus der Bahn hauen.
So einen Nebansatz servierte mir Füchschens Kindergärtnerin, als ich mit einem Fuss schon aus der Türe war.
"Frau Wüstenfuchs, wir müssen noch über die Anmeldung zur Psycho-Motorik reden."
"Psycho-Motorik? Wenn ihr was zu lachen gesucht hättet, wäre mein Gesicht in diesem Moment sicher das geeignete Objekt gewesen. Füchsen und Psycho-Motorik???
"Frau Kindergärtnerin", sagte ich in ziemlich erstauntem Ton "reden wir vom gleiche Kind? Schauen Sie doch mal in ihren Unterlagen, ob sie wirklich meinen Sohn meinen."
Nein, sie sei sicher, dass Füchschen einer der Kandidaten sei.
"Warum?", lautete meine berechtigte Frage.
Psycho-Motorik ist für Kinder gedacht, die motorische Störungen aufweisen, denen es an Selbstbewusstsein fehlt oder deren Unaufmerksamkeit ganze Klassen ablenkt, etc. Ihr könnt euch sicher ein Bild machen, in welche Richtung das geht.
Wer Füchschen kennt, lacht jetzt schon. Für diejenigen, die ihn nicht live und in natura kennen: Füchschen fährt seit er drei Jahre ist Fahrrad ohne je Stützräder benutzt zu haben, schwimmt wie ein Fisch, fängt Bälle beidhändig, schnitzt, malt, bastelt.... eben wie ein Junge von bald 6 Jahren. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht (im Gegenteil). Und natürlich hat er auch seine Schwierigkeiten, z.B. ist er sehr auf mich fixiert, wandert nachts oft in mein Bett und wird ärgerlich, wenn was nicht sofort klappt...eben wie ein Junge, der bald 6 Jahre ist.
"Warum?", fragte ich die Kindergärtnerin also.
Seine Strichführung sei noch zu krakelig (!) und er werde, wenn er dann in der ersten Klasse vielleicht beim Schreiben Misserfolge habe, vielleicht wieder ins Trotzen zurückfallen und ärgerlich werden oder gar ausrasten.
OOOOOOOOOOOOOkay! Mal langsam. Zusammenfassend gesagt erfordert das heutige Schulsystem also, dass ein Schulneuling eine sichere Strichführung habe BEVOR er mit dem Schreiben anfängt und die Pädagogen der ersten Klasse sehen sich ausser Stande einem eventuell ärgelichen Kind bei eventuellen Schwierigkeiten mit dem Schreiben (was ja noch abzuwarten wäre) beizustehen.???!? Ihr versteht meine Verwirrung.
Und ich dachte immer die Schule sei genau dazu da den Kindern das beizubringen. Was bin ich doch für ein Dummkopf! Selbstverständlich brauchts dazu eine geeignete Therapieform. Wie konnte ich das nur übersehen!
Ich habe erst Mal gar nix gesagt und angefangen Mütter in meinem Bekanntenkreis über dieses Thema auszufragen. Das Ergebnis macht jetzt MIR Angst vor dem Schuleintritt und ich habe doch schon einen hinter mir.
Offensichtlich scheint es durch die (Schul)bank so zu sein, dass man einerseits den Kindern kein Vertrauen und keine Zeit schenkt, um sie ihre Schritte machen zu lassen. Andererseits herrscht eine sehr Problem-orientierte Sichtweise vor und eine gleichmacherische Haltung, die von allen Kindern fordert selbstbewusst, geschickt und Gruppen-orientiert zu sein. Schüchterne, Ungeschickte und Einzelgänger scheinen keinen Platz zu finden und sind sofort Kandidaten für eine therapeutische Korrektur. Hätte ich nicht schon Zweifel gehabt, so hätte ich sie spätestens jetzt, was die Ausrichtung der staatlichen Einrichtung Schule angeht.
Die Frauen, mit denen ich geredet habe, haben mir alle den Rücken gestärkt und mir geraten mir ein dickes Fell und eine pointierte Meinung zuzulegen. Ich gebe zu, dass mich das Ganze doch sehr verunsichert hat (wer ist schon ganz sicher, immer das Richtige in der Erziehung seines Kindes zu tun?), aber nach meinen Gesprächen ist diese Verunsicherung einer Empörung gewichen. Nix wird an meinem Kind therapiert! Zuerst lassen wir ihn mal probieren und wenn es dann nicht so funktioniert wie es sollte, werden wir sehen, was wir machen können. Ich weigere mich Persönlichkeit pathologisieren und in Störung umdeuten zu lassen!
Als ich das der Kindergärtnerin mitteilte, meinte sie, dass sie mich in diesem Fall am liebsten einen Zettel unterschreiben lassen würde, in dem ich die Verantwortung für die nicht-angetretene Therapie übernehmen würde. Da musste ich dann doch lachen: Was tue ich denn den ganzen Tag? Ich übernehme die Verantwortung für mein Kind! Unterschriebener Zettel hin oder her.
Da drängt sich doch der Verdacht auf, dass es bei der ganzen Angelegenheit nicht um Füchschen geht, sondern eher um den "Leistungsausweis" der Kindergärtnerin. Sichert die sich nicht gegenüber der Schule ab, jede Erziehungskorrektur vorgeschlagen zu haben, bekommt sie den Aerger. Was für ein System! Und ich dachte es geht um die Kinder!
So einen Nebansatz servierte mir Füchschens Kindergärtnerin, als ich mit einem Fuss schon aus der Türe war.
"Frau Wüstenfuchs, wir müssen noch über die Anmeldung zur Psycho-Motorik reden."
"Psycho-Motorik? Wenn ihr was zu lachen gesucht hättet, wäre mein Gesicht in diesem Moment sicher das geeignete Objekt gewesen. Füchsen und Psycho-Motorik???
"Frau Kindergärtnerin", sagte ich in ziemlich erstauntem Ton "reden wir vom gleiche Kind? Schauen Sie doch mal in ihren Unterlagen, ob sie wirklich meinen Sohn meinen."
Nein, sie sei sicher, dass Füchschen einer der Kandidaten sei.
"Warum?", lautete meine berechtigte Frage.
Psycho-Motorik ist für Kinder gedacht, die motorische Störungen aufweisen, denen es an Selbstbewusstsein fehlt oder deren Unaufmerksamkeit ganze Klassen ablenkt, etc. Ihr könnt euch sicher ein Bild machen, in welche Richtung das geht.
Wer Füchschen kennt, lacht jetzt schon. Für diejenigen, die ihn nicht live und in natura kennen: Füchschen fährt seit er drei Jahre ist Fahrrad ohne je Stützräder benutzt zu haben, schwimmt wie ein Fisch, fängt Bälle beidhändig, schnitzt, malt, bastelt.... eben wie ein Junge von bald 6 Jahren. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht (im Gegenteil). Und natürlich hat er auch seine Schwierigkeiten, z.B. ist er sehr auf mich fixiert, wandert nachts oft in mein Bett und wird ärgerlich, wenn was nicht sofort klappt...eben wie ein Junge, der bald 6 Jahre ist.
"Warum?", fragte ich die Kindergärtnerin also.
Seine Strichführung sei noch zu krakelig (!) und er werde, wenn er dann in der ersten Klasse vielleicht beim Schreiben Misserfolge habe, vielleicht wieder ins Trotzen zurückfallen und ärgerlich werden oder gar ausrasten.
OOOOOOOOOOOOOkay! Mal langsam. Zusammenfassend gesagt erfordert das heutige Schulsystem also, dass ein Schulneuling eine sichere Strichführung habe BEVOR er mit dem Schreiben anfängt und die Pädagogen der ersten Klasse sehen sich ausser Stande einem eventuell ärgelichen Kind bei eventuellen Schwierigkeiten mit dem Schreiben (was ja noch abzuwarten wäre) beizustehen.???!? Ihr versteht meine Verwirrung.
Und ich dachte immer die Schule sei genau dazu da den Kindern das beizubringen. Was bin ich doch für ein Dummkopf! Selbstverständlich brauchts dazu eine geeignete Therapieform. Wie konnte ich das nur übersehen!
Ich habe erst Mal gar nix gesagt und angefangen Mütter in meinem Bekanntenkreis über dieses Thema auszufragen. Das Ergebnis macht jetzt MIR Angst vor dem Schuleintritt und ich habe doch schon einen hinter mir.
Offensichtlich scheint es durch die (Schul)bank so zu sein, dass man einerseits den Kindern kein Vertrauen und keine Zeit schenkt, um sie ihre Schritte machen zu lassen. Andererseits herrscht eine sehr Problem-orientierte Sichtweise vor und eine gleichmacherische Haltung, die von allen Kindern fordert selbstbewusst, geschickt und Gruppen-orientiert zu sein. Schüchterne, Ungeschickte und Einzelgänger scheinen keinen Platz zu finden und sind sofort Kandidaten für eine therapeutische Korrektur. Hätte ich nicht schon Zweifel gehabt, so hätte ich sie spätestens jetzt, was die Ausrichtung der staatlichen Einrichtung Schule angeht.
Die Frauen, mit denen ich geredet habe, haben mir alle den Rücken gestärkt und mir geraten mir ein dickes Fell und eine pointierte Meinung zuzulegen. Ich gebe zu, dass mich das Ganze doch sehr verunsichert hat (wer ist schon ganz sicher, immer das Richtige in der Erziehung seines Kindes zu tun?), aber nach meinen Gesprächen ist diese Verunsicherung einer Empörung gewichen. Nix wird an meinem Kind therapiert! Zuerst lassen wir ihn mal probieren und wenn es dann nicht so funktioniert wie es sollte, werden wir sehen, was wir machen können. Ich weigere mich Persönlichkeit pathologisieren und in Störung umdeuten zu lassen!
Als ich das der Kindergärtnerin mitteilte, meinte sie, dass sie mich in diesem Fall am liebsten einen Zettel unterschreiben lassen würde, in dem ich die Verantwortung für die nicht-angetretene Therapie übernehmen würde. Da musste ich dann doch lachen: Was tue ich denn den ganzen Tag? Ich übernehme die Verantwortung für mein Kind! Unterschriebener Zettel hin oder her.
Da drängt sich doch der Verdacht auf, dass es bei der ganzen Angelegenheit nicht um Füchschen geht, sondern eher um den "Leistungsausweis" der Kindergärtnerin. Sichert die sich nicht gegenüber der Schule ab, jede Erziehungskorrektur vorgeschlagen zu haben, bekommt sie den Aerger. Was für ein System! Und ich dachte es geht um die Kinder!
Wüstenfuchs - 15. Jan, 09:45
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