Kurz vor knapp

Meine Strasse ist sehr kurz. Gerade 4 Häuser stehen dran und 17 Menschen leben darin. Seit ein paar Wochen einer weniger. Er war der Bewohner des ersten Hauses und auch der älteste: fast 100 Jahre ist er alt! Jetzt lebt er seit geraumer Zeit im Altersheim, da er jetzt so gebrechlich ist und nicht mehr von seiner .... ja wem: Frau? Lebenspartnerin? Freundin? versorgt werden kann.
Aber der Reihe nach. Gestern abend hatte ich ein Gespräch mit eben dieser Nachbarin, deren "Bezeichnung" nicht ganz klar scheint. Sie erzählte auf nachfragen, dass sie mit dem alten Herrn, nennen wir ihn Herrn Schmocker, seit etwa 14 Jahren zusammen sei, aber dass sie niemals geheiratet hätten, da die Familien diese Beziehung nicht gebilligt hätten. Dazu ist zu sagen, dass sie 22 Jahre jünger ist als er und damit wahrscheinlich gleich alt wie seine Kinder. Ausserdem war er - nach Adam Riese - 85 als er mit ihr zusammen kam. Späte Liebe wird ja oft schräg angeschaut, da man Sexualität und Liebe bei Uralten als "unästhetisch" empfindet...
Auf jeden Fall hätten sie wohl gerne geheiratet, aber konnten sich nicht über die Meinungen von anderen hinwegsetzen.
Ich stelle mir vor wie es wäre, wenn sie es jetzt, kurz bevor er sterben wird, doch täten und wie die Familien Amok laufen würden... diese Fortsetzung dieser Geschichte aus dem Leben wäre meiner Meinung nach die schönste. Nicht weil ich heiraten für so lebenswichtig halte, sondern nur weils mir gefallen würde, wenn man sagen könnte, dass es nie zu spät ist, sein Leben umzukrempeln. Aber wie es scheint wählt man im Allgemeinen doch eher den bequemsten Weg und nicht den Weg der eigenen Ueberzeugung.
Wüstenfuchs - 22. Dez, 17:31
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